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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße
Autoren: Unbekannt
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begegnete Veeghrs fragendem Blick.
    „Ich sehe keine andere Möglichkeit", beantwortete Fazzy die unausgesprochene Frage.
    „Wenn uns keiner den Weg zeigt, kommen wir nicht in die Milchstraße. Wir müssen erfahren, was der Sender uns zu sagen hat."
    Veeghr fuhr sich mit der siebenfingrigen Hand über den Virotron, als wolle er den Sitz des Geräts prüfen. Den Auftrag, den er dem Schiff erteilte, hörte man nicht. Die AVIGNON änderte den Kurs. NGC 5024 war auf einmal nicht mehr wichtig.
     
    *
     
    Das Virenschiff hatte den Psiraum verlassen.
    In der Tiefe dehnte sich der weißlichgelbe Lichterteppich der Milchstraße. Das Zentrum der mächtigen Sterneninsel, in Einzelsterne nicht mehr auflösbar, blähte sich wie eine Wolke hocherhitzten, weißblau glühenden Gases. Irgendwo unter den leuchtenden Gasmassen saß das gigantische black hole, das den Kern der Milchstraße bildete. Die grelle Glut der Gaswolke spiegelte die gewaltigen Energien wider, die der Gigant unablässig von sich spie.
    Wie eine weiße Wand ragte Sotho Tyg Ians kosmisches Leuchtfeuer vor der AVIGNON auf. Seit das Schiff den Psiraum verlassen hatte, wirkte des Sothos Denkmal längst nicht mehr so imposant wie zuvor. Es war ein großer weißer Klecks mitten im All, eine Scheibe von dreizehneinhalb Lichtjahren Durchmesser. Die Faust des Kriegers bestand aus psionischer Energie. Als der Sotho sie geschaffen hatte, war sie wahrscheinlich binnen einer Stunde aus dem Zentrum der Milchstraße zu ihrer vollen Höhe emporgewachsen.
    Aber das Licht, das von ihr ausging, unterlag den Gesetzen des Standarduniversums, in dem eine höhere Geschwindigkeit als die der elektromagnetischen Wellen nicht zulässig war.
    Die AVIGNON schwebte in halber Höhe des Leuchtfeuers, 4000 Lichtjahre über der Hauptebene der Milchstraße.
    Die Suche nach dem geheimnisvollen Sender erwies sich als mühsam. Während die AVIGNON sich auf den ursprünglich angepeilten Punkt zubewegte, waren die Signale plötzlich verstummt. Als sie später wieder hörbar wurden, war ihr Ausgangsort ein anderer. Es lag auf der Hand, daß der Sender sich an Bord eines Fahrzeugs befinden mußte, das mit hoher Geschwindigkeit den Raum in der Nähe des kosmischen Leuchtfeuers durchstreifte. Ein solches Arrangement erschien logisch, wenn es auch die Suche erschwerte. Ein beweglicher Sender hatte es leichter, den Nachstellungen des Gegners zu entgehen; außerdem war er in der Lage, seine Signale über ein größeres Volumen abzustrahlen.
    Es war also nichts Unrechtes daran, daß man dem Sender hinterher jagen mußte. Was Fazzy an der Sache störte, war, daß die Jagd immer näher an die weiße Wand der Faust des Kriegers heranführte. Das schimmernde Gebilde war ihm unheimlich. Aber der Sender war unerbittlich. Er übertrug ein paar Minuten lang, schwieg eine halbe Stunde und fing von einem anderen Ort wieder an zu senden. Die AVIGNON folgte seinen Manövern getreulich. Der Kode war inzwischen identifiziert worden. Es handelte sich um ein altes Morsesystem der Aras, das mit langen und kurzen Tönen sowie langen und kurzen Pausen arbeitete und schwierig zu entziffern war. Erschwerend bei der Aufgabe der Dechiffrierung wirkte der Umstand, daß der Geräuschpegel nach wie vor hoch war.
    Das Virenschiff war dem Sender trotz aller Mühe bislang nicht wesentlich näher gekommen. Die Mehrzahl der Signale ertrank im Knattern der Störgeräusche. Die Sache wurde im Lauf der Zeit nicht besser, sondern eher schlimmer. Gume Shujaa, die Faust des Kriegers, strahlte auf sämtlichen Wellenlängen des hyperenergetischen Spektrums.
    Wenn es der AVIGNON gelang, sich dem Sender um ein paar zusätzliche Lichtjahre zu nähern, dann wurde der Vorteil sofort durch die verstärkte Streustrahlung des kosmischen Leuchtfeuers kompensiert.
    Zwei Worte der Sendung hatte das Schiff bisher entziffern können. Der Text der Sendung war in Interkosmo gehalten, und die beiden Worte lauteten: ... ALLE VIRONAUTEN... Man war also auf dem richtigen Weg.
    Die Sendung war an Heimkehrer aus der Mächtigkeitsballung ESTARTU gerichtet. Aber Fazzy Slutch ertappte sich immer öfter dabei, wie er die weiße Wand anstarrte, die das große Hologramm im Zentrum des Kontrollraums fast zur Hälfte ausfüllte. In Gedanken sah er eine mächtige Hand daraus hervorschießen und nach der AVIGNON greifen.
    Nach den letzten Berechnungen mußte das Schiff sich in unmittelbarer Nähe des Punktes befinden, von dem die letzte Serie von Morsesignalen ausgegangen
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