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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana
Autoren: Unbekannt
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der Panieli nicht mehr zu fürchten. Sie besaßen nicht nur die zahlenmäßige Überlegenheit, sie beherrschten jetzt auch die Technik des Gegners.
    Manku wandte sich an Huasqa. Ein eigentümliches Leuchten lag auf seinem pockennarbigen Gesicht.
    „Bis an das Ende aller Tage wird man sich von Huasqa erzählen, der die Panieli besiegt und verjagt hat, ohne einen einzigen Krieger dabei einzubüßen."
    „Und von Manku", sagte Huasqa, „ohne den die Tat nicht hätte vollbracht werden können."
    Er hatte noch mehr sagen wollen, aber ein eigentümlicher Gesang erfüllte mit einemmal den schmalen Einschnitt des Passes Sacsamarca. Er schien aus tausend Kehlen zu kommen und besaß eine fremdartige, ans Herz greifende Harmonie. Manku richtete sich auf. Auch er schien das fremde Lied zu hören.
    Wie ein Nebel stieg es aus dem Grund des Passes. Die Umrisse der Felsen wurden undeutlich. Die Welt schien zu verschwimmen...
     
    *
     
    „Ich kann ihnen den Sieg nicht absprechen!" knirschte Kuursen Ton. „Sie haben gegen jedes Gebot des Kodex verstoßen. Aber alle schlechten Punkte, die ich ihnen geben kann, wiegen die Tatsache nicht auf, daß sie ihren Auftrag erfüllt haben. Sie sind Sieger im höheren Sinn des Worts. Sie haben nicht nur den Paß gehalten, sie haben den ganzen verdammten Krieg gewonnen."
    „Sieh die Sache von der angenehmen Seite", riet ihm Tomkan, dessen bunte Organtrauben vor Belustigung zitterten. „Der arme Wicht, der Admiral Belisar spielte und so abgrundtief verlor: Demeno Kai wird sich über ihn freuen. Er wird aus lauter Scham ein besonders fleißiger Fronarbeiter sein."
     
    *
     
    Es war dasselbe kahle, kalte Felsplateau, auf dem Tomkan und Veedro sie vor etlichen Stunden abgesetzt hatten. Stunden? Waren es wirklich nur Stunden gewesen? Roi Danton sah auf das Chronometer. Drei Stunden und ein paar Minuten waren vergangen, seitdem er die Sänger von Ophal ihren Choral hatte anstimmen hören.
    Der Gesang!
    Die Erinnerung kehrte zurück. Er drehte sich zur Seite und musterte den Freund, der nachdenklichen Blicks in die Felswüste hinaus starrte.
    „Manku?" sagte er.
    Ronald Tekener wandte sich ihm zu. Sein Mund verzog sich zu einem belustigten Grinsen.
    „Huasqa?"
    Sie ließen ihrer Heiterkeit freien Lauf und lachten herzlich. Roi Danton fuhr sich mit der Hand über die linke Wange. Aber von dem Schnitt, den Belisars Adjutant ihm beigebracht hatte, war nichts mehr zu spüren.
    „Ob wir gewonnen haben?" fragte Tekener zweifelnd.
    „Wenn wir nicht, wer sonst?" antwortete Danton.
    Ronald Tekener hob den Arm und wies in die Wüste hinaus. D'haans roter Glanz wurde von einem metallenen Objekt reflektiert, das sich mit beachtlicher Geschwindigkeit näherte.
    „Dort kommen Tomkan und Veedro, wenn mich nicht alles täuscht", sagte der Smiler.
    „Von ihnen werden wir erfahren, wie die Sache ausgegangen ist."
     
    7.
     
    Am Ende der Vorentscheidungsphase der Spiele des Lebens standen die Dinge so: Ronald Tekener und Roi Danton hatten zwei weitere Vorspiele wie das eben beschriebene siegreich bestanden und waren damit definitiv Teilnehmer am eigentlichen Spiel des Lebens.
    Reginald Bull war erfolgreich in die Hohe Schule des Nordens eingedrungen und bereitete sich darauf vor, Kontakt mit den achtundvierzig terranischen Shana aufzunehmen.
    Irmina Kotschistowa befand sich an Bord der ÄSKULAP und bemühte sich nach Kräften, möglichst große Mengen des Anti-KM-Serums herzustellen.
     
    *
     
    Einer hatte den Verlauf der Vorspiele von seinem Quartier in der Upanishad aus mit großem Interesse verfolgt: Volcayr, der Elfahder.
    Er war von Estartus Atem beseelt. Er hatte ihn in der Dashid-Kammer inhaliert, und manchmal hatte er den Eindruck, er sei bis zum Bersten mit ihm gefüllt. Es drängte ihn zum Kampf.
    Er kannte nun die, gegen die er anzutreten haben würde, und er empfand Respekt vor ihnen. Sie kämpften anders, als es auf Mardakaan üblich war. Sie kümmerten sich den Teufel um die Gesetze des Kodex, und dennoch waren sie erfolgreich. Es war unmöglich, ihre Taktik im voraus zu berechnen.
    Es war eine Ehre, gegen solche Kämpfer anzutreten.
    Keine Sekunde lang zweifelte Volcayr, daß er sie trotz ihrer Schläue besiegen würde.
    Denn in ihm lebte der Atem Estartus.
     
    ENDE
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