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1278 - Der Elfahder

Titel: 1278 - Der Elfahder
Autoren: Unbekannt
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geschickt? Er war sich seiner Fähigkeiten wohl bewußt. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer, ein Panish immerhin, der seinem Krieger Ehre machte. Aber er ragte unter der Menge seiner Artgenossen nicht hervor. Jeder Elfahder war ein guter Kämpfer, und Volcayr kannte ein paar, mit denen er sich aus Furcht vor einer Niederlage nicht hätte messen wollen.
    Irgend etwas gab es, das ihn in besonderem Maß für das bevorstehende Spiel des Lebens qualifizierte: irgendeine Beobachtung, die er allein unter allen Elfahdern gemacht hatte, irgendeine Erfahrung, die nur ihm zuteil geworden war. Er zerbrach sich den Kopf darüber, aber es fiel ihm nichts ein.
    Das robotische Management des Heims war überaus aufmerksam. Keine halbe Stunde verging, ohne daß Volcayr auf irgendeine besondere Attraktion innerhalb des ausgedehnten Gebäudekomplexes aufmerksam gemacht wurde: ein Fest, eine künstlerische Darbietung, eine Meditationssitzung, einen sportlichen Wettbewerb.
    Zwischendurch erkundigte sich auch des öfteren eine besorgte Stimme, ob er nicht den Speisen- oder Getränke-Service in Anspruch zu nehmen und sich etwas Nahrhaftes einzuverleiben gedenke. Wie wenig Ahnung hatten sie auf Mardakaan von der Lebensweise eines Elfahders!
    Als die Stimme sich innerhalb weniger Minuten ein erneutes Mal meldete, konnte Volcayr seinen Zorn nicht mehr zügeln.
    „Schweig!" schrie er mit aller Macht. „Ich will nichts mehr von dir hören."
    „Heißt das", fragte die Stimme sanft, „daß ich deinen Besucher abweisen soll?"
    „Besucher?" wiederholte Volcayr verblüfft. „Ich habe einen Besucher?"
    „Keinen geringeren als Miinen Dei, den Spielleiter."
    Volcayr überlegte kurz.
    „Verstehst du was von Hierarchie?" fragte er.
    „Von der hierarchischen Struktur der Verwaltung des Planeten Mardakaan, gewiß", antwortete die Stimme. „Von anderen Hierarchien habe ich keine Ahnung."
    „Das genügt", entschied Volcayr. „Welche Rolle spielt Miinen Dei in der Administration des Planeten?"
    „Er ist der zweite nach dem allweisen Panish Panisha, Graucum."
    „Gut", sagte Volcayr. „Schick ihn zu mir."
     
    *
     
    In Volcayrs Augen war der Besucher ein Zwerg. Er mochte eineinviertel Meter groß sein, und das Auffallendste an ihm war ohne Zweifel seine Kleidung. Er trug ein in allen Farben des Spektrums schillerndes Jäckchen, das den Oberteil des tonnenförmigen Körpers bedeckte und an jeder Seite sechs verschieden gefärbte Ärmelstutzen besaß, durch die die gelenklosen, tentakelähnlichen Arme ins Freie ragten. Unten an das Jäckchen schloß sich eine in schreiendem Gelb-Orange gehaltene Hose an, deren Beine das untere, stämmig entwickelte Gliedmaßenpaar des Wesens zur Hälfte bedeckte. Das, was Volcayr in Anlehnung an sein Wissen über die physische Beschaffenheit vertikalzweisymmetrischer (humanoider) Wesen für Füße zu halten gezwungen war, war von bunten Lappen entwickelt. Die Füße des Fremden schienen äußerst empfindlich zu sein.
    Volcayr bemerkte, daß er sehr zaghaft auftrat und mit einem Minimum an Gehbewegungen auszukommen versuchte.
    Die Arme endeten in feinfaserigen Fühlerbüscheln. Die Fühler waren in ständiger Bewegung, und Volcayr zweifelte nicht, daß sie eine außergewöhnliche Sensibilität besaßen. Oben aus dem Rumpf erhob sich wie ein Rohr der Hals, auf dem ein eiförmiger Schädel saß. An der Basis des Halses saß ein dicker, mit zahlreichen Membranen ausgestatteter Wulst, vermutlich das Sprachorgan des Zwerges. Das Gesicht wies als einziges mit dem Phänotyp des Humanoiden vereinbares Merkmal einen schmalen, lippenlosen Mundschlitz auf. Ansonsten war der Schädel mit Trauben verschiedenfarbiger, knollenähnlicher Gebilde bedeckt, die Volcayr für Sinnesorgane hielt.
    Es war übrigens beileibe nicht das erstemal, daß er ein solches Wesen zu sehen bekam. Der Besucher gehörte dem Volk der Ophaler an, das auf Mardakaan eine wichtige Rolle spielte. Die Ophaler waren Herren über ein Sternenreich, dessen Ausdehnung 250 Lichtjahre betrug. Sie regierten ihr Reich von Mardakaan aus. Sie waren treue Anhänger des Kriegers Ijarkor. Ihre Hauptbeschäftigung war, das Spiel des Lebens auszurichten, das dem Zweck diente, Kämpfer zu identifizieren, die würdig waren, in die Upanishad und später in das Heer des Ewigen Kriegers aufgenommen zu werden.
    „Ich begrüße dich, Volcayr", sagte der Zwerg.
    Volcayr horchte auf. Verwundert lauschte er den Worten nach. Sie waren in eigenartigem Singsang gesprochen, der der
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