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1282 - Sprung zum Dreiecksnebel

Titel: 1282 - Sprung zum Dreiecksnebel
Autoren: Unbekannt
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Halutermaske zuzulegen, hatte ich noch nicht gewußt, daß der robotische Freifahrerkönig Anson Argyris zu genau derselben Zeit als Haluter getarnt versuchte, in die Upanishad-Schule Garwankel auf Olymp als Shad aufgenommen zu werden (was ihm natürlich verwehrt worden war).
    Irgendwie waren unsere Seelen also doch verwandt.
    Abermals mußte ich schallend lachen, doch dann wurde ich übergangslos wieder ernst.
    Vielleicht war in meinem Gedankenblitz ein Körnchen Wahrheit gewesen, wer weiß!
     
    *
     
    Tanh-Kothor war einer der wenigen uralten kleinen Raumhäfen, die auf Arkon Ierhalten geblieben waren. Auf dem Wohnplaneten der Arkoniden gab es keine Großraumhäfen, denn der interstellare Handel wurde ausschließlich auf Arkon II abgewickelt. Auf Arkon Idurften nur die Luxusjachten der vornehmen Familien starten und landen - und diejenigen Raumfahrer, die eine der seltenen Sondergenehmigungen besaßen.
    Es hatte mir keine Schwierigkeiten bereitet, für die Goshbon-Sippe eine solche Sondergenehmigung zu erwirken, ohne daß ich dabei ins Rampenlicht geraten wäre, wie die Terraner gesagt hätten. Selbstverständlich hatte ich außerdem dafür gesorgt, daß die Goshbon-Sippe dadurch nicht auffiel. Ihre Schiffe waren nur fünf von mehr als zweihundert Schiffen, die infolge einer „impulsiven Welle von Großzügigkeit" bei den arkonidischen Behörden in den Genuß von Sondergenehmigungen gekommen waren.
    Mein Gleiter - selbstverständlich ein original halutischer - meldete sich automatisch, als ihn die Aufforderungsimpulse eines Computers der Raumhafenkontrolle erreichten. Die Identifikation war nur eine bürokratische Formalität, die ausschließlich unter Computern abgewickelt wurde. Jeder Arkonide wäre sich zu gut dafür gewesen.
    Offiziell wollte ich auf Tanh-Kothor landen, um die Oldtimer-Ausstellung zu besichtigen, die dort seit vierundneunzig Tagen lief. Raumschiffstypen, seit Jahrhunderten ausrangiert und jetzt generalüberholt und auf Hochglanz gebracht, boten sich dort dem zahlenden Betrachter dar. Hier fanden sich Liebhaber aus allen galaktischen Zivilisationen - und hier konnte ich mich unauffällig mit Tailer Goshbon, dem raffgierigen Springer-Patriarchen, treffen. Er wußte inzwischen, daß ich kam. Ich hatte den Shad Ischgran, ebenfalls einen Springer, von der Upanishad aus vorgeschickt.
    Mein Gleiter glitt lautlos in eine der rund 2000 wabenförmigen Nischen des ziegelförmigen Parkhauses, das sich als 1000 Meter langer, 50 Meter hoher und nur zwanzig Meter breiter, schmuckloser Bau um die nördliche Peripherie von Tanh-Kothor schwang. Dahinter lag ein Streifen ungezügelter Wildnis, eine ausgeuferte Parklandschaft, die den Kreis der Vergnügungsetablissements überwuchert hatte, die hier während der längst vergangenen Glanzzeit dieses Raumhafens zu Tausenden aus dem Boden geschossen waren.
    Seit Jahrhunderten waren diese und andere Anlagen verfallen, und normalerweise war Tanh-Kothor nicht mehr als eine Art Geisterstadt, wo vielleicht alle fünfzig Tage einmal ein schrottreifer Kasten landete, der aus Sicherheitsgründen von anderen Raumhäfen keine Landeerlaubnis mehr erhielt oder der in der nahen robotischen Raumschiffsverwertung abgewrackt werden sollte.
    Seit der Eröffnung der Oldtimer-Ausstellung hatte sich das Bild gewandelt. Hier herrschte das, was die Terraner Jahrmarktsbetrieb nannten. Bunte Buden mit flatternden Dächern boten massenhaft Tand von Hunderten Planeten feil, fahrendes Volk zeigte seine teils verstaubten, teils beachtlichen Künste. Es gab die ausgefallensten Angebote für die ausgefallensten Kunden. Besuchermassen wälzten sich durch die Zeltstraßen.
    Wein, Bier, Vurguzz und andere Alkoholika flossen in Strömen. Spezialitäten der arkonidischen, terranischen, unithischen und bluesschen Profanküchen wurden tonnenweise verzehrt und erzeugten eine Geruchswolke, die die Tiere in den angrenzenden Parks vergrämte.
    Mich interessierte der Rummel natürlich nicht. Ich schob mich vom Parkhaus zielstrebig durch die Menge auf das 20 Meter hohe silbrige Gespinst zu, das die Oldtimer-Ausstellung vom Rummelplatz trennte und dafür sorgte, daß niemand kostenlos die alten Schiffe besichtigen konnte.
    Ich schob meine arkonidische Kreditkarte, die selbstverständlich den Kode eines Haluters enthielt, in den Schlitz eines Kontrollroboters und durfte passieren.
    Als ich die Sperre hinter mir hatte, erlosch der Krach des Rummelplatzes. Der Gespinstzaun hielt demnach auch den Lärm fern.
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