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1274 - Der Wolf und das Mädchen

1274 - Der Wolf und das Mädchen

Titel: 1274 - Der Wolf und das Mädchen
Autoren: Jason Dark
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ich.
    »Was meinen Sie?«
    »Für diesen hellen Werwolf?«
    Sie wiegte den Kopf und versuchte es mit einem Lächeln. »Ja und nein, würde ich sagen. Zumindest gibt es keine hundertprozentigen Beweise. Zeugen haben die Bestie gesehen, aber sie war auch immer so schnell verschwunden, dass es mit der Beschreibung haperte.«
    »Klar«, sagte ich und fügte eine Frage hinzu. »Wann hat sich die Bestie das letzte Opfer geholt?«
    »Das liegt schon länger zurück. Man hat die Ärmsten ja gefunden. Natürlich wurde die Polizei eingeschaltet, aber Ihre Kollegen konnten keinen Mörder jagen. Sie haben die Toten untersucht, das ist alles gewesen.« Sie schaute auf ihre gepflegten Hände. »Danach trat eine Pause ein, da passierte nichts, aber jetzt wurde sie wieder gesehen. Meine Mutter rief mich an. Sie verging fast vor Angst, was ich ihr nachfühlen kann. Es ging dabei mehr um Caroline, denn sie hat die Bestie um unser Haus herumschleichen sehen. Sie können sich vorstellen, wie den beiden zumute war, und auch ich bin in Sorge. Ich weiß ja, welchen Job Sie haben, Mr. Sinclair, und ich wusste mir nicht anders zu helfen, als mich an Sie zu wenden. Vielleicht erlaubt es Ihre Zeit, dass sie Woodstone einen Besuch abstatten, um sich dort selbst ein Bild machen zu können.«
    »Wo finde ich Woodstone?«
    »In Kent. In den Hügeln südlich von Canterbury. Es ist eine einsame, recht waldreiche Gegend. Ein wenig versponnen, aber irgendwie nett, naiv und reizvoll. Die Menschen haben es gelernt, mit der Natur zu leben, und sie sind stolz darauf. Sie lieben ihr Dorf, an dem auch ich noch hänge. Nur möchte ich nicht, dass irgendwelchen Menschen dort etwas passiert. Das könnte ich nicht verkraften. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Klar.«
    Wendy Crane schaute mich intensiv an. »Werden Sie hinfahren, Mr. Sinclair, wenn es Ihre Zeit erlaubt? Allein schon Ihre Anwesenheit würde mich beruhigen.«
    Ich sah ihren bittenden Blick und fragte mit leiser Stimme: »Wann soll ich denn losfahren?«
    »Das ist mir egal. Nein, nein!« korrigierte sich die Frau. »Das ist mir nicht egal. Wir haben heute Freitag.« Sie lächelte verlegen. »Nun ja, ich kann nicht über Ihr Wochenende bestimmen und weiß auch, dass die Polizei an diesen Tagen im Einsatz ist. Aber sollten Sie sich frei nehmen können, wäre es mir schon recht, wenn Sie noch heute oder morgen fahren und sich dort umschauen. Natürlich kann ich nicht über Sie bestimmen. Es ist auch nur eine Bitte.«
    Man hatte mir Wasser und Kaffee serviert. Ich trank von beidem einen kleinen Schluck. Dann stellte ich die nächste Frage. »Sie sind also davon überzeugt, dass in Woodstone und Umgebung ein Werwolf sein Unwesen treibt.«
    »Ja, sogar ein weißer.«
    »Kein normaler Wolf? Was macht Sie denn so sicher?«
    »Die Aussagen. Und denken Sie daran, dass die Toten gefunden wurden. Sie sind nicht von normalen Menschen umgebracht worden. Da können Sie sogar Ihre Kollegen fragen.«
    »Klar, das glaube ich Ihnen,« Ich räusperte mich. »Nun sind weiße Wölfe sehr ungewöhnlich. Ich weiß nicht, ob man sie in irgendwelchen Zoos finden kann.«
    Wendy Crane kam meinen nächsten Worten zuvor. »Denken Sie an einen Ausbruch aus dem Zoo?«
    »Zum Beispiel.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn ein Tier aus dem Zoo oder aus irgendeinem anderen Gehege ausbricht, dann steht doch bald etwas in der Presse davon. Darüber wurde jedoch nichts geschrieben. Außerdem treibt die Bestie in der Umgebung von Woodstone schon lange ihr Unwesen, daran sollten Sie auch denken.«
    »Das mag sein. Ich habe nur darüber nichts gehört. Aber ich wohne in London.«
    »Sie sind skeptisch, wie?«
    »Sagen wir so, Mrs. Crane, ich bin nicht überzeugt, aber das muss ich auch nicht sein. Ich denke noch immer, dass sich die Fälle als normale darstellen.«
    »Ich nicht.«
    »Obwohl Sie den Wolf nicht gesehen haben?«
    »So ist es.« Sie blickte mich jetzt direkt an. »Aber ich glaube den anderen Menschen. Sie sind ja nicht blind.«
    »Das sind sie gewiss nicht. Nur lässt man sich des Öfteren leicht täuschen.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Haben Sie nicht schon daran gedacht, Ihre Tochter hier nach London zu holen, wo sie in Sicherheit ist?«
    »Auf die Frage habe ich gewartet, da Sie mich bestimmt für eine Rabenmutter halten. Diese Möglichkeit habe ich natürlich in Betracht gezogen, aber dagegen sprachen einige Dinge. Zum einen wollte ich das Kind nicht aus seiner gewohnten Umgebung reißen, zum anderen hätte ich das
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