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1288 - Das unheimliche Mädchen

1288 - Das unheimliche Mädchen

Titel: 1288 - Das unheimliche Mädchen
Autoren: Jason Dark
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Laubbäume.
    Trotzdem gab ich nicht auf. »Bitte, Gabriela, wenn du mich siehst oder hörst, dann melde dich. Ich muss mit dir sprechen, und du weißt, dass ich es gut mit dir meine.«
    Nichts tat sich.
    Ein Gefühl sagte mir, dass sie mich schon gehört hatte, und ein Gefühl trieb mich auch in die Nähe des Teiches. Es war nicht logisch zu erklären, aber die dunkle Fläche zog mich irgendwie an. Sie hatte jetzt ihre grüne Farbe verloren und wirkte grau bis schwarz.
    Ich roch das Wasser. Es stank leicht faulig. Ich sah auf der Oberfläche die Blätter oder kleinen Zweige schwimmen und erinnerte mich daran, auch einen Kahn gesehen zu haben, der im Uferbereich an einem der wenigen Bäume festgetäut gewesen war.
    Das Zwielicht der Dämmerung hatte die Umrisse schon verwischen lassen. In diese Soße war auch das Boot eingetaucht, denn ich sah es im Moment noch nicht.
    Das änderte sich nach wenigen Schritten. Da stand der Baum klarer vor mir, und ich bekam auch die Bewegungen des hohen Ufergrases mit. Sie sahen natürlich aus, aber es wehte kein Wind, der mit den hohen Halmen gespielt hätte. So gelangte ich zu dem Schluss, dass diese Bewegungen keine natürliche Ursache hatten.
    Der Verdacht stieg von ganz allein in mir hoch. Er trieb mich auch, schneller zu gehen.
    »Gabriela?«
    »Keinen Schritt weiter, John!«
    Auch wenn ich mir die Antwort anders vorgestellt hatte, ich war froh, ihre Stimme zu hören. Sie lebte noch, und sie war nicht mal weit entfernt, denn sie hielt sich in der Nähe des Ufers auf.
    »Warum soll ich nicht kommen?«
    »Weil ich es nicht will!«
    Ich hatte mich schon vorher auf die Antwort einstellen können und hatte deshalb genau aufgepasst.
    Ich wusste, wo sich Gabriela versteckt hielt. Nicht weit von dem Baum und damit auch dem Platz entfernt, an dem der alte Kahn lag.
    »Ich komme jetzt zu dir, Gabriela.«
    »Nein!«
    »Doch, es ist besser. Du musst mir vertrauen. Ich will dir helfen. Nichts anderes.«
    Vom Ufer her hörte ich ihr Lachen. Es klang nicht eben freundlich. Ich empfand es als hart und scharf.
    Möglicherweise auch als neutral. Jedenfalls nicht als freundlich.
    Ich ging jetzt mit kleinen Schritten in Gabrielas Richtung. Der krumme Baum und die nahe Uferregion waren mein Ziel. Von dort aus hatte ich Gabrielas Stimme gehört. Da ich sie nicht sah, ging ich davon aus, dass sie sich im hohen Gras oder im Schilf versteckt hatte.
    Im Augenblick bewegte sich dort nichts. Mensch und Natur schienen den Atem anzuhalten, aber kurze Zeit später schon fingen die Halme an zu schwanken, und zugleich drang das leise Klatschen der Wellen an meine Ohren.
    Für eine winzige Zeitspanne blieb ich stehen. Ich wusste, was das Geräusch bedeutete. Gabriela versuchte, sich von mir zurückzuziehen, und es hörte sich an, als wollte sie quer durch den Teich laufen.
    Das wäre Quatsch gewesen, und so gab es nur eine Lösung für mich. Sie hatte das alte Boot genommen.
    Ich ärgerte mich jetzt, so langsam gegangen zu sein. In den folgenden Sekunden schon sprintete ich auf den Baum zu, an dem nicht mehr die Leine festgebunden war. Sie hing jetzt schlaff nach unten, das bekam ich noch mit, bevor meine Aufmerksamkeit von einem anderen Vorgang in Anspruch genommen wurde.
    Aus dem Gras des Ufers schob sich der Bug des alten Kahns in das Wasser hinein. Im Zwielicht sah er aus wie ein schwebender Schatten, der nur von recht leisen Geräuschen begleitet wurde.
    Noch war der Vorsprung nicht groß genug. Ich konnte es schaffen, auch wenn ich mir kalte Füße holte. Mit langen Schritten rannte ich auf mein Ziel zu. Ich merkte auch, dass der Boden seine Härte verlor. Er wurde nicht nur weich, sondern auch feucht, sodass für mich eine gewisse Rutschgefahr bestand.
    Ich hatte trotzdem Glück, platschte zwei Schritte später durch das flache Uferwasser und wühlte mich dann durch e hohen Halme, wobei ich mit beiden Armen ruderte.
    Das Boot hatte bereits einen kleinen Vorsprung gewonnen, aber Gabriela hatte Schwierigkeiten, es aus dem flachen Uferbereich zu bewegen. Das nutzte ich aus.
    Sie drehte mir den Rücken zu. Ich hörte sie keuchen. Das Ruder tauchte sie zu hektisch in das flache Wasser und wühlte somit den Schlamm vom Grund her auf.
    Nur bis zu den Schienbeinen wurde ich nass, dann warf ich mich nach vorn, fiel aber nicht in das Wasser hinein, sondern bekam mit beiden Händen das Heck des Kahns zu fassen.
    Ich zog ihn nach hinten, und jetzt hatte auch Gabriela bemerkt; dass sie mir nicht entkommen konnte.
    Sie
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