Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
sich um das leblose Tier, das im Tode eine violette Färbung besaß. Es bedurfte nur kurze Zeit, bis sie sich darauf geeinigt hatten, wer welchen Fangarm und wer den sackartigen Balg aufnahm.
    Goz'anga nutzte die Zeit, um sich endgültig über Mar'os klar zu werden. Er konnte sich nicht helfen: Der große Hydrit, der sich genauso wenig von der Stelle bewegte wie er selbst, strahlte etwas Erhabenes, Edles aus, das ihn über gewöhnliche Hydriten hinaus hob. Anfangs dachte Goz'anga, dass es nur an der außergewöhnlichen Größe des anderen läge und an seiner goldenen Rüstung, aber dann fiel ihm auf, dass sich Mar'os noch in einem ganz entscheidenden Punkt von ihnen allen unterschied. Er roch ganz anders. Unauffällig blähte Goz'anga beide Nasenlöcher auf, um sicher zu gehen, doch nachdem es ihm erst einmal aufgefallen war, gab es keinen Zweifel mehr: Dieser Mar'os sonderte ein ganz und gar ungewöhnliches Aroma ab, dem nichts Ozeanisches anhaftete, aber auch nichts, was er schon bei einem Landaufenthalt gewittert hätte.
    Vielmehr roch und schmeckte Goz'anga fast gar nichts, und das Wenige, was sich aufnehmen ließ, erschien vollkommen unaufdringlich und gleichzeitig unbestimmbar.
    Aber war der Fremde deshalb gleich göttlich?
    Goz'anga wusste es nicht. Das konnte auch niemand wissen, schließlich hatte keiner von ihnen auch nur die geringste Ahnung, wie sich Göttlichkeit äußerte. Die alten Legenden lieferten da nur einige äußerst vage Hinweise. Andererseits, wer war schon in der Lage, einen ausgewachsenen Killer-Kraag mit dem Dreizack zu töten, wenn nicht der wahre Herrscher der Meere?
    Die Größe mochte sich ja noch durch eine lebenslange Ernährung mit Fisch erklären lassen. Vielleicht war der Fremde der Sohn eines Einzelgängers, der, abgewandt von allen bekannten Gemeinschaften, irgendwo im Verborgenen lebte.
    Aber veränderte eine langjährige Ernährungsumstellung tatsächlich auch den Geruch eines Volkes?
    Noch während Goz'anga darüber grübelte, drehte sich Mar'os um die eigene Achse und sah in die endlose Tiefsee hinaus. Dann hob er die rechte Handflosse mit dem Dreizack und winkte etwas zu, das sich in der lichtlosen Schwärze verbarg.
    Goz'angas Nackenmuskeln zogen sich zusammen.
    Verdammt! Wer garantierte eigentlich, dass dieser Riese nicht der Späher eines feindlichen Stammes war, der Neu-Drytor vernichten wollte?
    Erste Umrisse, die sich aus dem Dunkel schälten, schienen Goz'angas Befürchtungen zu bestätigten. Bis er sah, dass es sich nicht um weitere Hydriten handelte, sondern um vier große Teufelsrochen, die Geschirre aus geflochtenem Seetang trugen, mit denen sie einen aus riesigen Muschelhälften geformten Rumpf durch das Wasser zogen. Korallenbesatz säumte die Schalenwandungen. Rot, weiß, schwarz und violett, zu farbenfrohen Mustern aneinander gereiht, klebten die feine Äste an der Außenwölbung.
    Sitzbänke im Inneren, aus eingeklemmten Schildkrötenpanzern gefertigt, machten deutlich, dass es sich um ein Fortbewegungsmittel handelte.
    Goz'anga wusste sofort, um was es sich handelte. Genau so wurde Mar'os' Kriegsarche in den alten Legenden beschrieben.
    Alle vier Rochen waren perfekt darauf abgerichtet, die Taue der Arche stets auf Spannung zu halten. In absolut synchronen Bewegungen glitten die Tiere mit majestätischen Schlägen ihrer flexiblen Körper durch das Wasser heran.
    »Niemand soll sich mit einem Geschenk abmühen, das ich meinen Anhängern mache!«, rief Mar'os den Brüdern und Schwestern zu, die, zwischen Erfurcht und Bewunderung schwankend, zu dem bizarren Gefährt aufsahen. »Legt den Kraken in die Arche und lasst euch auf den Rücken der Zugtiere nieder!«
    Dieses Angebot ließen sich Kor'dar und die anderen nicht zweimal sagen. Geschwind wuchteten sie das Gewicht von ihren Schultern in das Muschelhalbrund, dann nahmen sie auf den flachen Rücken der Teufelsrochen Platz, die normalerweise als unzähmbar galten.
    Nur Fir'mor eilte davon, um die Harpune zu holen, die Goz'anga bei seiner Flucht in der Kluft verloren hatte. Ein treuer Gefährte, zweifellos, aber auch ein kleiner Kriecher, der danach trachtete, den höher Stehenden zu gefallen. Goz'anga empfand dafür nur Verachtung und ließ ihn doch gewähren.
    »Dein Platz ist an meiner Seite, Hauptmann« , erklärte Mar'os indessen. Einladend deutete er auf den vorderen, bisher noch unbesetzten Rochen, der nur wenige Armlängen entfernt auf der Stelle verharrte. Es war zweifellos eine Ehre, hinter dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher