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1288 - Das unheimliche Mädchen

1288 - Das unheimliche Mädchen

Titel: 1288 - Das unheimliche Mädchen
Autoren: Jason Dark
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gespürt. Du bist nicht ich. Sie wünschte mich zum Teufel!«, schrie mich Gabriela an, »aber ich bin schneller gewesen, und deshalb musste dieses Weib auch brennen!«
    Etwas hatte ich erfahren, aber längst nicht genug. Ich wusste nicht, welche Motive sie trieben, und das wollte ich herausbekommen. Die drei Namen, die mir Gabriela genannt hatte, interessierten mich jetzt nicht mehr, denn nun saß jemand vor ihr, der ihr nicht die Pest an den Hals wünschte. Ich wartete ab, bis sie sich wieder gefangen hatte, um meine Frage zu stellen.
    »Wie ist es denn mit mir, Gabriela? Wie siehst du mich? Auch als einen Feind?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    »Du hasst mich demnach nicht?«
    »Manchmal.«
    »Wann?«
    »Im Auto.«
    »Als du vor mir geflüchtet bist?«
    »Ja, da kam es über mich. Da war wieder die Stimme da.«
    »Stimmt, denn ich habe das Funkeln in deinen Augen gesehen. Man wollte also, das ich sterbe.«
    »Ich habe es ja nicht getan.«
    »Das weiß ich. Nur wenn du es nicht wolltest, wer wollte es dann? Bitte, das musst du mir sagen.«
    »Die Stimme in mir.«
    »Von der du nicht weißt, wem sie gehört?«
    Sie hob die Schultern, und ich wusste nicht, ob ich diese Geste als positiv oder negativ auffassen sollte.
    »Und was sagt dir die Stimme jetzt?«
    Es war eine entscheidende Frage, das merkte sie auch. Mit einem etwas verhangenen Ausdruck in den Augen schaute sie mich an und auch von unten nach oben. Ihre Lippen zuckten, und doch schaffte sie es nicht, die Antwort zu geben.
    »Ist sie denn da?«
    »Ja, sie ist auf dem Weg. Ich spüre sie, und sie wird mich bald erreicht haben.«
    »Eine Männerstimme?«
    »Nein, sie gehört einer Frau.«
    »Und du kennst sie?«
    Für einen Moment öffnete sie die Augen weit. Und dann brach es aus ihr hervor. Sie wollte das Lügengebäude nicht mehr aufrecht erhalten. Es hatte sie zu sehr gequält und wie ein Druck auf ihrer Seele gelegen. Sie löste ihre Hände von der Bank und riss die Arme in die Höhe.
    »Meine Mutter!«, brüllte sie mir ins Gesicht. »Es ist die Stimme meiner verbrannten Mutter!«
    Ich gab keine Antwort. Ich wusste auch nicht, ob ich überrascht sein sollte und fragte mich, ob ich überhaupt daran gedacht hatte, dass es die Mutter sein konnte, die hinter allem steckte. Ich hatte nur gehört, dass auch sie im Feuer verbrannt war und hatte deshalb eher mit einem Trauma der Tochter gerechnet, was auch irgendwie zutraf, aber nicht mit einer derartigen Positionierung des Traums.
    »Stimmt das?«
    »Ja, John.«
    »Warum? Wieso? Wie ist es möglich, dass du die Stimme einer Toten hörst?«
    »Beide sind verbrannt. Vater und Mutter, und es war die Schuld meiner Mutter. Sie wollte es so. Sie war verrückt nach dem Engel. Sie sah Uriel als ihren Gott an. Ihm hat sie ihr Leben geweiht. Sie wollte so werden wie er, und deshalb ist sie für ihn in den Tod gegangen. Nur deshalb hat sie das Feuer gelegt.«
    »Und?«
    »Was heißt und?«, schrie sie. »Meine Mutter ist verbrannt. Ob sie es erreicht hat, ebenfalls ein Engel zu werden wie Uriel, das weiß ich nicht. Aber etwas muss anders gewesen sein als bei normalen Toten. Uriel muss einen Kontakt bekommen haben. Man hat ihr etwas mitgegeben, und sie gab es an mich weiter. Sie hat in mir das gefunden, was sie gern werden wollte. Ich besitze jetzt die Macht, ich.«
    Ein paar Mal tippte sie gegen ihre Brust, um die Worte durch diese Bewegungen zu unterstreichen.
    »Ich bin jetzt meine Mutter. Ich sorge für das Feuer. Ich kann Menschen verbrennen, die mich nicht mögen.«
    »Willst du das denn?«, fragte ich.
    »Nein, nein, ich will es nicht. Aber ich kann mich dagegen nicht wehren. Es steckt in mir. Ich kann es nicht vernichten, hast du gehört? Ich schaffe es nicht…«
    Um sie nicht noch mehr aufzuregen, stellte ich vorläufig keine Frage mehr. Ich wollte warten, bis sie sich beruhigt hatte. Gleichzeitig war mir klar, dass ich dem Mädchen helfen musste. Gabriela konnte ihr Leben nicht unter diesem tödlichen Druck weiterführen. Das hätte in einem tödlichen Chaos geendet.
    Wie viel Zeit verstrichen war, wusste ich nicht. Irgendwann, als sie aufhörte, ihre Hände zu kneten, hob sie auch den Kopf an und schaute mir ins Gesicht.
    Ich erwiderte den Blick. Und da sah ich es wieder. In dieser grauen Dunkelheit - über dem Wasser sogar noch deutlicher. In ihren Pupillen funkten wieder kleine Feuerkugeln. Flammen, die wie Irrlichter tanzten und nur mich unter Kontrolle zu halten schienen.
    Ich stellte meine Frage
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