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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges
Autoren: Bernd Frenz
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desto mehr mieden sie das Gebiet.
    Einige Späher auf Posten waren die Ersten, die die Ankunft der Kriegsarche sichteten und rasch weitermeldeten. Weit über den Gipfeln schwebend, zog das Muschelgefährt alle Aufmerksamkeit auf sich. Immer mehr Hydriten stiegen über dem ausgedehnten Plateau auf, das die aus Korallen und Vulkanstein erbaute Stadt trug.
    Senkrecht einfallende Lichtbahnen übergossen die gedrungenen blauen Gestalten mit hellem Schimmer. Nach der menschlichen Zeitrechnung herrschte über Wasser Mittagszeit, das hieß, die Sonne stand im Zenit und entfaltete nun so große Kraft, dass sie bis hinab in diese arktisch blauen Tiefen reichte.
    Überraschte Rufe der Bevölkerung pflanzten sich bis zu den Feuerrochen fort. Dem Klacken war deutlich zu entnehmen, dass die Kriegsarche als das erkannt wurde, was sie war: das Symbol der Macht, auf dem niemand Geringeres als Mar'os persönlich zu seinen Gläubigen reiste. Und obwohl sie alle einer fortschrittlichen, wissenschaftlich gebildeten Kultur entstammten, machte sich Ehrfurcht unter den Hydriten breit.
    Angesichts der Begleitung durch den OBERSTEN und seiner Jagdgesellschaft, gab es keinen Grund, Rochen oder Gefährt aufzuhalten. Späher und Wachen ließen sie ungehindert passieren. Einige wollten sogar neugierig folgen, doch Goz'anga befahl die Betreffenden zurück auf ihre Posten.
    In der Stadt waren längst alle informiert, als sie über dem Plateau einschwebten. Jeder, der nicht sterbenskrank in den Algen lag, verließ seine flache Behausung und wartete gebannt auf die Neuankömmlinge. Ohne das Leittier sichtbar zu dirigieren, lenkte Mar'os die Arche mitten auf den offenen Marktplatz und ließ sie weit genug sinken, damit der Killer-Kraag problemlos ausgeladen werden konnte.
    Hier, auf diesem kargen, algenfreien Untergrund fiel die Abwesenheit von Fischschwärmen besonders deutlich auf – allerdings nur solange, bis die rundum wartende Menge näher schwamm, um den toten Kraken in Augenschein zu nehmen.
    Abwechselnd erzählten Kor'dar und Fir'mor den Neugierigen, was vorgefallen war, und ließen dabei keinen Zweifel an der Göttlichkeit ihres Gastes. Goz'anga hielt sich dagegen im Hintergrund, um abzuwarten, wie groß sein Gesichtsverlust ausfiel. Der Kraag hatte ihn immerhin überwältigt.
    Das ihm Mar'os persönlich zur Hilfe geeilt war, mehrte jedoch sein Prestige, statt es zu schmälern. Die bewundernden Blicke, die er von allen Seiten empfing, bewiesen das deutlich.
    Der (angebliche?) Kriegsgott verfolgte die aufflammenden Diskussionen ebenso schweigend. Den goldenen Dreizack wie ein Zepter umklammert, saß er weiter auf dem Feuerrochen.
    Reglos wie eine Statue, umringt von jungen und alten Hydriten beiderlei Geschlechts, die, trotz aller Neugier, zu ihm ehrfürchtig Abstand hielten.
    Erst nachdem Kor'dar und Fir'mor die Fangarme des Kraags auf dem Boden ausgebreitet hatten, um die imposante Größe des Untieres zu demonstrieren, glitt Mar'os von seinem Rochen und sank, die Flossenfüße voran, in die Arche hinab. Nachdem er einen festen Stand erlangt hatte, stiegen die Zugtiere auf und hoben das Muschelgefährt in die Höhe.
    Die über ihnen schwimmenden Hydriten wichen weiträumig zur Seite. Einer natürlichen Ahnung folgend, bildete die Gemeinde einen mehrfach übereinander gestaffelten Halbkreis, um den Verkündungen des Gottes zu lauschen. Goz'anga, selbst auf Mar'os' Worte gespannt, nahm einen vorgelagerten Platz in der halbkugelförmigen Formation ein, um seine Position als OBERSTER zu unterstreichen. Die See wurde erfüllt von den stetigen Flossenbewegungen, mit denen sich Hunderte Hydriten auf der Stelle hielten.
    »Volk von Neu-Drytor!«, hob Mar'os zu der erwarteten Rede an. »Ich bin stolz auf euch, weil ihr zur wahren Lebensart zurückgefunden habt! Aber dort draußen, in den Weiten des Meeres, wimmelt es von Plankton fressenden Schwächlingen, die unserem Volk große Schande bereiten!«
    Zustimmendes Klacken erscholl aus den Reihen der Zuhörer, denn ein jeder, der für die Jagd und für das Recht auf fleischlichen Genuss lebte, empfand Scham und Unverständnis für seine friedliebenden Brüder und Schwestern.
    »Dass ihr zu eurer wahren Natur steht, während die meisten Hydriten den falschen Lehren Eidons anhängen, macht euch zu den besten Kriegern, die je durch diese Meere schwammen«, fuhr der in Gold gekleidete Kriegsgott fort. »Ich bin so stolz auf euch, dass es mir lange Zeit genügte, meine schützende Hand im Geheimen über
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