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1284 - Am Paß der Icana

Titel: 1284 - Am Paß der Icana
Autoren: Unbekannt
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er sich ab und schritt davon.
    Irmina Kotschistowa blickte ihm nach, bis er am Ausgang der Gasse verschwand.
    „Es wirkt", sagte die Mutantin halblaut. „Gott sei Dank. Er hat den Kodex des Kriegers vergessen."
    Sie schob den Paralysator, den sie vorsichtshalber schußbereit gemacht hatte, als der Elfahder sich zu rühren begann, wieder in die Tasche. Sie wartete noch fünf Minuten, dann machte sie sich ebenfalls davon. Die Flamme des Triumphs leuchtete in ihrem Herzen.
     
    *
     
    Inzwischen arbeitete Reginald Bull an seinem eigenen Projekt. Eine merkwürdige Unruhe hatte von ihm Besitz ergriffen. Er ahnte, daß er sich nicht mehr lange so freizügig würde bewegen können, wie er es gewöhnt war. Er war gebrandmarkt. Wie lange würde es dauern, bis die Mächte, die auf Mardakaan herrschten, von jener voreiligen, aus dem Impuls eines Augenblicks geborenen Tat erfuhren, die er inzwischen selbst bedauerte?
    Wie würden sie darauf reagieren? Sie unterlagen dem Gesetz der Krieger. Aus ihrer Sicht mußte das, was er getan hatte, wie ein Frevel ersten Ranges erscheinen. Volcayr war auf Mardakaan; er wußte es aus zuverlässiger Quelle. Dort, wo sie einander das letzte Mal getroffen hatten, auf dem Jahrmarkt von Cepor, war Reginald Bulls Handlung Stadtgespräch gewesen. Der Elfahder wußte, was aus der Faust des Kriegers geworden war, die Bull einst besessen hatte. Wenn er erfuhr, daß der Terraner sich am Spiel des Lebens zu beteiligen gedachte, würde er davon sprechen. Das war der Augenblick, vor dem es Reginald Bull bangte. Er mußte die Zeit nützen, die ihm bis dahin blieb.
    Mardakka bot ihm nichts Neues. Er hatte Hunderte von Städten dieser Art gesehen. Ihre Häuser und Straßen sprachen von der Völkervielfalt, die auf dem Planeten des Lebensspiels herrschte. Nominell gehörten Stadt und Welt zum Reich der Ophaler. Aber auf den Gehwegen und Rollsteigen, auf den Fahrbahnen und Gleitrampen der Innenstadt waren sie in der Minderzahl. Die Touristen hatten Mardakka erobert. Das Spiel des Lebens stand unmittelbar bevor. Auf jeden Ophaler kamen wenigstens fünf, deren Heimat irgendwo anders in den sternenerfüllten Weiten der Zwölf Galaxien lag.
    Er hatte gegessen und getrunken. Er war in Vergnügungspalästen gewesen und hatte Darbietungen über sich ergehen lassen, deren Qualität von miserabel bis vorzüglich reichte. Er hatte sich amüsiert und gelangweilt und eine Menge mardakaanisches Geld dabei ausgegeben. Vor allen Dingen aber hatte er geschwätzt. Er hatte jeden angesprochen, der ihm über den Weg lief, und ihn nach den Fremden ausgeforscht, denen sein Interesse galt: den achtundvierzig Shana, die an der Hohen Schule des Nordens in der Lehre der Zehn Schritte unterrichtet wurden.
    Auskünfte, mit denen er etwas anfangen konnte, hatte er nicht erhalten. Aber er hatte eine Fährte gelegt. Er hatte sich auffällig benommen und kein Geheimnis daraus gemacht, daß es ihm an Mitteln nicht mangelte. Es würde sich herumsprechen, nach welchen Informationen er suchte, und wenn er Geduld hatte, würde sich einer melden, der mehr über die Dinge wußte, von denen er erfahren wollte.
    In Mardakka gab es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Tag und Nacht. Die Stadt lag am Südpol des Planeten. Ein Teil der Scheibe des riesigen Zentralgestirns, D'haan, war fast ständig über dem Horizont zu sehen. Die rote Sonne verbreitete ein schmutziges Zwielicht, das allerdings dort, wo die Touristen sich bewegten, im grellen Schein der Schwebelampen ertrank. Reginald Bull hielt auf ein mächtiges, kuppelförmiges Gebäude zu, auf dessen Wand in den steilen Lettern der Sprache Sothalk die vielversprechende Aufschrift HEIM DES ZUFALLS glänzte. Er trat ein und sah, daß er sich nicht getäuscht hatte. Hier wurde gespielt.
    Er wanderte scheinbar ziellos zwischen den verschiedenen Spielgelegenheiten einher, verwickelte hier und dort einen mehr oder weniger mitteilungsbedürftigen Spieler in ein Gespräch und tat überhaupt alles, um aufzufallen. Er war keineswegs überrascht, als ihm ein humanoides Wesen, das ihn um Haupteslänge überragte, in den Weg trat und sich in freundlichunverbindlichem Tonfall erkundigte: „Ich suche nach einem Partner für eine Runde Haleph. Bist du interessiert?"
    „Du wirst mir erklären müssen, wie Haleph gespielt wird", antwortete Reginald Bull ebenso freundlich. „Wenn dir das nichts ausmacht, hast du einen Partner."
    Er musterte den Fremden aufmerksam. Die stark hervortretende Augenbrauenpartie,
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