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1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel

Titel: 1307 - Vorstoß in den Dunklen Himmel
Autoren: Unbekannt
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von sich. „Sage mir nur, was du begehrst, und ich werde es für dich erledigen."
    „Ich suche Kämpfer", sagte der Besucher schlicht.
    „Die kannst du haben. Wie viele brauchst du? Hundert? Tausend? Ich kann für dich eine ganze Armee auf die Beine stellen. Brauche nur wahllos jeden zweiten Eklitter herauszunehmen und bin sicher, daß er in jedem Krieg seinen Mann stellt..."
    Voso verstummte, als er sah, wie sein Besucher den kahlen Kopf schüttelte.
    „Ich brauche keine Armee", sagte er. „Es genügen so viele, wie ich Finger an den Händen habe." Er streckte Voso die Rechte und den linken Armstummel entgegen, und wieder hatte Voso den Eindruck, daß da eine Hand war, er sah im Geiste förmlich die fünf gespreizten Finger vor sich. Der Zwerg fuhr fort: „Ich brauche nicht mehr Leute. Aber es muß sich um erprobte Kämpfer handeln. Die mit jeder Situation fertig werden. Die es mit jedem Gegner aufnehmen. Die weder Ewigen Krieger noch Sotho fürchten!"
    Voso Mii schreckte leicht zurück.
    „Was hast du vor?"
    „Nur so eine Redewendung", beruhigte ihn der Besucher und hob den einen Mundwinkel leicht zu einem schiefen Lächeln. „Aber es ist etwas Wahres dran. Die Leute, die ich brauche, müßten selbst mutig genug sein, es mit einem Krieger aufzunehmen."
    „Solche Kerle gibt es nicht viele, nicht einmal auf Eklitt", gestand Voso.
    „Soll ich das so verstehen, daß du dich außerstande siehst, mir eine solche Kampftruppe zu vermitteln?" fragte der Besucher und erhob sich.
    „Mit keinem Wort habe ich das gesagt!" rief Voso aus. „Es wird schwierig sein, das wohl, aber ich schaffe es. Mein Wort darauf!"
    „Also gut", sagte der Besucher. „Ich verlasse mich auf dich. Lasse dir bei deiner Auswahl Zeit. Ich komme wieder, wenn ich die Kämpfer brauche. Und ich begnüge mich auch mit weniger, wenn sie nur den Anforderungen entsprechen."
    „Und welchen Einfluß hat die Anzahl auf meine Belohnung?" wollte Voso wissen.
    „Du bekommst deine Freiheit in jedem Fall - nicht für Quantität, sondern für Qualität!"
    Der Zwerg wandte sich ab und stieß dabei mit der unsichtbaren Linken gegen die Lehne des Stuhles, auf dem er gesessen hatte, was ein metallisches Geräusch verursachte. Er drehte sich noch einmal nach Voso Mii um.
    „Nicht daß es eine Rolle spielt - aber durch welches Verbrechen wurdest du zum Toshin?" fragte er.
    „Mein Vergehen war gering genug", antwortete Voso Mii. „Ich habe auf Mardakaan bei einem Spiel des Lebens einen Kandidaten unterstützt, der die Prüfungen aus eigener Kraft nicht geschafft hätte. Das haben auch schon andere Ophaler getan, sogar auf höhere Weisung, aber mich hat man erwischt. Offensichtlich sollte ich als abschreckendes Beispiel dienen. Man stellte mich vor die Wahl, entweder die Verbannung in die Orphischen Labyrinthe zu wählen, oder mich als Toshin brandmarken zu lassen..."
    „Schade, daß du die erste Möglichkeit nicht gewählt hast", sagte der Zwerg im Weggehen. „Dann hätte ich deine Bekanntschaft vielleicht schon früher gemacht..."
    „Warst du einer der Labyrinth-Jäger des Kriegers Yarun?" rief Voso dem Zwerg nach, aber er erhielt keine Antwort mehr.
    Er blickte durch das Fenster ins Freie, in der Hoffnung, seinen Besucher noch einmal zu sehen zu bekommen. Aber draußen türmten sich die mutierten Biomassen nun zu bizarren Gebilden und hatten sich über dem Straßentunnel aus Formenergie geschlossen.
    Voso Mii dachte über das Gespräch nach. Es erschien ihm wie ein Traum. War es möglich, daß er eine reelle Chance bekommen würde? Er wollte sich nicht auf das Wort eines Unbekannten verlassen. Vielleicht handelte es sich nur um einen Scherzbold, den ihm einer seiner unzähligen Feinde geschickt hatte - der verlorene Kampf hatte ihm jede Menge davon beschert. Aber er wollte die geringe Chance nützen und an dem Auftrag arbeiten.
    Ihm fielen auf Anhieb ein Dutzend Namen ein, die sich als Kandidaten eigneten. Von denen jeder ein Kämpfer war, wie sein Auftraggeber sie sich wünschte.
    Voso rief im Singspielhaus an und bekam Bildverbindung mit Galmoll, dem Ersten Meistersinger.
    „Galmoll, ich habe eine zweite Chance zur Heimkehr bekommen", berichtete er aufgeregt. „Natürlich nehme ich euch mit. Das setze ich durch."
    „Hat dir das etwa der Zwerg-Gavvron versprochen, der unter dem Publikum war?"
    erkundigte sich der Meistersinger mit vibrierender Baßstimme.
    „In der Tat", bestätigte Voso. „Was stört dich daran?"
    „Allerhand", sagte Galmoll.
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