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1270 - Belials Liebling

1270 - Belials Liebling

Titel: 1270 - Belials Liebling
Autoren: Jason Dark
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gestern.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hundertprozentig. Ich suchte im Schrank nach Kleidungsstücken, die Julie zu klein geworden sind. Wenn sie gut genug sind, können sie auch von kleineren Kindern weiterhin getragen werden. Das ist bei uns so Brauch, und das finde ich auch gut. Da fiel mir auf, dass das bestimmte Kleid nicht mehr da war.«
    »Dann schließen Sie daraus, dass Julie es geholt hat?«
    »So ist es. Mitten in der Nacht, denke ich, muss sie zurückgekommen sein. Wahrscheinlich hat ihr der verdammte Lügenengel dabei geholfen.«
    »Das sehe ich auch so.«
    Sie schwieg einige Sekunden, um mich dann zu fragen, was ich von dieser Aktion hielt.
    »Um es leicht auszusprechen, möchte ich sagen, dass Julie eben das Kleid brauchte.«
    »Und wofür?«
    »Sorry, das kann ich Ihnen nicht sagen. Sehen Sie es als eine Hoffnung an, Sina. Sie lebt. Julie hat sich sogar das schönste Kleid geholt. Das sieht nicht nach Sterben aus.«
    »Stimmt, es könnte so sein. Trotzdem bin ich ziemlich beunruhigt.«
    »Das ist klar.«
    »Ich traue mich auch nicht mehr weg aus dem Heim«, fügte sie noch hinzu, »denn ich rechne jetzt immer wieder damit, dass Julie plötzlich wieder auftaucht, um erneut etwas zu holen, was sie vergessen hat. Das wäre wirklich das Beste, was mir passieren könnte.«
    »Ja, es wäre nicht schlecht. Falls sie bleibt. Aber da müssen wir die Zukunft abwarten.«
    Die Heimleiterin entschuldigte sich noch für den frühen Anruf und ließ mich mit meinen Gedanken und dem restlichen Spiegelei allein. Gedankenverloren schaute ich in die leere Kaffeetasse. Ich füllte nach, aß auch das zweite Ei auf und hatte die Reste noch im Mund, als Suko nach einem kurzen Warnschellen die Wohnungstür aufschloss.
    »He, du hast es aber eilig.«
    Er blieb stehen und deutete auf seine Uhr. An der Stirn klebte noch immer das Pflaster. »Ich denke, wir sind schon über die Zeit.«
    »Egal, ich hatte einen Anruf bekommen. Sina Franklin wollte mich sprechen.«
    Obwohl Suko nicht dabei gewesen war - im Gegensatz zu den Conollys, die mich hatten abholen wollen, als bereits alles vorbei gewesen war-, hatte ich ihn eingeweiht. »Hat sie Julie gefunden?«
    »Leider nicht. Aber das Mädchen muss das Heim inzwischen besucht haben. Es fehlt ein Kleid.«
    »Ach.«
    Ich räumte den Tisch leer und erklärte Suko aus der Küche her, was ich von Sina Franklin gehört hatte.
    »Viel ist es ja nicht.«
    »Stimmt, Suko, aber immerhin können wir durchatmen. Belial hat Julie am Leben gelassen.«
    »Das war mir sowieso klar. Er braucht das Kind. Für welche Zwecke auch immer.«
    »Klar.« Ich verließ die Küche und machte alles andere als ein fröhliches Gesicht. »Der Engel der Lügen ist brutal. Er kennt keine Rücksicht. Das gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Julie Wilson passt in sein verdammtes Planspiel hinein, aber ich frage mich, welchen Part sie da spielt.«
    »Da müssten wir sie schon finden, um das herauszufinden.«
    »Richtig. Nur sag mir bitte, wo ich mit der verdammten Suche anfangen soll.«
    »Keine Ahnung.«
    »Toller Trost.«
    »Lass mal sein, wir werden was finden. Das haben wir schon immer so gehalten.«
    Ich drehte mich vom Garderobenspiegel weg, um Suko anzuschauen. »Das wird verdammt schwer werden, Suko.«
    »Du bist zum Pessimisten geworden?«
    »Nein, ich bin Realist. Ich habe sie erlebt, und sie haben mir gezeigt, wie wenig Chancen ich hatte. Aber Belial hat nichts von seinen Plänen verraten.«
    »Und wenn, wären es sowieso Lügen gewesen.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.«
    Wenig später verließen wir die Wohnung und fuhren mit dem Rover zum Yard.
    Meine Gedanken drehten sich um Julie. Ich wusste, dass da noch etwas nachkam, und das in recht kurzer Zeit…
    ***
    Es kam selten vor, doch an diesem Morgen lief uns Sir James über den Weg. Im Flur trafen wir mit ihm zusammen. Unser Chef hatte einige Akten unter seinen Arm geklemmt.
    Auf unsere lockere Begrüßung ging er nicht ein. Er übersah mich auch, sein Interesse galt Suko, den er prüfend musterte. »Wieder in Ordnung?«
    »Kein Problem.«
    »Und das Pflaster?«
    »Ist nur Zierde.«
    Ein Stirnrunzeln sagte uns, dass Sir James uns nicht glaubte. »Wenn Sie meinen. Wir werden uns jedenfalls später noch unterhalten. Ich habe gleich einen Termin beim Innenminister.«
    »Dann viel Spaß.«
    Sir James warf mir einen bösen Blick zu. Ich konnte ihn ja verstehen, denn er war ein Mensch, der diese Meetings hasste. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als
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