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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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der Sachlage.
    »Es hat sich noch nichts verändert. Unser Vogel steckt nach wie vor in seinem Nest.«
    »Waren Sie schon dort?«
    »Nein.« Er deutete auf seinen Stuhl und ebenfalls auf das Fernglas. »Ich habe nur beobachtet, aber ich kann Ihnen versichern, dass nichts passiert ist. Theo Gain hat das Haus nicht verlassen.«
    Ich war nicht so sicher. »Da gibt es doch sicherlich einen Hinterausgang, sage ich mal.«
    »Das schon. Trotzdem glaube ich nicht, dass er das Haus verlassen hat. Es wäre mir irgendwie aufgefallen.«
    »Okay, Sie müssen es wissen. Und Sie sind sich sicher, dass dieser Theo Gain ein mehrfacher Mörder ist?«
    Das Gesicht des ehemaligen Polizisten verschloss sich. »Ja, Mr. Sinclair, da bin ich mir sicher. Auch wenn ich die Kollegen nicht überzeugen konnte, ich gehe davon aus. Mein Job ist erst getan, wenn ich diese Bestie zur Strecke gebracht habe.«
    »Davon scheint Tanner auch überzeugt gewesen zu sein.«
    »Richtig.« Er nickte mir zu. »Aber nur er, Mr. Sinclair. Ansonsten stand ich allein im Regen.«
    »Gut, Mr. Harris, lassen wir das Thema. Wie geht es weiter? Was haben Sie sich vorgestellt?«
    »Wir werden ihn beobachten. Durch das Fenster, denke ich. Das schaffen wir, falls die Rollos oder Vorhänge nicht zugezogen wurden. Aber zuvor dachte ich mir, schauen wir uns sein Haus an. Vorausgesetzt, er hat die Tür nicht abgeschlossen.«
    »Das will ich wohl meinen, denn zum Aufbrechen der Tür können Sie mich nicht überreden.«
    »Hatte ich auch nicht vor. Kommen Sie!«
    Wir stiefelten quer durch die Landschaft. In diesem Fall war es eine Wiese oder ein brach liegendes Gelände, bewachsen mit braungrünem Wintergras und einigem Gestrüpp, das uns manchmal bis zu den Knien reichte.
    Von dieser Ebene her gelang mir auch ein Blick auf das Dorf. Schwach sah ich die Umrisse der Häuser und auch die Lichter, die aus den Fenstern hervorsickerten.
    Der Ort war nicht so ausgestorben wie der letzte, den Suko und ich erlebt hatten. Hier gab es noch Leben. Da waren Menschen und Fahrzeuge unterwegs, und weit in der Ferne sah ich einen sich bewegenden hellen Streifen. Es war der Vorortzug nach London.
    Das Haus, in dem Theo Gain lebte, war dunkel. Es duckte sich gegen die ankommende Dämmerung und warf auch einen schmalen Schatten auf den Boden. Es war ein altes Haus mit spitzem Dach und mit rostfarbenen Klinkersteinen.
    »Das Heim einer Bestie!«, flüsterte mir Melvin Harris zu und schüttelte sich. Ich war nicht so sicher und wartete erst mal ab, denn auch ich wollte Beweise haben.
    Wir schwenkten nach links und erreichten einen Weg, der bis zum Haus führte. Zwar gingen wir noch über Steine hinweg, nur waren sie nicht mehr zu sehen. Gras und Unkraut hatten sie überwuchert.
    Man hat stets ein bestimmtes Gefühl, wenn man auf ein Haus zugeht. So erging es auch mir. Ich versuchte herauszufinden, was mich in dem Haus wohl erwartete. War der Bewohner da? Hatte er sich zurückgezogen? In diesem Fall war es so. Theo Gain hatte es verlassen und war zu seiner Nachbarin gegangen. Um sie zu ermorden oder nur, um mit ihr einen kleinen Plausch zu halten?
    Jedenfalls hatte er sein Haus im Dunkeln gelassen. Weder innen noch außen brannte Licht. Der Bau wirkte sehr verlassen, und Melvin Harris legte den Kopf leicht zurück, als er gegen das Dach schaute.
    Er schien nach einem offenen Fenster zu suchen. Den Gedanken, das Haus zu betreten, hatte er noch immer nicht aufgegeben. Auch seine nächsten Worte wiesen indirekt darauf hin.
    »Ich werde es mal umrunden. Warten Sie hier?«
    »Sicher.«
    Melvin Harris verschwand aus meinem Blickfeld. Etwa eine Körperlänge vor der Haustür blieb ich stehen und wartete auf meinen pensionierten Kollegen.
    Es war stiller geworden. Die Geräusche aus dem Ort erreichten mich nur schwach. Das Haus stand wie eine Mauer dazwischen. Auch der Himmel zeigte die dunklere Färbung, die den Einbruch der Nacht ankündigte. Es gab nur noch wenige helle Flecken. Einen Herbststurm erlebte ich ebenfalls nicht. Der mich streichelnde Wind hinterließ nicht mal ein Frösteln auf meiner Haut.
    Etwas störte mich.
    Zuerst wusste ich nicht, was dahinter steckte. Es hing nicht mit irgendwelchen Geräuschen zusammen, es war etwas anderes, und nach einer Weile begann ich zu schnüffeln.
    Ja, der Geruch…
    Es roch nicht herbstlich. Also nicht nach altem Laub oder Erde. Was hier in meine Nase hineinkroch, das konnte ich auch nicht als normal oder der Jahreszeit angepasst sehen. Das war etwas völlig
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