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1283 - Der Mörder-Mönch

1283 - Der Mörder-Mönch

Titel: 1283 - Der Mörder-Mönch
Autoren: Jason Dark
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Niederschlag, wenn du verstehst. Er schlug mir gegen die Wange, die dann wie wahnsinnig brannte. Ich fiel zu Boden, und dort verlor ich dann das Bewusstsein. An was ich mich am besten erinnern kann, ist dieses verflixte Brennen an der Wange.«
    »Ja, das stimmt.«
    Esmeralda blinzelte mit den Augen. »Warum… warum betonst du das so seltsam?«
    »Wir haben es gesehen, als wir dich fanden. Es war mehr ein Zufall. Als ich zur Toilette musste, fiel mir das Licht auf, das noch überall brannte. Ich bin dem Schein gefolgt und landete in der Bibliothek, wo du am Boden lagst.«
    »Hast du den Mann nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    Esmeralda überlegte einen Moment. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihre Meinung überhaupt kundtun sollte, entschied sich jedoch schließlich dafür, es doch zu tun.
    »Mir ist er wie der Teufel vorgekommen, Anna. Verstehst du das? Wie der Teufel, der sich verkleidet hat, um uns einen Besuch abzustatten. Er hat mir eine fürchterliche Angst eingejagt. Es kann nur der Leibhaftige gewesen sein.«
    »Irgendwie hast du sogar Recht.«
    »Was?«, rief die Nonne, »du… du … glaubst mir?«
    »Ja, ich glaube dir.«
    »Auch das mit dem Teufel?«
    Anna sagte zunächst nichts. Sie nickte nur bedeutungsvoll, stand dann auf und ging dorthin, wo sich das große Waschbecken an der Wand befand. Sie drehte kein Wasser auf, sondern nahm etwas von der Ablage weg und kehrte wieder zum Bett zurück.
    Esmeralda konnte nicht sehen, was sie geholt hatte, und fragte deshalb: »Was ist das?«
    »Ein Spiegel.«
    »Für mich?«
    Die Oberin nickte, und ihr Gesicht blieb dabei sehr ernst.
    »Aber was brauche ich einen Spiegel? Ich bin nicht…«
    »Es geht hier nicht um gutes Aussehen, Schwester. Ich will dir etwas anderes zeigen und dir einen Beweis dafür liefern, dass du dich nicht geirrt hast.«
    »Ich soll mein Gesicht anschauen?«
    »Bitte, setz dich hin.«
    Esmeraldas Herz klopfte schneller. Sie wusste, dass ihr etwas Unangenehmes bevorstand, aber das musste sie in Kauf nehmen. Schließlich wollte auch sie die Wahrheit erfahren.
    Erst als sie saß, wurde ihr der Spiegel gereicht. »Schau dir deine linke Gesichtshälfte besonders gut an. Da wirst du erkennen, was mit dir geschehen ist.«
    »Ja, danke.«
    Das Zittern der Hand konnte Esmeralda nicht vermeiden, als sie den Spiegel vor ihr Gesicht hielt und den Kopf so drehte, dass sie ihre linke Gesichtshälfte sehen konnte. Sie sagte nichts. Sie konnte nichts sagen, denn sie sah, dass der Teufel bei ihr sein Zeichen hinterlassen hatte.
    Auf ihrer Wange malte sich bläulich eine schreckliche Fratze ab, die nur in den Bereich der Hölle gehören konnte…
    Esmeralda tat zunächst nichts. Sie war wie erstarrt und fühlte sich von eisiger Kälte umklammert. Es war eklig. Es war widerlich, was sich da auf ihrer Haut abmalte. Ein hässliches Gesicht, aus dessen Stirn zwei gebogene Hörner wuchsen, die hervorragend zu den alten Beschreibungen des Teufels passten, auch wenn die Hörner etwas zu groß waren. Sogar die Augen bekam sie zu sehen, und sie wirkten wie lebend.
    Es war ein Zeichen, ein Stigma. Der andere hatte ihr klar gemacht, dass sie nicht mehr zur Gemeinschaft der Schwestern gehörte. Sie musste sich jetzt mit der Hölle auseinandersetzen, denn nur aus ihr konnte diese Fratze stammen.
    Irgendwann war sie nicht mehr in der Lage, den Griff des Spiegels zu halten. Das Gerät rutschte ihr aus der Hand und blieb auf der Bettdecke liegen.
    Esmeralda sagte nichts, doch allmählich stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie durchlebte eine schreckliche Angst und dachte zum ersten Mal daran, dass die Hölle stärker war als sie.
    Anna ahnte, was in der Mitschwester vorging. Sie strich ihr tröstend über das Haar und sagte mit leiser Stimme: »Denk immer daran, dass es einen noch Mächtigeren gibt, der dich beschützt.«
    »Das hat er im Keller nicht getan!« Hastig schlug die Nonne gegen ihren Mund, aus dem die despektierlichen Worte gedrungen waren.
    »Nein, so darfst du nicht reden.«
    »Ich weiß, Anna.«
    »Seine Wege sind oft verworren und uns Menschen nicht klar. Versuche es als eine Prüfung anzunehmen, die du bestanden hast, denn man hat dich nicht getötet.«
    »Das ist wohl wahr. Aber ich habe auch gebetet. Ich habe zum Herrgott gefleht, und das hat dem Bösen wohl nicht gefallen.«
    »Da siehst du es.«
    »Aber der Makel wird bleiben. Ich… ich … werde immer damit leben müssen. In meinem Gesicht malt sich die Fratze des Teufels ab. Nur durch den Schlag
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