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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
Autoren: Karl May
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ich nicht, denn diese Gegend ist mir unbekannt. Beschreibe sie mir, Bey!“
    „Hier geradeaus geht der Weg nach Baadri, und hier weiter links der nach Aïn Sifni. Teile diesen Weg in drei Teile; gehe das erste Drittel, so hast du diese Lichter dann dir zur Linken nach dem Wasser zu, welches von Scheik Adi kommt.“
    „Kann man am Wasser entlang reiten?“
    „Ja.“
    „Und auf diese Weise nach Scheik Adi kommen?“
    „Ja.“
    „So ist ein großer, ein sehr großer Fehler vorgekommen!“
    „Welcher?“
    „Du hast Vorposten gestellt nach Baadri und Kaloni hin, aber nicht nach Aïn Sifni zu.“
    „Dorther werden die Türken nicht kommen. Die Leute von Aïn Sifni würden es uns verraten.“
    „Aber wenn die Türken nicht nach Aïn Sifni gehen, sondern bei Dscheraijah den Khausser überschreiten und dann zwischen Aïn Sifni und hier das Tal zu erreichen suchen? Mir scheint, sie würden dann dieselbe Richtung nehmen, in der sich dort jene Lichter bewegen. Siehe, sie sind bereits wieder nach links vorgerückt!“
    „Emir, deine Vermutung ist vielleicht die richtige. Ich werde sofort mehrere Wachen vorschicken!“
    „Und ich werde einmal diese Sterne näher betrachten. Hast du einen Mann, der diese Gegend genau kennt?“
    „Niemand kennt sie besser als Selek.“
    „Er ist ein guter Reiter; er soll mich führen!“
    Wir stiegen so schnell wie möglich hinab. Der letztere Teil der Unterredung war von uns leise geführt worden, so daß niemand, und besonders auch der Baschi-Bozuk nicht, etwas davon vernommen hatte. Selek war bald gefunden; er erhielt ein Pferd und nahm seine Waffen zu sich. Auch Halef mußte mit. Ich konnte mich auf ihn mehr als auf jeden andern verlassen. Zwanzig Minuten später, nachdem ich den Stern zuerst gesehen hatte, jagten wir auf dem Weg nach Aïn Sifni dahin. Auf der nächsten Höhe blieben wir halten. Ich musterte das Halbdunkel vor uns und sah endlich das Aufleuchten wieder. Ich machte Selek auf dasselbe aufmerksam.
    „Emir, das ist kein Stern, das sind auch keine Fackeln, denn diese würden einen umfangreichen Schein verbreiten. Das sind Laternen.“
    „Ich muß hart an sie heran. Kennst du die Gegend genau?“
    „Ich werde dich führen; ich kenne jeden Stein und jeden Strauch. Halte dich nur hart hinter mir und nimm dein Pferd stets hoch!“
    Er wandte sich von dem Wasser nach rechts, und nun ging es über Stock und Stein im Trab vorwärts. Es war ein sehr böser Ritt, aber bereits nach einer reichlichen Viertelstunde konnten wir genau mehrere Lichter unterscheiden. Und nach einer zweiten Viertelstunde, während welcher uns dieselben hinter einem vor uns liegenden Bergrücken verschwunden waren, langten wir auf dem letzteren an und sahen nun sehr deutlich, daß wir einen ziemlich langen Zug vor uns hatten. Von wem derselbe gebildet wurde, war von hier aus nicht zu unterscheiden; da aber bemerkten wir, daß er plötzlich verschwand und nicht wieder erschien.
    „Gibt es dort wieder einen Hügel?“
    „Nein. Hier ist Ebene“, antwortete Selek.
    „Oder eine Vertiefung, ein Tal, in welchem diese Lichter verschwinden können?“
    „Nein.“
    „Oder ein Wald – – –“
    „Ja, Emir“, fiel er schnell ein. „Dort, wo sie verschwunden sind, liegt ein kleines Olivenwäldchen.“
    „Ah! Du wirst mit den Pferden hierbleiben und auf uns warten. Halef aber begleitet mich.“
    „Herr, nimm mich auch mit“, bat Selek.
    „Die Tiere würden uns verraten.“
    „Wir binden sie an!“
    „Mein Rappe ist zu kostbar, als daß ich ihn ohne Aufsicht lassen dürfte. Und übrigens verstehst du auch das richtige Anschleichen nicht. Man würde dich hören oder gar sehen.“
    „Emir, ich verstehe es!“
    „Sei still!“ meinte da Halef. „Auch ich dachte, ich verstände es, mich mitten in ein Duar zu schleichen und das beste Pferd wegzunehmen; aber als ich es vor dem Effendi machen mußte, habe ich mich schämen müssen, wie ein Knabe! Aber tröste dich, denn Allah hat nicht gewollt, daß aus dir eine Eidechse werde!“
    Wir ließen die Gewehre zurück und schritten voran. Es war grad so licht, daß man auf fünfzig Schritte einen Menschen so leidlich erkennen konnte. Vor uns tauchte nach vielleicht zehn Minuten ein dunkler Punkt auf, dessen Dimensionen von Schritt zu Schritt zunahmen – das Olivenwäldchen. Als wir so weit heran waren, daß wir es in fünf oder sechs Minuten zu erreichen vermocht hätten, hielt ich an und lauschte angestrengt. Nicht der mindeste Laut war zu
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