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1273 - Poker mit dem Tod

1273 - Poker mit dem Tod

Titel: 1273 - Poker mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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wusste, dass er bereits einen Teil des Weges hinter sich gelassen hatte. Er war wie vor den Kopf geschlagen, und die Leichenhalle schien sich plötzlich vor seinen Augen zu drehen.
    »Du hast deine Chance gehabt, mein Freund. Aber du hast sie nicht genutzt.«
    Die Worte trafen Longo wie eine schwere Anschuldigung. Er wollte etwas sagen und auch davon sprechen, dass es seiner Meinung nach Betrug war, doch er brachte kein Wort über die Lippen. Er war irgendwie zu einem anderen Menschen geworden.
    Welche Möglichkeiten gab es für ihn noch?
    Ein Fluchtversuch war ihm bereits misslungen. Dennoch sah er ihn als die einzige Chance an, aber der Knöcherne machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    »Wage es nicht!«
    Der Befehl reichte aus, um ihn auf dem Stuhl verharren zu lassen. Er spürte die große Genugtuung, die der Knöcherne ausstrahlte, und das konnte er auch, denn er war der große Gewinner in diesem Spiel.
    »Kennst du den Teufel, Kid?«
    »Nein!«
    »Aber du wirst ihn erleben. Ich schicke dich in die Hölle, und dann werden wir…«
    Jemand stieß die Tür auf. Es ging nicht geräuschlos. Der Knöcherne wurde in seiner Rede unterbrochen. Er musste an Kid vorbeischauen, um zur Tür blicken zu können.
    Viel konnte er nicht sehen, weil das Licht eigentlich nur über den runden Spieltisch fiel.
    Aber er hörte eine fremde Männerstimme, die sagte: »Die nächste Runde spielen wir…«
    ***
    Den Satz hatte ich gesprochen, denn innerhalb weniger Sekunden war mir aufgefallen, was hier ablief. Ich hatte alles registriert und wäre als normaler Mensch sicherlich geschockt gewesen, denn eine derartige Szene gab es eigentlich nur im Film.
    Um einen Pokertisch herum saßen fünf Gestalten. Eine davon war ein Skelett, die anderen wirkten noch menschlich, aber bei ihnen hatte der grausame Zauber ebenso zugeschlagen wie bei Julius Cameron, denn einige ihrer Glieder waren ebenfalls zu Gebeinen geworden.
    Hinter mir war Suko in die Leichenhalle gegangen. Julius Cameron hielt sich zurück. Er lehnte an der Wand und atmete keuchend, weil er von dem Anblick geschockt war.
    Bevor jemand reagieren konnte, hatten wir den Tisch bereits erreicht und standen wie Wachtposten hinter dieser makabren Pokerrunde, bei der jedes Mitglied eingefroren zu sein schien.
    »Kümmere du dich um die Spieler. Ich nehme mir das Skelett vor.« Das hatte ich zu Suko gesagt, kurz bevor wir eingetreten waren, und daran hielt er sich auch. Die Spieler verstanden seine Sprache, denn ebenso wie ich hatte er die Beretta gezogen. Vielleicht hatte unser überraschendes Auftauchen die ändere Seite auch so unbeweglich gemacht, jedenfalls erlebten wir keinen offenen Widerstand.
    Einer, der einen Haarschnitt hatte wie damals der gute Elvis Presley, drehte sich langsam um. Er wollte mich anschauen, und er saß dem Skelett am nächsten. Ich sah, dass er gespielt hatte, denn auf dem Tisch lagen aufgedeckt vier Buben und ein König.
    »Stehen Sie auf!«
    Der Mann zuckte zusammen und fragte: »Was haben Sie da gesagt?«
    »Bitte, Sie sollen aufstehen.«
    »Und dann?«
    »Nehme ich Ihren Platz ein.«
    In der Stille war meine Stimme sehr gut zu hören gewesen, aber niemand gab mir Antwort. Auch der Knöcherne nicht, dessen Oberkörper von einem Jackett verdeckt wurde.
    Der Mann mit der Elvis-Tolle erhob sich. Er stand auf wie jemand, der unter Druck steht. Erst jetzt sah ich seine Hände richtig. Er hatte sie verloren und stattdessen Klauen bekommen. Skelettklauen mit langen, leicht gekrümmten Fingern.
    Er ging zur Seite, sodass ich mich auf seinen Stuhl setzen konnte.
    Jetzt saßen wir uns gegenüber.
    Der Knöcherne glotzte mich an, und das war ihm auch möglich, denn seine Augenhöhlen wären nicht leer. Sehr tief darin sah ich eine dunkle Masse, die mich an Teer erinnerte. Ob sie sich bewegte, war für mich nicht festzustellen.
    Suko hätte sich einen strategisch günstigen Punkt ausgesucht, von dem aus er einen guten Überblick hätte. Aber die Spieler wirkten nicht gewalttätig. Sie kämen mir eher gespannt und abwartend vor.
    Und sie wären alle in den Bannkreis dieses Knöchernen geraten, es gab keinen Mann, der nicht gezeichnet war. Am schlimmsten sah der Mensch aus, dessen Gesicht zur Hälfte aus blanken Knochen bestand.
    Genau dafür hätte derjenige gesorgt, der direkt vor mir saß und von dem ich nicht wusste, wer er war.
    Kein Mensch, das mal vorweggenommen. Ein Dämon, ein Höllengeschöpf und möglicherweise sogar jemand, den es schon seit Urzeiten gab
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