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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana
Autoren: Unbekannt
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sich auf acht Beinen. Den mächtigen Kopf, der an den Schädel einer Schlange erinnerte, trug sie hoch erhoben. Die schuppige Haut glitzerte grün im Widerschein der Sonne.
    Unruhig peitschte der mit giftigen Stacheln besetzte Schwanz.
    Das Tier schnupperte an dem Aas, das vor dem Eingang der Höhle lag, und gab ein grunzendes Schnauben von sich. Dann wandte es sich hangaufwärts und verschwand kurze Zeit später jenseits des nördlichen Grates. Drei oder vier Stunden lang würde die Icana jagen und dann gesättigt zu ihrem Lager zurückkehren. Huasqa sandte ein inbrünstiges Gebet zur Nymphe der Quellwasser. Alles hing davon ab, daß die Icana rechtzeitig zurückkehrte, daß sie sich ausruhen konnte und daß sie wieder hungrig war, wenn er sie brauchte.
    Er selbst kauerte sich in den Schatten der Felsen und versuchte, ein wenig zu schlafen.
    Wenn Belisar mit seiner Streitmacht anrückte, mußte er wach sein.
     
    *
     
    Der Tag verstrich langsam. Manku schickte einen Scout mit Wasser und Brot- und Fleischfladen. Huasqa labte sich; Hoayna wurde abgelöst.
    Ebhinor war noch nicht in Sicht, und die acht Panieli-Kundschafter lagerten nach wie vor am westlichen Paßausgang und vertrieben sich die Zeit mit Würfelspielen.
    Gegen Mittag kehrte die Icana zurück. Sie schleppte ihren prallen Leib schwerfällig dahin. Sie hatte gute Beute gemacht. Ihr Schlaf würde tief sein. Huasqa registrierte es mit Befriedigung.
    Er wanderte die Felsleiste entlang, auf der er die Stunden seit Tagesanbruch verbracht hatte, und drang etliche hundert Meter nach Osten vor. Er fand mehrere Stellen, an denen ein Abstieg zur Paßsohle hinunter ohne größere Schwierigkeiten möglich war. Auch das befriedigte ihn. Wenn der kritische Augenblick kam, würde er sich den günstigsten Abstieg auswählen können.
    Am Nachmittag sah er hoch oben auf dem gegenüberliegenden Hang die winzigen Gestalten der Krieger, die Manku in Marsch gesetzt hatte. Er zählte ihrer vierzig, genau wie abgesprochen. Sie gingen oberhalb der Icana-Höhle in Stellung und bauten sich Deckungen, so daß sie vom Paß aus nicht gesehen werden konnten, wenn die Kundschafter der Panieli zurückkehrten. Alles, was sie taten, verrichteten sie mit größter Sorgfalt und Behutsamkeit Die Icana durfte auf keinen Fall geweckt werden.
    Jetzt hing alles von Belisar ab. Huasqa versuchte zu schätzen, wann mit dem Eintreffen des Admirals zu rechnen war. Er konnte nicht allzu weit hinter den Spähern her sein, sonst hätte er einen größeren Voraustrupp geschickt. Huasqa sprach ein zweites Gebet an die Quellnymphe, dieses noch eindringlicher als das erste. Wenn der Panieli zur falschen Zeit eintraf, war sein Plan wertlos, und er würde sich vor Ebhinor wegen Ungehorsams und Untreue verantworten müssen. Das, wußte er, war gleichbedeutend mit dem Tod.
    Die Quellnymphe aber war ihm gnädig gesinnt. Huasqa war gerade wieder zu seinem ursprünglichen Standort zurückgekehrt, da erhob sich im Osten ein Geräusch, wie es Atahau-Ohren erst einmal zuvor gehört hatten. Es röhrte und heulte wie ein kräftiger Wind, der um eine Hausecke pfiff. Es rollte durch den schmalen Paßeinschnitt und brach sich hundertfältig an den Felsen. Es verstummte und ertönte ein zweites, ein drittes Mal.
    Kaum eine Minute später war hastiges Getrappel zu hören. Im Galopp preschten die acht Kundschafter heran, ritten über ihren nächtlichen Lagerplatz hinweg und eilten zum östlichen Paßausgang.
    Huasqa wurde von fieberhafter Erregung gepackt. Er trat aus dem Schatten und prüfte den Stand der Sonne. In zwei Stunden würde sie hinter den Graten im Westen verschwinden. In drei Stunden war es Nacht auf der Sohle des Passes.
    Das Geräusch, das er gehört hatte, stammte aus einem Signalgerät der Panieli. Tuba nannten sie es. Es bestand aus glitzerndem Metall und wurde durch den Atem eines Mannes mit kräftigen Lungen zum Klingen gebracht. Sein Ton hallte meilenweit.
    Ein einziges Mal hatte Huasqa den Klang der Tuba bisher gehört. Damals hatte er ihn verwirrt und in Angst versetzt. Heute jedoch verkündete er Freude und Triumph. Belisar kam.
    Und er kam genau zur rechten Zeit.
     
    *
     
    Mit dem letzten Licht des Tages zog das Heer der Panieli in den Paß ein. Huasqa erschrak. Mindestens fünfhundert Soldaten zählte er. Mehr als dreihundert waren beritten.
    Dreihundert Reiter stellten eine Streitmacht dar, gegen die Ebhinor wenigstens fünftausend Krieger hätte aufbieten müssen, wollte er auch nur eine geringe
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