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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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auf die Enkelin nieder und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass es so war.
    »War das ein Wolf?«
    Gloria Crane zuckte die Achseln. »Ich kann es dir nicht sagen, mein Schatz. Aber es ist möglich.«
    »Dann war es auch der Mörder - oder?«
    Gloria schüttelte den Kopf. »Das weiß man nicht genau. Die Polizei hat sich viel Mühe gegeben, aber sie ist zu keinem Ergebnis gekommen. Da sollte man nicht spekulieren.«
    »Aber es war nicht zu überhören.«
    »Das stimmt schon.«
    »Dann ist er wieder unterwegs«, flüsterte das Mädchen.
    Die letzte Bemerkung hatte Gloria in Verlegenheit gebracht. Sie wusste nicht, was sie ihrer Enkelin antworten sollte. Es konnte sein, es war sicherlich auch so, aber das zuzugeben, fiel ihr schwer, weil sie nicht wollte, dass Caro es mit der Angst zu tun bekam.
    »Es kann sein, dass er unterwegs war und es jetzt nicht mehr ist. Er hat sich bestimmt zurückgezogen und versteckt.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Durch die Frage sah sich die Frau in die Enge getrieben. »Ich weiß selbst nicht richtig, was ich glauben soll, meine Kleine. Ich weiß nur, dass ich bei dir bleiben werde.«
    »Hier im Zimmer?« hauchte das Mädchen.
    »Ja, warum nicht?«
    »Aber, es ist Nacht. Du wolltest doch schlafen, denke ich. Auch ich sollte…«
    Gloria beugte den Kopf vor und küsste ihre Enkelin auf die Stirn. »Das werde ich auch, meine Süße. Ich werde schlafen, und ich werde mich dazu in dein Bett legen.«
    Die Augen des Mädchens leuchteten auf. »Echt?« jubelte sie. »Willst du das wirklich? Wie früher?«
    »Klar, wie früher.«
    Caroline konnte es noch immer nicht richtig glauben. Sie wartete noch, und erst als sich ihre Großmutter bewegte, da rückte sie zur Wand hin, um sich dort auszustrecken.
    Gloria war zufrieden. Auch wenn sie noch ihr blaues Kleid trug, das machte ihr nichts aus. Sie wollte nur in der Nähe des Kindes bleiben, um eingreifen zu können, wenn Gefahr drohte. Dabei stellte sie sich auch die Frage, was sie unternehmen sollte, wenn plötzlich diese verdammte Bestie erschien. Sie hatte noch keine Lösung parat. Gegen diesen vierbeinigen Mörder ankämpfen, das würde sie nicht schaffen. Dazu war er zu grausam und auch blutgierig.
    Aber sie würde ihre Enkelin mit Händen und Füßen verteidigen, das nahm sie sich vor.
    Eine Waffe befand sich nicht mehr im Haus. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie alle Waffen weggegeben. Sie hasste Gewehre ebenso wie Revolver oder lange Jagdmesser. Diese Dinger sorgten bei ihr immer für einen schlimmen Schauder.
    Beide lagen im Bett auf dem Rücken und waren mit ihren Gedanken bei der Bestie, aber beide trauten sich nicht, darüber zu sprechen. So blieben sie steif liegen und lauschten in die Stille hinein, die in den letzten Minuten nicht mehr durch ein schauriges Heulen unterbrochen worden war.
    Das Mädchen zuckte noch, bevor es sprach. »Glaubst du, dass er wieder verschwunden ist, Grandma?«
    »Das hoffe ich doch.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich bin bei dir.«
    Caroline musste plötzlich kichern.
    Bevor Gloria nach einem Grund fragen konnte, rückte die Kleine schon damit heraus. »Das ist wirklich komisch. Die Großmutter und der böse Wolf. Das ist doch Rotkäppchen gewesen, die das erlebt hat.«
    »Stimmt. Aber möchtest du Rotkäppchen sein?«
    »Nein.«
    »Eben. Und ich auch nicht die Großmutter.«
    Es entstand zwischen ihnen wieder eine Pause. Schließlich fragte Caroline mit leiser Stimme: »Ob er wirklich ein weißer Wolf ist, wie man es gehört hat?«
    »Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen, Kind.«
    »Gibt es denn weiße Wölfe?«
    »Ich weiß es nicht, denn ich habe noch keine gesehen. Es ist aber durchaus möglich, denn die Natur ist sehr vielfältig. Da gibt es oft bestimmte Anomalien.«
    »Ach. Was ist das denn?«
    Sie wollte ihr schon eine Erklärung geben und hatte den Mund geöffnet, als es wieder passierte.
    Das Heulen klang auf!
    Diesmal nicht so laut, aber beide Personen im Bett blieben steif liegen. Obwohl das Heulen leiser gewesen war, hatten sie es ziemlich deutlich vernommen, und das konnte nur etwas Bestimmtes bedeuten, was Gloria sich nicht auszusprechen traute.
    Ihre Enkelin hatte damit weniger Probleme. Caroline richtete sich im Bett auf und drehte ihren Kopf nach rechts, dem Fenster zu. »Das war er, Grandma. Das war er bestimmt. Du hast ihn doch auch gehört?«
    »Das habe ich.«
    »Und?«
    »Nichts.«
    »Doch - bitte, sag, was du denkst. Bitte,
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