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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
Autoren: Karl May
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Aufmerksamkeit der Osmanly von uns ab- und auf euch lenken. Das übrige ist unsere Sache. Geht!“
    Die übrigen ließ ich zwei lange, hintereinanderstehende Reihen bilden, die den Zweck hatten, das Gehölz von drei Seiten zu umfassen. Ich gab ihnen die nötige Anweisung, worauf wir uns zu Boden legten und vorwärts krochen.
    Natürlich kam ich am schnellsten voran. Ich hatte meinen Baum wohl bereits seit zwei Minuten erreicht, als laute Hufschläge erschallten. Das Feuer brannte noch immer; darum war es mir möglich, die ganze Szene leidlich zu überblicken. Die beiden Offiziere hatten wahrscheinlich während der ganzen Zeit meiner Abwesenheit geraucht und Kaffee getrunken.
    „Scheik Adi ist ein böses Nest!“ hörte ich den Hauptmann sagen.
    „Ganz bös!“ antwortete der Leutnant.
    „Die Leute beten dort den Teufel an!“
    „Den Teufel; Allah zerhacke und zerquetsche sie!“
    „Das werden wir tun!“
    „Ja, wir werden sie zerreißen!“
    „Ganz und gar!“
    Bis hierher konnte ich die Unterhaltung vernehmen, dann aber hörte man das erwähnte Pferdegetrappel. Der Leutnant hob den Kopf empor.
    „Man kommt!“ sagte er.
    Auch der Hauptmann lauschte.
    „Wer mag das sein?“ fragte er.
    „Es sind zwei Reiter; ich höre es!“
    Sie erhoben sich, und die Soldaten taten dasselbe. In dem Schein, den das Feuer hinauswarf, wurden Halef und Selek sichtbar. Der Hauptmann trat ihnen entgegen und zog seinen Säbel.
    „Halt! Wer seid ihr?“ rief er sie an.
    Sie waren sofort von den Türken umringt. Mein kleiner Halef betrachtete sich die Offiziere vom Pferde herunter mit einer Miene, welche mich erraten ließ, daß sie auf ihn den gleichen Eindruck machten, den sie auch auf mich hervorgebracht hatten.
    „Wer ihr seid, habe ich gefragt!“ wiederholte der Hauptmann.
    „Leute!“
    „Was für Leute?“
    „Männer!“
    „Was für Männer?“
    „Reitende Männer!“
    „Der Teufel verschlinge euch! Antwortet besser, sonst erhaltet ihr die Bastonade! Also wer seid ihr?“
    „Wir sind Dschesidi“, antwortete jetzt Selek mit kleinlauter Stimme.
    „Dschesidi? Ah! Woher?“
    „Aus Mekka.“
    „Aus Mekka? Allah il Allah! Gibt es dort auch Teufelsanbeter?“
    „Grad fünfmalhunderttausend.“
    „So viele! Allah kerihm; er läßt viel Unkraut unter dem Weizen wachsen! – Wohin wollt ihr?“
    „Nach Scheik Adi.“
    „Ah, habe ich euch? Was wollt ihr dort?“
    „Es wird dort ein großes Fest gefeiert.“
    „Ich weiß es. Ihr tanzt und singt mit dem Teufel und betet dabei einen Hahn an, der durch das Feuer der Dschehennah ausgebrütet worden ist. Steigt ab! Ihr seid meine Gefangenen!“
    „Gefangen? Was haben wir getan?“
    „Ihr seid Söhne des Teufels. Ihr müßt geprügelt werden, bis euer Vater von euch gewichen ist. Herunter von den Pferden!“
    Er griff selbst zu, und die beiden Männer wurden förmlich von den Pferden heruntergezogen.
    „Gebt eure Waffen her!“
    Ich wußte, Halef würde das nie tun, selbst unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht. Er sah suchend nach dem Feuer hin, und so hob ich den Kopf so weit empor, daß er mich erblickte. Nun wußte er, daß er sicher sein könne. Aus dem vielen leisen Rascheln hinter mir hatte ich bereits erkannt, daß die Meinen das Lager vollständig umschlossen hatten.
    „Unsere Waffen?“ fragte Halef. „Höre, Jus Baschi, erlaube, daß wir dir etwas sagen!“
    „Was?“
    „Das können wir nur dir und dem Mülasim mitteilen.“
    „Ich mag nichts von euch erfahren!“
    „Es ist aber wichtig, sehr wichtig!“
    „Was betrifft es?“
    „Höre!“
    Er flüsterte ihm einige Worte in das Ohr, welche den augenblicklichen Erfolg hatten, daß der Hauptmann einen Schritt zurücktrat und den Sprecher mit einer gewissen achtungsvollen Miene musterte. Später erfuhr ich, daß der schlaue Halef geflüstert hatte: „Euren Geldbeutel betrifft es!“
    „Ist das wahr?“ fragte der Offizier.
    „Es ist wahr!“
    „Wirst du darüber schweigen?“
    „Wie das Grab!“
    „Schwöre es mir!“
    „Wie soll ich schwören?“
    „Bei Allah und dem Barte des – – – doch nein, ihr seid ja Dschesidi. So schwöre es mir beim Teufel, den ihr anbetet!“
    „Nun wohl! Der Teufel weiß es, daß ich nachher nichts sagen werde!“
    „Aber er wird dich zerreißen, wenn du die Unwahrheit sagst! Komm, Mülasim; kommt, ihr beiden!“
    Die vier Männer traten zum Feuer herbei; ich konnte jedes ihrer Worte vernehmen.
    „Nun, so rede!“ gebot der Hauptmann.
    „Laß uns
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