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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße
Autoren: Unbekannt
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Ton.
    Fazzy Slutch aber war infolge seines Fehlschlusses weiter vom Ziel seiner Träume entfernt als je zuvor.
     
    *
     
    „Die Schäden sind beträchtlich", sagte die Stimme der AVIGNON. „Aber alle Defekte, die sich auf den Betrieb des Schiffes hätten auswirken können, sind bereits behoben. Es wird euch eine Zeitlang an der gewohnten Bequemlichkeit mangeln. Nach meiner Schätzung dauert es noch zwei Wochen, bis der letzte Schaden repariert ist. Ich wiederhole jedoch: Einsatzbereit sind wir schon jetzt."
    Fazzy Slutch hatte es sich in seinem gewohnten Sessel so bequem wie möglich gemacht. Die Medoroboter hatten ihn nicht gehen lassen wollen. Daraufhin war er rabiat geworden, bis die Seele des Schiffes selbst hatte eingreifen müssen. Er war vom Krankenlager entlassen worden mit der Auflage, sich körperlich zu schonen. Es zwickte und stach ihn noch immer an allen möglichen Stellen, aber die Wunden waren eindeutig auf dem Weg der Heilung.
    Seit dem Unglück waren zweieinhalb Tage vergangen. Der Digitalkalender zeigte den 18. Januar 446. Ein rundes Dutzend Besatzungsmitglieder hatte sich im Kontrollraum eingefunden, um an der Lagebesprechung teilzunehmen. Die Stimmung war ernst. Zwei Vironauten hatten die Begegnung mit Gume Shujaa mit dem Leben bezahlt: eine Terranerin und ein Arkonide.
    „Wo sind wir jetzt?" fragte Fazzy.
    „Zwanzig Kilolichtjahre nordwestlich des Milchstraßenzentrums", antwortete das Schiff.
    „Wir materialisierten in unmittelbarer Nähe des Zentrums. Ich habe es auf mich selbst genommen, das Schiff eine gewisse Strecke abseits zu manövrieren."
    „Das Stygische Netz ist also befahrbar?" fragte Fazzy.
    Ein paar fragende Blicke trafen ihn. Der Name war ihm eingefallen, während er im Krankenbett lag. Sie nannten den neuen Sotho Stygian. Warum sollte das Netz, das er erschaffen hatte, nicht seinen Namen tragen?
    „Wenn du das Ersatznetz im Innern der Milchstraße damit meinst", antwortete das Schiff, „ja. Es war nur eine geringfügige Anpassung der Astrogationsmechanismen erforderlich."
    „Der Flug verlief ohne Zwischenfall?"
    „Ohne Zwischenfall. Eine außergewöhnliche Beobachtung wurde allerdings gemacht.
    Während des Aufenthalts im stygischen Psiraum wurden des öfteren Serien psionischer Funkimpulse registriert. Die Impulsserien sind unentzifferbar. Sie scheinen keinen Informationsgehalt zu besitzen. Ich entschloß mich, sie nicht zu beachten."
    Fazzy stutzte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn die Signale hätten entschlüsselt und ihre Bedeutung hätte erkannt werden können. Aber wenn die AVIGNON sich darum vergebens bemüht hatte, dann würde auch niemand anders Erfolg haben. Es mochte sein, daß er infolge des Unfalls ein wenig zu mißtrauisch geworden war. Er schob die Überlegung beiseite. Aber ein leises Gefühl des Unbehagens blieb zurück.
    Er hatte keine Zeit für Gedanken am Rand. Er mußte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er sah sich um. Niemand sprach. Blicke waren auf ihn gerichtet. Mein Gott, man wartete, daß er eine Entscheidung traf! Er, Bonifazio „Fazzy" Slutch, dessen höchstes Amt bisher das eines Adjutanten im Dienst des unverwüstlichen Reginald Bull gewesen war.
    „Wie kam es zu dem Unfall?" fragte er.
    „Das ist unklar", antwortete die Seele des Schiffes. „Ich bin nicht einmal sicher, daß es sich um einen Unfall handelt. Das Schiff geriet in einen paramechanischen Sog, der es ins Innere des Leuchtfeuers zerrte. Das Leuchtfeuer besteht aus psionischer Energie. Es steht mit dem Stygischen Netz in Verbindung. Das Schiff wurde ins Innere der Milchstraße gesaugt und in einen Strang des Stygischen Netzes ausgespieen. Die Belastungen, die das Schiff dabei auf rein mechanischer Ebene zu ertragen hatte, überstiegen die höchstzulässigen Sollbelastungen um zeitweise eintausend Prozent."
    „Mit anderen Worten..."
    „Wir wären um ein Haar drauf gegangen", sagte das Schiff.
    „Es besteht also eine Verbindung zwischen dem Psionischen und dem Stygischen Netz?"
    „In Form des Leuchtfeuers, ja. Aber wer auf diesem Weg in die Milchstraße vorstoßen will, der sei rechtzeitig gewarnt. Ich jedenfalls würde diese Tortur nicht noch einmal über mich ergehen lassen."
    „Du bist nicht sicher, daß es ein Unfall war", erinnerte sich Fazzy. „Wie meinst du das?"
    „Es könnte doch sein, daß der Sender, dem wir folgten, in Wirklichkeit von den Kräften des Sothos installiert wurde", antwortete die AVIGNON. „Julian Tifflor und die GOI sind nicht die
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