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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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Dann hätte sich Harris beeilen müssen, um die Verfolgung aufzunehmen. Aber das tat Theo Gain nicht. Er trat aus der Haustür, blieb für einen Moment neben einer Tonne stehen, schien zu überlegen und setzte seinen Weg fort.
    Das Glas hatte die Gestalt zum Greifen nahe herangeholt. Harris wünschte sich, ihn zwischen seine Hände zu bekommen. Er zitterte innerlich. Er merkte die Hitze, die ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben hatte. Da war der Mörder, und er musste ihn gehen lassen. Diesen schwarzhaarigen und bleichgesichtigen Burschen um die 30. Ein Teufel, der auf zwei Beinen ging und sich eine dunkle Jacke übergestreift hatte, deren Schöße ihm bis zu den Hüften reichten.
    Er ging nicht zu seinem Wagen! »Gut«, flüsterte Harris vor sich hin. »Das ist gut, das ist fast perfekt. Es läuft alles wie geplant.«
    Er konnte nicht mehr sitzen bleiben, wenn er Theo unter Kontrolle behalten wollte. Er würde bald aus seinem Sichtwinkel verschwunden sein, und das wollte Harris auf keinen Fall hinnehmen.
    Er stand auf und ging nach rechts. Das sah schon besser aus. Das Fernglas auch weiterhin vor seine Augen haltend, lief er über die feuchte Wiese und sah Theo über einen schmalen Weg gehen.
    Melvin kannte sich aus. Es gehörte zu seinem Ex-Job, sich zu informieren und zu orientieren, und deshalb wusste er auch, wie die Umgebung aussah. Der Weg führte am Rand des Dorfes entlang, jedoch nicht in die Einsamkeit hinein. Auch an dieser Strecke standen noch genügend Häuser, die auf Besucher warteten.
    Komisch, aber genau das kam ihm in den Sinn. Er war plötzlich davon überzeugt, dass Theo gar nicht so weit weglaufen würde, sondern in der Nähe blieb.
    Harris kannte das alte Jagdfieber von seinem Job her. Das war auch nach der Pensionierung nicht verschwunden. Er spürte, dass es ihn wieder gepackt hatte, aber er hielt sich zurück und war bei seiner Verfolgung sehr vorsichtig.
    Immer wieder schaute er durch das Fernglas, war zufrieden, weil er den Killer nicht verloren hatte und ging dann in die Hocke, als der Verfolgte plötzlich stehen blieb.
    Theo zupfte seine Jacke zurecht und drehte sich nach rechts. Wenig später ging er auf ein Haus zu, das von einem winterlichen Garten umgeben war. Er nahm den Weg direkt zur Haustür, und Melvin Harris war so überrascht, dass er das Fernglas sinken ließ.
    Welche Schweinerei hatte der Mann jetzt wieder im Sinn?
    Der ehemalige Polizist hob das Glas wieder an und bekam noch soeben mit, dass jemand die Haustür geöffnet und den Besucher eingelassen hatte. Das nächste Opfer? Hatte es freiwillig den Tod in sein Haus gelassen?
    Melvin dachte nach. Er war während seiner Arbeit immer gründlich vorgegangen. Diese Eigenschaft hatte er auch als Pensionär behalten. So wusste er, wer die Nachbarn des Mannes waren.
    In diesem Fall war es eine Nachbarin, eine Witwe, deren Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Seit mehr als einem Jahr lebte sie allein, und sie war um die 40 herum.
    Nach einigem Nachdenken fiel ihm der Name ein. Die Frau hieß Corinna Scott.
    Warum war Theo zu ihr gegangen? Hatte man ihn eingeladen? Bestimmt. Sonst wäre ihm nicht so schnell geöffnet worden. Die Frau hatte also auf ihn gewartet.
    Perfekt für ihn. Niemand hatte ihn offiziell gesehen. Niemand würde ihn verdächtigen, wenn er sie tötete. Er war doch der nette Nachbar von nebenan.
    »Na warte, du Teufel!«, flüsterte Harris vor sich hin. »Heute nicht, das schwöre ich dir. Diesmal kriege ich dich. Du bist jetzt schon so gut wie überführt.«
    Harris wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Zwei Seelen lebten in seiner Brust. Er stellte sich vor, in das Haus einzudringen und den Killer zu überwältigen.
    Nein, er war zu alt. Und er hatte Tanner etwas versprochen, und das Versprechen wollte er halten.
    So ging er wieder zurück zu seinem Beobachtungsposten und nahm dort den alten Platz ein. Aber er beobachtete nicht mehr, sondern holte sein Handy hervor und rief eine bestimmte Nummer an.
    Sie gehörte John Sinclair, dem Geisterjäger…
    ***
    Auch für Junggesellen gibt es Abende oder trübe Nachmittage, an denen man gern in der Wohnung bleibt. Da erging es mir wie vielen anderen. Aber ich hatte nicht den ganzen Tag in irgendwelchen Räumen verbracht, sondern war unterwegs gewesen, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
    Es war zwar noch hin bis zum Fest, aber ich konnte davon ausgehen, einen ruhigen Tag zu erleben, um mich darum zu kümmern. So hatte ich mir Urlaub
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