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1296 - Wenn der Albtraum kommt

1296 - Wenn der Albtraum kommt

Titel: 1296 - Wenn der Albtraum kommt
Autoren: Jason Dark
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Wenn Sie im Stress sind, möchte ich Sie nicht länger belästigen.«
    »Keine Bange, ich bin nicht im Stress. Das war ich. Aber jetzt genehmige ich mir ein Bier. Und dann würde ich gern wissen, mit wem ich die Ehre habe.«
    »Ich heiße Melvin Harris.«
    Dazu sagte ich nichts, denn mir fiel im Moment nicht ein, wohin ich den Namen stecken sollte.
    »Sie haben es vergessen?«
    »Klären Sie mich auf.«
    Das tat er. Eine Minute später war ich informiert und stellte sicherheitshalber das Bierglas zur Seite.
    Ich erinnerte mich auch wieder an das Versprechen, das ich Melvin Harris und Tanner gegeben hatte, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich es so schnell einlösen sollte.
    »Die Zeit ist reif, Mr. Sinclair. Es kann durchaus sein, dass wir die Chance haben, einen Killer zu stellen. Und ich denke, dass wir sie nutzen sollten.«
    »Gut, wo finde ich Sie?«
    Er erklärte es mir, und ich fragte ihn, ob es sehr eilig war. »Das kann man nie sagen. Aber ich denke schon, dass der Killer die Dunkelheit abwartet.«
    »Dann hätte ich noch Zeit.«
    Melvin Harris erklärte mir, wo ich ihn finden konnte. Das war eine Stelle mitten in der »Prärie«.
    »Ist das ein guter Ort?«
    »Der beste, Mr. Sinclair.«
    »Okay, ich werde so schnell wie möglich kommen, was bei diesen Verkehrsverhältnissen nicht einfach sein wird.«
    »Das weiß ich. Aber wir haben Zeit. Der Killer hat immer in der Nacht zugeschlagen.«
    »Okay, dann halten Sie die Stellung.«
    Der Keeper schaute mich groß an, als ich schon zahlte. Er hatte auch mein Telefonat mitbekommen.
    »He, Sie wollen uns schon verlassen?«
    »Ich muss.«
    »Der Job?«
    »Leider.«
    Er winkte ab. »Sehen Sie das anders, Sir. Seien Sie einfach froh, dass Sie einen haben. Andere würden sich danach die Finger lecken.«
    »Da haben Sie Recht«, erwiderte ich, obwohl sich nach meiner Arbeit kaum jemand die Finger leckte…
    ***
    Durch London zu fahren ist eine Sache. Die Großstadt zu verlassen, eine andere. Ich hatte es geschafft und mir dabei immer zugeredet, ruhig zu bleiben. Ich fuhr ja nicht zu einem Einsatz. Es kam auch nicht auf jede Sekunde an. Sollte sich etwas verändern, würde mich der pensionierte Kollege schon anrufen.
    Das Wetter war zwar trübe, aber es hielt sich. Kein Regen sickerte aus den tief liegenden Wolken, und die Straßen waren nicht nass, sondern nur leicht angefeuchtet. Ich fuhr in südliche Richtung und dabei mehr nach Osten hin. Zwischen Catford und Bromley bog ich ab, erreichte eine Nebenstraße, die ich nur weiter zu fahren brauchte, um das Ziel zu erreichen.
    Melvin Harris wollte in der freien Natur auf mich warten. So hatte er es mir gesagt. Er hatte mir auch seinen Wagen beschrieben, einen blauen Ford Focus, der an der linken Seite stand, im Schutz einer Böschung. Dort sollte ich den Rover ebenfalls abstellen und die Schräge hoch gehen. Da würde ich ihn dann finden.
    Die Beschreibung war exakt. Ich fand den Wagen ohne Probleme und hielt den Rover dicht dahinter an. Es war inzwischen dämmrig geworden. Später Nachmittag im Spätherbst, das schlug vielen Menschen schon aufs Gemüt. Mir war es egal, ich kannte keine Herbst-Depressionen, denn für mich hatte jede Jahreszeit ihren Reiz.
    Der Untergrund der Böschung war so griffig, dass ich sie ohne zu rutschen erklettern konnte. Melvin Harris hatte mich bereits gehört und wartete am Rand auf mich.
    »Willkommen in der Natur, Mr. Sinclair.« Er strahlte mich an und reichte mir die Rechte. Vor seiner Brust hing ein Fernglas. Er trug eine grünbraune wetterfeste Jacke und eine etwas hellere Hose aus dickem Stoff. Seine Füße steckten in hohen Schuhen mit griffigen Sohlen.
    Nach 65 sah der Mann nicht aus. Er hatte noch kräftiges Haar, das nur ein wenig grau geworden war.
    Ansonsten zeigte es noch seine ursprüngliche rötliche Farbe.
    Helle Augen. Ein kantiges Gesicht mit einer gesunden Haut, eine breite Stirn, ein schmaler Mund, ein energisches Kinn. Als er lächelte, erhielt die Umgebung seiner Augen einige Falten, was Harris noch sympathischer aussehen ließ.
    »Man kann sich auf Sie verlassen, Mr. Sinclair. Da hat mir Tanner nichts Falsches erzählt.«
    »Versprochen ist versprochen.«
    Er schaute mich schief und irgendwie wissend an. »Das sagen Sie, doch viele denken anders.«
    »Auch von den Kollegen?«
    Er korrigierte mich. »Von den ehemaligen, Mr. Sinclair. Ich bin ja nicht mehr dabei.« Der letzte Satz klang bitter.
    Ich wollte nicht näher darauf eingehen und erkundigte mich nach
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