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1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel

Titel: 1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel
Autoren: Unbekannt
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ihm einer der Meistersinger nach der Vorstellung spöttisch zu. „Vielleicht möchte er, daß du für ihn einen Kampf inszenierst..."
    Ja, recht so, ätze nur meine offenen Wunden, dachte Voso Mii verbittert.
     
    *
     
    Voso Mii machte noch rasch Maske. Er verhängte das Toshinmal mit einem dunklen Schleier und schminkte die verstümmelte Organrose seines Gesichts. Wenn seine Kunden über seinen Makel auch Bescheid wußten, so mußten sie ihn nicht auch noch optisch wahrnehmen können.
    Wehmütig betrachtete er sein verstümmeltes Singorgan am Halsansatz: ein häßlicher Kröpf mit Schlitzen, aus denen man die Membrane entfernt hatte. Voso Mii stülpte eine Sprechmaske darüber, die ihm eine einigermaßen melodiöse Stimme verlieh.
    Derart gerüstet, betrat er tentakelschwingend den Kontaktraum seines Vermittlungsbüros. Dort stand ein haarloser Zwerg mit dem Rücken zu ihm und starrte durch das Fenster auf die bewegte biokinetische Landschaft: An diesem Tag bot sie sich als bis zum Horizont reichende Wüste dar, Düne reihte sich an Düne.
    Der haarlose Zwerg war ein Zweiarm-Zweibeiner, jedoch war von seinem einen Arm nur noch ein Stummel übrig. Er drehte sich nach Voso Mii um, als er dessen Schritte, hörte, und zeigte ein Gesicht mit einer knöchernen, ausladenden Augenbrauenwulst. Seine Nase war flach und breit, der dünnlippige Mund reichte fast von einem Gehörorgan zum anderen. Für Voso Mii waren das keine besonderen Merkmale, und der Zwerg hätte auf ihn einen durchschnittlichen, harmlosen Eindruck gemacht, wäre da nicht der Shant gewesen, den er trug.
    „Ah, sieh an, ein Humanoider!" rief der Ophaler aus und neigte leicht den Kopf. „Was verschafft mir die hohe Ehre deines Besuchs?"
    „Ich schätze es gar nicht, mit diesem Gorim-Ausdruck bedacht zu werden", sagte der Zwerg in kultiviertem Sothalk. „Es könnte dir übel ergehen, wenn du solche Beschimpfungen nicht unterläßt." Er hob den Armstummel der Linken und deutete drohend auf Voso Mii. „Du glaubst, daß du eine Pechsträhne hast. Aber ich könnte dafür sorgen, daß du dir wünschst, nie geboren zu sein. Obendrein könnte dir noch ein lukratives Geschäft verloren gehen."
    Voso Mii starrte auf den Armstummel, und er hatte den Eindruck, daß es eine unsichtbare Verlängerung mit einer Hand gab, von der einer der Finger auf ihn wies. Was verbarg der Besucher in seiner Hand, daß er sie unsichtbar machte?
    „Verzeih mir, Fremder", sagte Voso Mii unterwürfig. „Aber ich wollte dich nicht einen Gorim schimpfen. Ich mache da sehr feine Unterschiede zwischen den echten Gorims, den Gängern des Netzes und Feinden der ESTARTU, und den Vironauten aus der Mächtigkeitsballung ES, die man einst fälschlich als Gorims bezeichnete. Der Ausdruck ‚Humanoide’ stammt von diesen Vironauten, die man nunmehr als unsere Verbündeten ansehen kann. Wie soll ich dich also nennen? Was kann ich für dich tun?"
    „Ich bleibe solange ein Fremder für dich, bis wir ins Geschäft gekommen sind", sagte der Besucher und suchte sich unter dem halben Dutzend exotischer Sitzgelegenheiten eine, die ihm einigermaßen körpergerecht erschien. „Du hattest mit deinem letzten Coup kein Glück, Voso. Ich möchte dir dennoch eine Chance geben und deine Vermittlerdienste in Anspruch nehmen. Wenn du den Anforderungen entsprichst, dann sollst du reichlich belohnt werden. Ich bin in der Lage, dir jeden Wunsch zu erfüllen."
    „So hört man sonst nur einen Ewigen Krieger sprechen", sagte Voso Mii verblüfft, dann überkam ihn die Wut. Sein Besucher war sicher ein Bote der Orbitalen Ayannehs, der kam, um ihn zu verhöhnen! In seinem Zorn riß sich Voso Mii den Schleier vom Toshinmal und rief: „Sei's drum! Dann befreie mich von diesem Schandfleck."
    „Wenn das alles ist!" sagte der Besucher heiter und ohne die geringste Überraschung beim Anblick von Vosos Toshinmal. „Dann wollen wir als Belohnung für deine Dienste die Aufhebung des Kriegerbanns aushandeln. Ich brauche deine Vermittlerdienste. Wenn ich mit deiner Leistung zufrieden bin, dann befreie ich dich vom Toshinmal und garantiere dir, daß du deine Singstimme zurückbekommst."
    „Ist das ein übler Scherz?" fragte Voso ungläubig.
    „Ich scherze nie", sagte der Besucher, und sein breiter Mund bildete dabei einen geraden Strich. „Ich habe die Macht, dir zu helfen. Aber verlange nicht, daß ich dir diese Macht demonstriere."
    „Nein, gewiß nicht", versicherte Voso und streckte abwehrend alle sechs Armtentakel
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