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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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Grandma. Du brauchst mir keine Angst zu machen. Ich habe das erste Heulen auch gehört. Ich weiß Bescheid, ehrlich.«
    »Ja, Kind, es klang sehr nah.«
    »Oh - vielleicht am Daus?«
    »Kann schon sein.«
    Caroline setzte sich etwas höher und reckte ihren Kopf so zur Seite, dass sie noch mehr von der Scheibe sehen konnte. Ihr Gesicht war angespannt. Beinahe wäre Caro noch über ihre Großmutter hinweggekrochen, aber sie überlegte es sich anders.
    Das große Fenster malte sich auch deshalb deutlicher ab, weil die Scheibe vom Licht des Mondes getroffen wurde und so einen gewissen Glanz erhielt, der auch nach innen wanderte und sich auf dem Boden als matter Schein abmalte.
    »Bitte, bleib liegen, Caro!«
    »Ja, schon gut.«
    Auch Gloria veränderte ihre Position. Sie wollte nicht im Bett liegen, setzte sich ebenfalls hin und drehte sich so, dass sie zum Fenster schauen konnte.
    Die Gänsehaut war bei ihr nicht grundlos entstanden. Sie ahnte, dass etwas auf sie zukam. Es war noch nicht zu sehen, aber es schlich bereits näher, und deshalb ließ die Frau das Fenster nicht aus den Augen.
    Noch sah sie nur den Glanz des Mondes. Sie hoffte, dass es auch weiterhin so blieb. Wenn in der nächsten Minute nichts passierte, würde sie aufstehen und nachschauen.
    Auf ihrer Schulter und teilweise auch auf dem Rücken lag der rechte Arm ihrer Enkelin. Caro hielt sie fest, als wäre der Körper der Großmutter der einzige Halt auf dieser Welt.
    Noch war das Licht da. Es bewegte sich nicht, bis plötzlich ein Schatten hineingeriet.
    Gloria Crane zuckte zusammen. Sie konnte nur auf den Schatten starren, der eine bestimmte Form bekommen hatte. Es war ein Körper, jedoch kein menschlicher. Der Schatten sah aus wie der eines Tieres. Es konnte auch der Umriss eines Wolfes sein.
    »Er ist da, Grandma!«
    Das hätte Caroline nicht erst zu sagen brauchen, denn die Bestie bewies in der nächsten Sekunde, wie präsent sie war, denn sie stieß sich vom Boden ab und sprang genau in das Fenster hinein…
    ***
    Es waren Momente im Leben der beiden so unterschiedlichen Zeugen, die sie am liebsten nicht erlebt hätten, aber auch niemals vergessen würden, denn diese Szene war einfach zu beherrschend.
    Die Scheibe und der Innenrahmen brachen zusammen. Glas und Holz wurden in das Zimmer geschleudert, und zusammen mit Resten wuchtete der Wolf in den Raum hinein.
    Gloria und Caroline Crane saßen im Bett wie festgenagelt. Sie waren nicht fähig, sich zu bewegen, denn was sie nun erlebten, das hätten sie sich nicht mal im Traum vorstellen können.
    Das große Tier mit seinem tatsächlich hell schimmernden Fell war stehen geblieben. Es stemmte sich auf seinen Pfoten ab, es schüttelte sich dabei, damit noch einige Splitter aus dem Fell geschüttelt wurden, und dann drehte es langsam den Kopf nach links.
    Caro und ihre Großmutter schauten auf die offen stehende Schnauze, in der die hellen und spitzen Zähne schimmerten. Eine rote Zunge bewegte sich dazwischen, und tief aus dem Rachen drang ein leises Fauchen oder Knurren.
    Von der Gestalt her war dieses Tier größer als ein normaler Wolf. Es war eigentlich ein Wunder der Natur, und hielt auch weiterhin die hellen Augen auf die beiden Menschen gerichtet.
    Gloria merkte, dass ihr Herz immer schneller schlug. Schweiß rann aus ihren Poren. Ihr war heiß und kalt zugleich, und auch das normale Denken war ausgeschaltet worden.
    Aber es kehrte zurück!
    Sie erinnerte sich daran, dass in der Nähe die Toten gefunden worden waren, und sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie jetzt an der Reihe sein sollte.
    Sie und ihre Enkelin!
    Mein Gott, das war unmöglich. Das konnte einfach nicht sein. So etwas durfte nicht hingenommen werden. Dagegen musste man etwas tun, auch wenn sie sich schwach fühlte.
    Plötzlich überkam sie das Zittern. Sie konnte sich nicht mehr fangen. Es war wie ein gewaltiger Schüttelfrost, der über sie kam.
    Der Wolf tat noch nichts. Er schaute nur. Keiner der beiden wusste, wie viel Zeit vergangen war, als das Tier sich zum ersten Mal bewegte und noch näher an das Bett herantrat.
    Beide vereisten noch stärker. Sie schauten zu, wie das Tier zuerst seine rechte Pfote anhob und auf das Bett stellte und dann mit seiner linken das Gleiche tat.
    Der Wolf streckte seinen Kopf vor. Die mächtige Schnauze näherte sich dem Gesicht der Großmutter, und sie nahm den Geruch wahr, der aus der Schnauze strömte. Es war nicht eben ein Labsal, doch darauf kam es auch nicht an, denn etwas anderes roch
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