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1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers
Autoren: Unbekannt
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finden."
    „Schäm dich", wies Bull sie zurecht. „Willst du Liebe verhökern?
    Was ich suche, ist ein Platz, an dem ich den Betrieb beobachten kann.
    Möglichst über einem anständigen Getränk. Ich habe Durst."
    Die Projektion lächelte hintergründig. „Nächsthöhere Ebene", sagte sie. „Ich kann dir keinen bestimmten Ort nennen. Aber geh nur hinauf, du wirst schon etwas finden."
    „Hinauf, wo?" fragte Bull. „Geh nur", sagte die Projektion und erlosch im selben Augenblick.
    Er tat vorsichtig einen Schritt. Überrascht stellte er fest, daß er sich auf einer Rampe befand, die in mäßiger Steigung in die Höhe führte.
    Der Grund, auf dem die Füße ruhten, war völlig transparent und daher unsichtbar. Bull ging weiter. Der graue Belag des Platzes blieb unter ihm zurück. Als er sich umsah, bemerkte er zur Rechten und zur Linken bunte Leuchtstreifen, die den Verlauf und die Ränder der Rampe markierten. Er näherte sich einem der Streifen, schritt über ihn hinweg und prallte gegen ein unsichtbares Hindernis. Die Sicherheitsvorkehrungen waren umfassend. Das Organisationskomitee hatte dafür gesorgt, daß niemand von der Rampe stürzte.
    Der Ausblick änderte sich plötzlich. Als habe er das obere Ende einer steilen Treppe erreicht, tauchten mit einemmal neue Gebäude, die er bisher nicht hatte sehen können, vor ihm auf; Sie reihten sich zu beiden Seiten einer schmalen Straße, in der reger Verkehr herrschte. Eine bunte Besuchermenge tummelte sich zwischen den beiden Gebäudezeilen.
    Holoramas schwebten in der Luft und versuchten, Unschlüssige in dieses oder jenes Etablissement zu lokken. Marktschreierisches Gebrüll unterstützte die optischen Darstellungen.
    Trotz des unablässigen Gequirles, der grellen, zuckenden Lichterfülle und des ohrenbetäubenden Geschreis wirkte die Szene friedlich und auf eine merkwürdige Art und Weise harmonisch und homogen. Das änderte sich jedoch plötzlich. Ein Schrei gellte auf: „Der gottverdammte Drakker hat mir mein ganzes Hab und Gut geklaut!"
    Das bisher ziellose Durcheinander der Menge entwickelte System. Die Vergnügungssuchenden wichen zur Seite hin aus. Eine Gasse entstand.
    Wie Mauern standen die Festplatzbesucher zu beiden Seiten der Straße. In der Straßenmitte entdeckte Reginald Bull ein hochgewachsenes, stämmiges, dreibeiniges Geschöpf.
    Der Leib hatte die Form einer Birne, deren schlankes Ende einen kräftigen, zwischen den Beinen baumelnden Steiß bildete. Drei Arme besaß der Fremde ebenfalls. Sein Schädel war unregelmäßig geformt und erinnerte auf den ersten Blick an einen terranischen Blumenkohl. Sinnesorgane waren nicht zu erkennen, um so deutlicher dafür ein breiter Mund, aus dem unflätige Schimpfwörter in ununterbrochener Folge hervorsprudelten. Der Dreibeinige war nicht allzu sicher auf den Füßen.
    Während er tobte und wetterte, schwankte er hin und her. Da Dreipunktlagerung im allgemeinen als äußerst stabil anerkannt wird, lag der Verdacht nahe, daß der Fremde unter dem Einfluß berauschender Substanzen stand.
    Den, dem das wüste Geschimpfe galt, erblickte Reginald Bull erst ein paar Sekunden später. Er war ein Zwerg im Vergleich mit dem Dreibeiner. Ein flacher, diskusförmiger Körper, nicht mehr als 30 Zentimeter im Durchmesser, wurde von einem unansehnlichen, dunkelbraunen Chitinpanzer umhüllt. Die Körperscheibe wurde von vier Stummelbeinen getragen, die in kräftigen Scherenklauen endeten. Die Klauen konnten abgeknickt werden und dienten dann als Füße. Aus dem Rand des Diskus ragten mehrere Stiele hervor, die an den Enden augenähnliche Sinnesorgane trugen.
    Der Drakker - nur um diesen konnte es sich bei dem Kleinen handeln - war sich über das Bedrohliche seiner Lage im klaren. Als der Dreibeinige seine Tirade für eine Sekunde unterbrach, um Luft zu holen, hörte man den Zwerg mit spitzer Stimme protestieren. „Wie kann ich dich bestohlen haben? Ich reiche dir nicht einmal bis zu den Kniegelenken!"
    Der dreibeinige Gigant indes ließ sich nicht besänftigen. Mittlerweile hatte auch die Menge an den Straßenrändern sich zu ereifern begonnen, und was von dort zu hören war, kündete nichts Gutes für den Zwerg. „Gib's ihm!" kreischte eine schrille Stimme. „Die Drakker haben hier nichts verloren", brüllte ein zweiter.
    Es war klar: Die Zuschauer wollten action sehen. Der Zweikampf zwischen einem angeblich Bestohlenen und dem vermeintlichen Dieb kam ihnen gerade recht. Daß der Drakker gegen den zwei Meter hohen
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