Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kollidierte.
    Der Blumenkohl sank in sich zusammen, der breite Mund schloß sich. Der Dreibeinige lag reglos.
    Trunkenheit und die Wucht des Aufpralls hatten ihm das Bewußtsein genommen. Reginald Bull verlor keine Zeit. „Was steht ihr hier herum und gafft?" fuhr er die verwirrte Menge an. „Gilt auch euch das Gebot der Ehre nichts? Ihr seid gekommen, um euch auf anständige Weise zu vergnügen. Geht!"
    Es lag etwas in seiner Stimme, das keinen Widerspruch duldete. Die Schaulustigen, um das erwartete Spektakel geprellt, setzten sich mit gemurmelten Verwünschungen in Bewegung. Nicht mehr als eine Minute verging, und in der von bunten Gebäuden flankierten Straße herrschte wieder dasselbe sorglose Gewimmel wie zuvor.
    Nur um den Ort, an dem der bewußtlose Quliman lag, machte die Menge einen weiten Bogen. Sie schien den Dreibeinigen nicht wahrzunehmen. Aber sie ging ihm aus dem Weg, weil sein Anblick ihr sonst die Laune verdorben hätte.
    Reginald Bull schenkte dem Bewußtlosen keine Beachtung. Er würde beizeiten von selbst zu sich kommen. Dafür kümmerte er sich um den Drakker. Das kleine Wesen musterte ihn aus drei der insgesamt sechs Augen. Es hatte sich mühsam wieder aufgerichtet Eine der vier Scherenklauen war auf unnatürliche Weise verbogen. Der Sturz hatte den Zwerg verletzt.
    Bull konnte nicht erkennen, woher die helle Stimme kam, die ihn nun ansprach. Die Mundöffnung des Drakkers mußte sich auf der Unterseite des Leibes befinden. „Warum hast du mir geholfen?" bekam er zu hören.
    Reginald Bull vergaß seine Rolle nicht. „Du hast es gehört", sagte er. „Es widerspricht den Prinzipien des Kriegers, wenn ein Starker sich an einem Schwachen vergreift."
    „Auch wenn der Schwache ein Drakker ist?"
    „Ich kenne keine yorschrift im Gesetz des Kriegers, die besagt, daß mit den Drakker eine Ausnahme gemacht werden kann."
    Die drei Augenstiele reckten noch weiter in die Höhe. Reginald Bull fühlte sich von den hellen, intelligenten Augen bis ins Innerste seiner Seele durchleuchtet. „Du bist der, der die Faust des Kriegers verloren hat", sagte das kleine Wesen. Es war eine Feststellung, keine Frage. „Der bin ich", antwortete Bull.
    Der Drakker machte ein paar trippelnde Schritte. Er humpelte, weil er eines seiner vier Klauenbeine nicht mehr benützen konnte, aber er war immer noch recht behende. „Komm", zirpte er unter der dunkelbraunen Chitinhülle hervor. „Wohin?" wollte Bull wissen. „Wir müssen reden", sagte der Drakker, „Eine gute Tat verdient ihresgleichen. Laß uns einen Ort finden, an dem wir ungestört sind."
    Der Raum glich einem Keller. Die Wände waren kahl, Fenster gab es keine. Eine einzelne Leuchtplatte verbreitete unangenehm grelle Helligkeit. Reginald Bull war nicht ganz sicher, auf welche Weise er an diesen Ort gelangt war. Der Drakker hatte ihn aufgefordert, ihm zu folgen. Sie waren in eine Seitenstraße abgebogen. An einer Reihe kleinerer, grellbunt beleuchteter Gebäude hatte der Drakker seinen Begleiter vorbeigeführt. Unversehens und ohne ein Wort darüber zu verlieren, war er schneller geworden und, bevor Bull sich seinem Tempo anpassen konnte, um eine Hausecke herum verschwunden. Bull hatte zunächst geglaubt, der Kleine wolle sich aus dem Staub machen, nachdem er zuvor so überschwenglich von Dank und guten Taten gesprochen hatte. Nur aus Neugierde war er ihm um die Ecke herum gefolgt... und hatte im nächsten Augenblick in dem kahlen Kellerraum gestanden.
    Der Drakker schien seine Verwirrung zu bemerken. „Der Jahrmarkt steckt voller Merkwürdigkeiten", spottete er. „Der Faltdurchgang ist nur eine davon.
    Dieser hier ist allerdings nur den Drakkern bekannt."
    Bull hätte sich gern danach erkundigt, was er sich unter einem Faltdurehgang vorstellen solle. Aber der Kleine hatte anderes im Sinn. „Du wagst viel, indem du dich auf dem Jahrmarkt sehen läßt", sagte er. „Du trugst einst die Faust des Kriegers. Man sagt, du hättest sie verloren. Das macht dich zum Ausgestoßenen. Warum begibst du dich in Gefahr?"
    Reginald Bull hätte nicht sagen können, woran es lag, aber er empfand ein nahezu grenzenloses Vertrauen zu dem kleinen Drakker. „Wir gehören der Heerschar des Kriegers noch nicht lange an", antwortete er. „Wir wissen nicht, wer der Krieger ist und welche Ziele er verfolgt. Wir haben seinen Kodex gelesen und verstehen ihn nicht."
    „Ah!" machte der Kleine. „Auf Wissen bist du aus, auf Informationen. Ich glaube, ich kann dir helfen."
    „Du?"
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher