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1308 - Das Wunder der Milchstraße

Titel: 1308 - Das Wunder der Milchstraße
Autoren: Unbekannt
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Milchstraße war ihnen versperrt, wenn ihnen kein Weg gezeigt wurde, wie der Abgrund zwischen dem Psionischen Netz und Sotho Tyg Ians Ersatznetz überwunden werden konnte.
    Wer aber sagt uns, dachte Fazzy Slutch, daß es einen solchen Sender wirklich gibt?
    Noch vor dem Abbruch des Informationsflusses um die Jahresmitte 432 war bekanntgeworden, daß sich in der Milchstraße eine Widerstandsgruppe gegen die Herrschaft des neuen Sothos gebildet habe. Die Organisation nannte sich „Gruppe Organische Unabhängigkeit" oder „Group Organic Independence" und war unter dem Akronym GOI bekannt. Julian Tifflor gehörte der GOI an und hatte innerhalb der Organisation ein verantwortungsvolles Amt.
    Darauf stützte sich die Hoffnung der vierzig Vironauten an Bord der AVIGNON. Was aber, wenn es die GOI nicht mehr gab? Wenn Julian Tifflor nicht mehr existierte? Der Gedanke, daß er dann seinen Auftrag nicht auszuführen brauche, weil es keinen Empfänger für den Bericht von Chanukah mehr gab, bedeutete für Fazzy Slutch keinen Trost. Er wollte seine Nachricht überbringen. Er klammerte sich an die Hoffnung, daß es irgendwo in der Milchstraße noch jemand gäbe, der sich dafür interessierte, daß in Absantha-Gom plötzlich Wesen aufgetaucht waren, bei denen es sich wahrscheinlich um Kartanin handelte. Es mußte noch Widerstand geben. Der Gedanke, daß Sotho Tyg Ian sich in den vergangenen dreizehn Jahren die ganze Milchstraße unterworfen haben könne, war unerträglich.
    Fazzy Slutch war kein Kämpfer. Fazzy erreichte sein Ziel auf andere Weise: durch Reden, durch Handel, Bestechung, hier und da einen kleinen Schwindel, manchmal sogar einen ausgemachten Betrug. Er war mit den Vironauten ausgezogen, weil ihn das Abenteuer lockte. Menschen wie er, hatte er geglaubt, würden dort draußen gebraucht, wo man alle Tage auf neue Völker stieß, deren Mentalität erst erforscht werden mußte.
    Denn in Mentalitäten kannte er sich aus.
    Er hatte rasch begriffen, daß es in ESTARTU nicht so zuging, wie er es sich in seinen Träumen ausgemalt hatte. Er wollte den Ewigen Kriegern so rasch wie möglich den Rücken kehren. Er wollte nach Hause. Die Sache mit der Abenteurerei war ihm zu unsicher. Aber daheim - das mußte so sein, wie er es in Erinnerung hatte. Kein Sotho, keine Upanishada, kein Kodex. Er wollte leben können, wie er wollte.
    Das waren seine Wünsche. Und deswegen klammerte sich seine Seele an die Hoffnung, daß Julian Tifflor noch lebte, daß es die GOI noch gab und daß es dem Sotho demnächst an den Kragen gehen werde.
     
    *
     
    Die Diskussionen waren beendet. Die AVIGNON hatte Kurs auf NGC 5024 gesetzt. Die künstliche Schwerkraft an Bord erlaubte es, „oben" und „unten" zu definieren. Solange das Schiff sich parallel zur Hauptebene der Milchstraße bewegte, hatte man das Gefühl, „über" die wirbelnden Sternenmassen der Spiralarme hinwegzugleiten.
    Sämtliche Wahrnehmungsmechanismen des Schiffes befanden sich in fieberhafter Tätigkeit. Die Spektren des Psi- und Hyperfunks wurden von Dutzenden von Monitoren abgetastet. Die Orter spielten. Die optische Beobachtung, die während des Aufenthalts im Psiraum eine unvergleichlich wichtigere Rolle spielte als im Standarduniversum, deckte den gesamten Raumwinkel ab.
    Vor den wabernden Feldern des intergalaktischen Raumes zeichnete sich die Sternenballung des Kugelsteinhaufens wie eine irisierende Seifenblase ab. In stetigem Wechsel schillernd, liefen die Farben des Spektrums über ihre Oberfläche. Mitunter sprangen glühende Fontänen aus dem Innern der Blase, schossen in die Weite des Halos hinaus und verblaßten nach wenigen Sekunden. Die Sterne im Innern der Ballung waren in fortwährender Bewegung. Nova flammten in Augenblicken auf und sanken wieder in sich zusammen.
    Jenseits des Sternhaufens reckte sich die Faust des Kriegers ins All. Aus der Nähe betrachtet - wenn man 35.000 Lichtjahre als Nähe bezeichnen wollte -, bot sie einen imposanten Anblick.
    Auf den Kanälen des Psifunks war es still. Psifunk-Signale reisten entlang den Strängen des Psionischen Netzes. Aus der Milchstraße kam kein einziger psionischer Laut. Der „Golf", die schwarze Trennschicht, verschluckte alles. Auf dem Hyperfunkband herrschte mäßiger Betrieb. Die Nachrichten, die der Hyperkom empfing, ließen sich in zwei Klassen einteilen: belanglose und solche, die in amtlichem Ton von den Aktivitäten der Sotho-Regierung sprachen. Die belanglosen bezogen sich auf Schiffsbewegungen oder die
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