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1295 - Der neue Sotho

Titel: 1295 - Der neue Sotho
Autoren: Unbekannt
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bekommen hatte, daß er mich ab und zu aus dem Tank steigen ließ. Ijarkor würde davon nicht begeistert sein. So wie ich mir die Sache ausmalte, wollte er mich zu jeder Sekunde gut aufgehoben wissen.
    Es war etwa ein halber Standardtag vergangen, als Vinktar zurückkehrte. Ich war erleichtert, aber gleichzeitig sah ich ihm an, daß ihn etwas bedrückte. Naiv und geradeheraus, wie er war, hielt er mit seinem Kummer nicht lang hinter dem Berg.
    „Es war schön, bei dir zu sitzen und mit dir zu reden, Srimavo", sagte er. „Ich werde mich immer an dich erinnern."
    „Fang von vorne an", riet ich ihm. „Heißt das, daß du mich verläßt?"
    „Es bleibt mir nichts anderes übrig", klagte er. „Ich gehöre zu Ijarkor. Und du verläßt uns."
     
    *
     
    „Wohin gehe ich?" wollte ich wissen.
    „Sie treffen Vorbereitungen, dein Schiff von unserem zu lösen", sagte Vinktar. „Ich weiß nicht, wohin man dich bringen wird."
    „Boldar, sagtest du, heißt die Welt, die wir anfliegen. Sind wir angekommen?"
    „Wir sind im Orbit", antwortete der Pailliare. „Viele tausend andere Schiffe sind ebenfalls hier. Ijarkor wird an einer großen Zeremonie teilnehmen. Sie findet auf der Oberfläche statt."
    Er wandte sich ab.
    „Gehst du jetzt schon?" fragte ich. Ich war wirklich enttäuscht. Ich hatte mich an ihn gewöhnt. Ich würde ihn vermissen.
    Er machte eine hilflose Geste.
    „Es hat keinen Sinn, den Abschied unnötig hinauszuzögern", sagte er. „Der Schmerz würde dadurch nur verlängert."
    Das Schott fuhr vor ihm zur Seite. Er schritt hindurch, ohne sich noch einmal umzusehen. Ich blickte ihm nach, bis er im Halbdunkel des Korridors verschwand. Es gab mir einen Stich durchs Herz. Srimavo, die ewig Kühle, war sentimental geworden.
    Ich brauchte eine Zeitlang, bis ich meine Gedanken einigermaßen wieder in Ordnung hatte. Sosehr die Seele auch nach ihrem Recht verlangte, es war der Verstand, dem ich jetzt den Vorrang geben mußte. Ich hatte keineswegs die Absicht, für immer Ijarkors oder sonst jemandes Gefangene zu sein. Ich bekam Alpdrücken bei dem Gedanken, wie ich unter den Ewigen Kriegern herumgereicht würde, damit sie mich in ihren jeweiligen Machtbereichen zur Schau stellen und sich damit brüsten könnten, daß sie eine Kosmokratin in ihre Gewalt gebracht hatten.
    „Ko, ich rufe dich", strahlte ich dem Mentalprozessor zu.
    Ich hörte, wie meine Gedanken in Worte übersetzt wurden, aber das Schiff antwortete nicht.
    „Ko, wir haben ein Abkommen", sagte ich. „Ich bin Srimavo. Du hast versprochen, auf mich zu hören."
    „Wer hat dich gefunden?" konterte Ko.
    Im ersten Augenblick war ich überrascht. Aber dann erinnerte ich mich, daß ich selbst angeboten hatte, ich würde mich jeweils durch eine kleine, niemand sonst bekannte Episode aus meinem Leben identifizieren. Worauf spielte Ko an? Ich war nur einmal gefunden worden. Das war damals, in den ersten Stunden meines Daseins, gewesen. Am Fuß des Wandergebirges Shonaar.
    „Parnatzel, der Mattenwilly", antwortete ich.
    „Wem gehörte Parnatzel?" wollte Ko wissen.
    „Das ist eine dumme Frage", ärgerte ich mich. „Matten-Willys sind intelligente Geschöpfe. Sie gehören niemand. Parnatzel war zu Gast bei einem pensionierten Raumfahrer namens Jakob Ellmer, wenn es das ist, was du meinst."
    „Das genügt", sagte Ko. „Niemand außer, Srimavo kennt diese Geschichte. Was kann ich für dich tun?"
    „Ich will wissen, was hier gespielt wird", antwortete ich. „Du hast gehört, was Vinktar sagte. Wohin wird die KOKON gebracht?"
    „Das läßt sich nicht erkennen. Wir sind über Boldar. Eine Flotte von rund einhunderttausend Fahrzeugen hat sich hier versammelt. Ich sagte dir schon, daß sämtliche Ewigen Krieger sich hier versammelt haben. Ich höre einen Teil ihres Funkverkehrs. Daraus geht hervor, daß sie selbst nicht wissen, was auf Boldar geschehen wird. Von irgendwoher ist ihnen die Nachricht zugegangen, daß ein großes und wichtiges Ereignis unmittelbar bevorsteht. Mehr Informationen besitzen sie nicht.
    Es ist wahr, daß man uns von Ijarkors Schiff entkoppelt hat. Aber wohin wir gebracht werden sollen, das weiß nicht einmal Ijarkor selbst."
    Ich dachte darüber nach.
    „Wir sind entkoppelt", sagte ich. „Wir könnten also davonfliegen?"
    „Das könnten wir", bestätigte Ko. „Willst du das?"
    Die Frage war nicht leicht zu beantworten. Was ich eigentlich wollte, darüber hatte ich mir in den vergangenen Wochen des öfteren den Kopf zerbrochen, ohne
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