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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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genommen und war losgezogen.
    Ich wusste auch, was ich schenken würde. Bücher! Nichts anderes als Bücher. Und so verschwand ich für Stunden in der großen Buchhandlung, hatte schließlich ein gewaltiges Paket der unterschiedlichsten Titel beisammen und hätte Herkules sein müssen, um das alles zu tragen.
    Der junge Verkäufer staunte mich an, als er den Schwung sah, der in einem fahrbaren Korb lag.
    »Die wollen Sie alle kaufen, Sir?«
    »Klar. Oder haben Sie etwas dagegen?«
    »Nein, nein, um Himmels willen. Ich freue mich, wenn jemand Bücher kauft. Das ist toll.«
    »Es sind auch einige Hörbücher darunter«, erklärte ich. »Geben Sie Acht, wenn Sie alles einpacken.«
    »Wieso? Wollen Sie nicht…«
    »Würden Sie die Bücher tragen wollen?«
    Er wurde rot. »Nein, nein, das auf keinen Fall.«
    »Eben. Ich auch nicht. Und deshalb möchte ich, dass sie mir nach Hause geschickt werden. Diesen Service gibt es doch - oder?«
    »Klar.«
    »Gut, dann erledigen wir das.«
    Der junge Mann war noch etwas durcheinander. Er fing sich sehr schnell wieder und fuhr den Karren um die Kasse herum zur Packabteilung. Abgerechnet waren sie schon, ich hatte auch bezahlt und wieder mal festgestellt, dass Bücher nicht billig waren, aber das machte mir nichts, wenn ich Menschen damit Freude bereiten konnte.
    Besonders Lady Sarah Goldwyn würde sich über ein bestimmtes Buch freuen. Es war ein Bildband mit Szenen des Jüngsten Gerichts, angefangen vom Mittelalter bis hin in die Neuzeit. Es gab auch erklärende Texte dazu, und bei diesem Buch war ich mir sicher, dass Sarah es noch nicht besaß.
    Ich hatte mich sehr lange in der Buchhandlung aufgehalten und war ziemlich verschwitzt, als ich sie verließ. Ein Winterwetter war das nicht. Der Herbst hatte noch nicht losgelassen, und die Temperaturen bewegten sich im zweistelligen Bereich.
    Vom recht stillen in den lauten Trubel der Großstadt. So sah es aus. Ich hatte Hunger bekommen, auch Durst und sehnte mich vor allen Dingen nach einem kräftigen Schluck. Ein Bier konnte ich vertragen. Ich war nicht mit dem Wagen unterwegs.
    Es war randvoll. Auch in den Bistros, den Cafés, und es hing wieder überall die kitschige Weihnachtsreklame herum. Engel, künstlicher Schnee, Kerzen, bunte Kugeln, manchmal auch goldenes und silbernes Lametta und Weihnachtsmänner gab es in allen möglichen Formen. Einige tanzten, andere sangen mit gröhlenden Weihnachtsbäumen um die Wette.
    Das war nichts für mich. Einen Platz fand ich schließlich in einem Pub, der am Rand einer Einkaufspassage lag. Als ich auf dem Hocker saß, ging es mir besser. Ich konnte endlich tief durchatmen. Der Keeper sah mir an, dass ich Stress hinter mir hatte. »Jetzt geht es Ihnen besser, wie?«
    »Und ob!«
    »Ein Bier, Sir?«
    »Danach habe ich gelechzt.«
    »Kommt sofort.« Er verschwand in Richtung Zapfanlage und füllte ein großes Glas voll.
    Ich entspannte mich. Den Blick ließ ich schweifen. Ich schaute einfach in die Gesichter der Menschen hinein und tat dies nicht aus beruflicher Neugierde, sondern entspannt und locker.
    Innerlich musste ich grinsen, als ich daran dachte, wie überrascht Glenda Perkins gewesen war, als sie gehört hatte, dass ich Weihnachtsgeschenke einkaufen wollte. Sie hatte davon gesprochen, dass der Himmel einstürzte, aber so weit war es noch nicht.
    Mein Bier wurde gebracht. Der Keeper, ein Mensch mit Glatze, weißem Hemd und roter Fliege, wünschte mir ein »Wohl bekomm's«, und ich bedankte mich mit einem Nicken.
    Der erste Schluck tat gut. Das war wunderbar. Mir fiel der Vergleich zum sommerlichen Biergarten ein.
    Da war es auch stets eine Wohltat, das erste Bier trinken zu können.
    Aber das lag weit zurück. Und ob ich im nächsten Jahr die Chance bekam, oft im Biergarten zu sitzen, wusste ich auch nicht. Zunächst einmal war dieses Bier hier wichtig, das meinen ersten Durst löschte.
    Als ich das Glas absetzte, war es bereits zu einem Drittel leer. Ich nahm einen zweiten Schluck, den ich allerdings unterbrechen musste, weil sich mein Handy meldete.
    Ich rechnete damit, dass es Glenda war, die anrief, um mich zu ärgern. Und deshalb meldete ich mich auch ganz unkonventionell. »Ja, du wirst lachen, aber ich habe alle Geschenke bereits gekauft und…«
    »Dann störe ich Sie wohl, nicht wahr?«
    Nein, das war nicht Glendas Stimme, sondern die eines mir fremden Mannes. Ich musste lachen.
    »Sorry, aber ich habe mit dem Anruf einer anderen Person gerechnet.«
    »Tut mir Leid, Mr. Sinclair.
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