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1288 - Das unheimliche Mädchen

1288 - Das unheimliche Mädchen

Titel: 1288 - Das unheimliche Mädchen
Autoren: Jason Dark
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stimmte doch etwas an den Gerüchten, die man sich über Gabriela erzählte?
    Mit diesem Gedanken verließ sie das Bad und betrat das winzige Schlafzimmer. Hier empfing sie ihre Gäste nicht. Dafür hatte sie ihr Wohnzimmer ausersehen. Schließlich war sie bei den Männern für ihre private Atmosphäre bekannt. Sie konnte das Zimmer mit wenigen Handgriffen umdekorieren. Dazu gehörte auch das rötliche Licht, das sich wie eine sanfte Fahne über die halbrunde Couch legte.
    Rosanna trat vor den schmalen Schrank mit den beiden Lamellentüren. Sie dachte darüber nach, was sie anziehen sollte. Es standen verschiedene Outfits zur Auswahl. Von jungmädchenhaft über fraulich elegant bis hin zum Leder.
    Noch hatte sie die Tür nicht aufgezogen und runzelte die Stirn. Sie stellte sich den Kunden vor, der schon älter war und nie Töchter besessen hatte, aber auf junge Mädchen stand. Auf diese braven Personen, zumindest äußerlich. Nicht provozierend, sondern immer schön schamhaft. Da wollte sie zur weißen Rüschenbluse greifen und zu dem roten, sehr kurzen und weitgeschwungenen Rock. Sie selbst fand es lächerlich, sich in ihrem Alter so zu kleiden, aber der Wunsch des Kunden war letztendlich ausschlaggebend, denn der Gast zahlte schließlich.
    Etwas störte Rosanna. Zunächst wusste sie nicht, was sie so irritierte. Aber sie war aus dem Konzept gebracht worden und öffnete die Schranktür noch nicht. Sie stand in einem kurzen Abstand vor ihr, zog einige Male die Nase hoch und schüttelte den Kopf.
    Es brannte!
    Nein, das traf nicht zu. Es brannte nicht, denn sie roch nur Brandgeruch.
    Über ihren Körper, der nur von einem Bademantel bedeckt war, rann ein Schauer. Die Haut zog sich zusammen. Sie musste schlucken. Sie schalt sich selbst eine Närrin, aber dieser verdammte Geruch blieb bestehen und kitzelte ihre Nase.
    Sie ging zum Fenster. Den Vorhang schob sie über die Hälfte zurück, um nach draußen zu schauen.
    Da war kein Feuer zu sehen. Nichts loderte zwischen den Häusern. Auch wenn es Herbst war und manche Jugendliche auf den abgeernteten Feldern ihre Feuer anzündeten, hier in der Nähe brannte nichts.
    Es blieb normal dunkel. Nur aus den Fenstern der übrigen Häuser fiel der gelbliche Lichtschein, aber er hatte mit einem Feuer nichts zu tun und roch auch nicht.
    Rosanna zog den Vorhang wieder zu und drehte sich um. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, als ihr Blick wieder durch das Zimmer flog. Nein, auch in diesem Raum gab es kein Feuer, und trotzdem drang der Brandgeruch weiterhin in ihre Nase. Sie schmeckte ihn sogar, sah jedoch keinen Rauch.
    Über ihre Lippen drang eine leise Verwünschung. Dann erwischte sie der Schreck, denn ihr fielen die beiden Kinder ein, die in ihren Betten lagen und schliefen.
    0 Gott! Hoffentlich schwelte das Feuer nicht bei ihnen. Es konnte eigentlich nicht sein, denn dann hätte sie auch den Rauch sehen müssen. Trotzdem war Rosanna beunruhigt, lief die wenigen Schritte bis zum Ziel und zerrte die Tür auf.
    Nichts war passiert.
    Die Jungen schliefen in ihren Betten. Es gab kein Feuer. Sie sah keine tanzenden Flammen und auch keinen Rauch.
    Über den Betten hing das Spielzeug. Aus buntem Papier gebastelte Autos und Flugzeuge, die an Spiralen festhingen und so wunderbar tanzen konnten.
    »Nichts«, flüsterte Rosanna. »Ich glaube, ich bin verrückt. Durchgedreht. Mit den Nerven am Ende.«
    Sicherheitshalber schaute sie auch in der schmalen Küche nach. Dort erlebte sie das Gleiche. Es war alles normal. Weder Rauch noch Feuer.
    Ihren Gast, der recht bald erscheinen würde, hatte sie vergessen. Es ging ihr nur um diesen verfluchten Gestank, und jetzt drückte sie auch die Wohnungstür auf.
    Der Blick in den Hausflur. Das Schnüffeln - nichts. Es brachte wirklich nichts ein. Nicht mal der Geruch war im Flur vorhanden. Er hielt sich nur in der Wohnung.
    Im Flur blieb sie stehen und schaute auf die wieder geschlossene Tür. Besser ging es ihr nicht. Die Gedanken kreisten hinter ihrer Stirn, und sie war nicht in der Lage, eine Lösung zu finden.
    Schon jetzt wusste sie, dass sie ihrem Gast absagen würde. Das konnte man keinem zumuten, das war einfach Wahnsinn. In der Wohnung fühlte sich Rosanna nicht mehr sicher. Sie dachte daran, ihre Kinder zu nehmen und mit ihnen zu fliehen. Irgendwo hinfahren. Zu einer Bekannten. Dort übernachten und erst am nächsten Tag wieder zurückkehren.
    Oder hatte der Geruch etwas mit Gabrielas Besuch zu tun?
    Das konnte sein. Es gab ja Gerüchte
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