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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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gegangen.
    Verrückt. Völlig absurd, aber auch nicht von der Hand zu weisen, und darüber dachte sie nach, während sie aufstand.
    Der Schmerz in ihrem Handballen lenkte sie ab, und sie schaute zu, wie das Blut zu Boden tropfe.
    Gloria Crane betrat nach einer Weile das Bad. Es war innen mit hellem Holz verkleidet, das den kleinen Raum größer wirken ließ. Auch die Spiegel trugen dazu bei. Dass sie sich in einer Fläche selbst sah, geschah zwangsläufig: Beinahe hätte sie sich über ihren eigenen Gesichtsausdruck erschreckt. Noch immer sah sie das Entsetzen in ihren Augen, das Unverständnis und auch einen gewissen Teil an Angst.
    Hinter der Tür hing der weiß angestrichene kleine Wandschrank mit dem roten Kreuz auf der Oberfläche. Darin fand sie genau, was sie suchte. Ein Desinfektionsmittel und ein Pflaster.
    Dass die Flüssigkeit auf ihrer Handwunde brannte, registrierte Gloria nur am Rande. Ihre Gedanken waren bereits in eine andere Richtung unterwegs. Sie dachte an Wendy, ihre Tochter, und die musste informiert werden, was mit Caroline geschehen war.
    Sie ging mit schleppenden Schritten zum Telefon, und der Hörer kam ihr mehr als doppelt so schwer vor.
    Sie hoffte, dass Wendy auch zu Hause war, weil sie es hinter sich bringen wollte.
    Sie ließ es klingeln, aber es wurde nicht abgehoben. Gloria wusste nicht, wie lange sie das Geräusch gehört hatte, bis sie schließlich aufgab und auflegte.
    Wendy war nicht da! Wie so oft!
    Ein etwas verlorenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wollte nicht behaupten, dass sich die Tochter ihr völlig entfremdet hatte, aber beide führten eben ein zu unterschiedliches Leben. Die Großstadt und vor allen Dingen der Beruf hatten Wendy gezeichnet. Es war schwer, sie mit normalen Maßstäben zu messen.
    Gloria Crane verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Sie trank nur selten Alkohol, nun aber konnte sie einen Magenbitter gebrauchen.
    Die Flasche stand in einem der Oberschränke. Sie holte sie hervor und trank direkt aus dem Gefäß.
    Es war gut, die Wärme zu spüren, die sich schließlich in ihrem Magen ausbreitete. Ob es ihr aber besser ging, wusste sie nicht, denn jetzt erlebte sie die Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse.
    Ihr Kopf sank nach vorn, und sie begann zu schluchzen…
    ***
    Samstag - Wochenende! Zudem schien noch die Sonne. Ein warmer Wind fächerte über das Land.
    Es war ein Tag, auf den sich die Menschen freuten, denn er trieb sie aus ihren Wohnungen in die Gärten und Biergärten. Sie sammelten sich an bestimmten Stellen an der Themse, und sie strömten in die Badeanstalten, denn wer auf der Insel lebte, der wusste auch, dass das Wetter sehr schnell umschlagen konnte, und deshalb mussten die schönen Tage genutzt werden.
    Ich wusste nicht, wie ich mir die Zeit vertrieben hätte. Wahrscheinlich wäre ich mit Jane Collins losgezogen oder hätte bei den Conollys im Garten gesessen und wäre ihnen auf den Geist gegangen, aber nichts von dem war eingetreten. Ich befand mich auf der Fahrt in den Südwesten, nach Kent, und dort würde ich einen Ort mit dem Namen Woodstone besuchen, von dem ich bisher nichts gehört hatte.
    Ich hatte allerdings versucht, mich zu informieren. Wendy Crane hatte nicht gelogen. Es gab die Toten. Ich hatte mir die Informationen beschafft und wusste auch, dass man keinen Mörder gefunden hatte. Schließlich war man davon ausgegangen, dass diese Menschen von einem wilden Tier angefallen worden waren.
    Ein Experte hatte die Bisswunden untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass sie nur von einem Wolf stammen konnten. Aber es war kein Tier aus dem Zoo ausgebrochen.
    Die Spur deutete auf einen Werwolf hin!
    Das hatte ich Wendy Crane zwar nicht so direkt gesagt, aber in meinem Hinterkopf hatte sich diese Lösung schon festgesetzt, und ich war gespannt, ob es tatsächlich zutraf und ich einen Werwolf jagen musste. Dazu noch einen weißen.
    Es war die Zeit für ihn, denn in der Nacht stand der blasse Vollmond am Himmel. Man konnte es als Vampir- oder Werwolfwetter ansehen. Da stimmten die uralten Überlieferungen mal wieder perfekt überein.
    Ein Kind befand sich in Gefahr. Ein Mädchen. Caroline Crane, gerade mal elf Jahre alt.
    Als ich daran dachte, kam mir die Welt gar nicht mehr so hell und freundlich vor. Da verdüsterte sich schon der Himmel für mich, aber nicht wirklich. Es lag nur an meiner Stimmung.
    Die Autobahn in Richtung Dover hatte ich längst verlassen, und so lag auch der größte Ferienverkehr hinter mir,
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