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1288 - Das unheimliche Mädchen

1288 - Das unheimliche Mädchen

Titel: 1288 - Das unheimliche Mädchen
Autoren: Jason Dark
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hatte den Mund weit geöffnet, ihr Gesicht war eine aus der Angst geborene Fratze, und nichts konnte sie mehr auf ihrem Platz halten.
    Es war ihr egal, ob ihr die Flammen den Weg versperrten. Da musste sie durch, denn wichtiger waren die Kinder. Sie durften nicht verbrennen.
    Rosanna rannte. Sie schrie dabei. Sie warf sich in den Flammenvorhang hinein. Sie ruderte mit den Armen, aber sie schützte auch ihr Gesicht, weil sie nicht wollte, dass die Hitze ihr die Haut verbrannte.
    Der stinkende Rauch quoll ihr in dicken Schwaden entgegen. Er raubte ihr die Luft. Und während sie noch der Feuermantel umhüllte, dachte sie daran, dass die meisten Menschen nicht durch Feuer starben, wenn es brannte, sondern durch den Rauch erstickten.
    Rosanna warf sich vor. Sie prallte gegen die Wand im Flur, wo auch der Spiegel hing. Den fegte sie durch eine unkontrollierte Bewegung ab und wuchtete ihren Körper nach rechts, denn dort musste sie hin, um das Zimmer der Kinder zu erreichen.
    Sehen konnte sie nichts mehr. Sie musste sich auf ihren Tastsinn verlassen, und plötzlich wurden die Schmerzen zu einem grässlichen Monster, das mit seinen Krallen ihren Körper umfasst hielt.
    Ein Blick reichte Rosanna aus, um zu sehen, was mit ihr passiert war. Der Bademantel hatte Feuer gefangen. Er brannte lichterloh und hielt sie gefangen.
    Ob das Feuer schon ihre Haare erfasst hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls konnte sie nicht als brennende Fackel in das Zimmer der beiden Jungen stürmen und sie dadurch ebenfalls in Lebensgefahr bringen. Deshalb musste sie den Mantel loswerden, und sie verfluchte den Knoten, den sie geschlungen hatte.
    Jede Sekunde, die verloren ging, brachte die Kinder dem Tod näher. Das Feuer würde sich nicht mehr aufhalten lassen.
    Rosanna kämpfte mit der Tücke des Objekts. Was sonst kein Problem gewesen war, entwickelte sich zu einem wahren Horror-Szenario, denn sie bekam den Doppelknoten nicht so schnell auf.
    Um sich herum hörte sie die fauchenden Geräusche, als hätte die Hölle verschiedene Tore geöffnet, um ihre tödliche Saat in die Welt zu streuen. Rosanna hörte sich brüllen. Sie kämpfte noch immer gegen den Knoten. Die Hitze und der Schmerz hatten auch ihren Kopf erfasst, und jetzt wusste sie, dass auch ihre Haare brannten. Es würde immer schwerer werden, aus dieser Hölle zu entkommen.
    Das normale Denken war bei ihr bereits ausgeschaltet. Die Panik hatte die Oberhand gewonnen, und genau das ließ sie das Falsche tun. Den Knoten hatte sie endlich aufbekommen. Der Bademantel fiel nach unten, und das war ihr Pech.
    Sie lief vor, während er fiel, und er verhedderte sich zwischen ihren Beinen.
    Rosanna hatte das Gefühl, einen Stoß in den Rücken zu bekommen. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Der Stoß katapultierte sie nach vorn. Mit dem Gesicht zuerst schlug sie gegen den brennenden Teppich auf dem Boden. Der Rauch hüllte sie ein, nahm ihr die Luft. Das Feuer griff vom Bademantel über auf ihre Haut.
    Dass sie es trotzdem noch schaffte, den Kopf zu heben, kam ihr wie ein Wunder vor. Sie dachte an ihre Kinder. Sie wollte die Namen der Zwillinge schreien, aber sie bekam keinen Laut hervor und wusste, dass sie verloren hatte. Wahnsinnige Schmerzen wollten ihren Körper zerreißen.
    Dann sah sie trotzdem etwas. Die Wohnungstür flog auf!
    Rosanna Scutti bekam es mit, aber der Vorgang lief langsam vor ihren Augen ab. Sie sah ihn wie geschnittene Bilder, zwischen deren Erscheinen sich jeweils eine Pause legte.
    Jemand betrat ihre Wohnung. Jemand ging direkt in die Feuerhölle hinein. Jemand nahm keine Notiz von ihr, sondern näherte sich dem Zimmer der Zwillinge.
    Und dieser Jemand war ihr bekannt, denn wie eine Königin hatte Gabriela Monti die Wohnung betreten.
    Es war das letzte Bild, das Rosanna in ihrem Leben noch wahrnahm. Sekunden später verlor sie das Bewusstsein, und dann griff der Tod mit gierigen Händen nach ihr…
    ***
    Die Flammen setzten sich aus zahlreichen Figuren zusammen, die um Gabriela herumtanzten. Die Hitze, der Rauch, sie schien das alles nicht zu sehen, denn unbeirrt, als gäbe es keinen anderen Weg, ging sie weiter. Es reichte ihr nicht, die Wohnung betreten zu haben, sie hatte ein Ziel, und das ließ sie nicht aus den Augen.
    Es war das Zimmer der Kinder.
    Nach recht und links schaute Gabriela nicht. Zügig schritt sie durch das tosende Flammenmeer auf die Tür des Kinderzimmers zu und riss sie auf.
    Das Feuer hatte diesen Raum noch nicht erreicht. Aber die
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