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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel
Autoren: Ursula Bruns
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man ihn später wieder kunststopfen konnte. Mit dem Hemd ging sie energischer um; das konnte man flicken.
    Die Umstehenden zogen scharf und hörbar die Luft ein, als der Arm bloßlag. Ein breiter, blauroter Quetschwulst zog sich quer darüber, an der einen Seite angerissen und feucht. Rundum färbte sich der Arm blau und gelb. Schwester Monika war am Ende ihrer Weisheit angelangt, denn mit Leukoplast war hier nichts zu machen.
    Dr. Kösters erschien keinen Augenblick zu früh. »Ins Haus tragen«, ordnete er an, »Rock und Hemd aus und dann einen scharfen Schnaps her .«
    »Und ich bekomme eine große Pulle Jod und einen Pinsel und was zum Desinfizieren«, verlangte Don Chaussee ungewöhnlich nachdrücklich, als der Doktor nach Huberts Verarztung wieder in seinen Wagen steigen wollte. »Gratis.«
    Dr. Kösters brummte Unverständliches vor sich hin, während er aus dem hinteren Teil seines Wagens, der als Notapotheke eingerichtet war, ein paar Flaschen, Gazelappen und einen Pinsel hervorkramte. Ihm war nicht sehr wohl in seiner Haut, und er freute sich bloß, daß Frau Martha, wie alle Gerechten, einen Schlaf hatte, den nur die Trompeten von Jericho hätten stören können.
    »Hier haben Sie Ihren Kram, aber passen Sie auf bei den Biestern, damit Ihnen nicht auch noch was passiert. Verfluchte Geschichte, das. Hätte schiefgehen können, wie? Na ja, kann Vorkommen. Am besten lassen Sie die Tiere überhaupt in Ruhe, aber Sie müssen’s wissen. Der Junge bleibt liegen; die Schwester weiß Bescheid. Und ehem, ja, also wenn Sie mich hier sonstwie brauchen, schicken Sie nur eins von den Kindern .« Unangenehm, unangenehm, dachte er einsteigend und wehrte ab, als ihm Don Chaussee ins Wort fallen wollte. »Selbstverständlich, Sie alter Erpresser!«
    Don Chaussee grinste. Beide Hände voller Flaschen, die Taschen voll Watte und Lappen, den Pinsel quer im Mund, trottete er auf die Weide zurück, wo sich die Kinder flüsternd über Huberts Schicksal unterhielten. Die Kampflust schien für den Moment entwichen zu sein.
    Er hielt Änne die Jodflasche hin. »Nimm mal .«
    »Nö!« Sie verschränkte die Hände auf dem Rücken. Seine Esel hatten Hubert gebissen, ihren Freund. Leo sah ihn so unverschämt an, daß er sich gar nicht erst an ihn wandte. Andreas starrte unbeteiligt in die Wolken. Don Chaussee zog kurz die Brauen hoch. Schwierig, die Bande, aber er hatte so viel schwierige Banden erlebt, ihn ärgerte sie nicht. Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Ich«, sagte Ferdi, ohne seine Schwester anzusehen.
    Don Chaussee trat langsam zwischen die Herde. Ihm war, als sei er in einen Haufen Draht geraten. Lauter erregt gespannte Muskeln waren um ihn; er schien förmlich dran zu stoßen. Die Widerspenstigkeit der Esel war kaum geringer als die der Kinder. So geschwächt und ermattet sie auch waren, eine kümmerliche Kraftreserve schienen sie alle noch zu haben, und damit wehrten sie sich gegen seine helfenden Hände. Wieder sah er sich hilfesuchend um. Ulrike Kösters trat vor. »Ich muß bei meinem Vater manchmal auch Patienten festhalten .« Gerda ging sensationslüstern mit.
    Sowie sie sich den Eseln näherten, trat Andreas dazwischen. »Verschwindet«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Komm, Leo .« Leo schaukelte breitbeinig heran. Sein Blick glitt schläfrig über die beiden Mädchen. »Pff — Gänse«, sagte er.
    »Pack !« fauchte Gerda zurück.
    »Beide Arme um den Hals. Drück ihn von der Seite gegen mich, wenn er weg will .« Don Chaussee sagte es, als sei die Hilfe der zwei die selbstverständlichste Sache von der Welt und als habe er die Auseinandersetzung nicht bemerkt. Er desinfizierte die Schlag- und Stoßwunden vom Morgen und reinigte gleich auch noch alle verschorften und verjuckten , schwärenden Stellen. Die alten Esel entwickelten ungeahnte Kräfte. Andreas hing verbissen an den Hälsen. Leo stemmte sich mit seinem ganzen, nicht unbeträchtlichen Gewicht gegen die Kruppen.
    Draußen hetzte Änne wütend: »Ihr seid ja fein blöd! So ‘n Theater um die Mistviecher. Ihr laßt euch ja einwickeln von dem — dem Doof seid ihr! Hubert hätte dem was gepfiffen .«
    »Halt die Schnauze !« keuchte Leo, die Absätze in den Boden drehend, um mehr Halt zu gewinnen. »Sonst werd’ ich dich gleich mal einwickeln .«
    Änne schwieg. Ohne ihren Beschützer Hubert konnte sie gegen die anderen nicht an, das wußte sie. Und sie wußte auch, daß die beiden sich durchaus nicht genieren würden, sie durchzuprügeln. So
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