Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1266 - Der Troß des Kriegers

Titel: 1266 - Der Troß des Kriegers
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Dreibeiner nicht die geringste Chance hatte, spielte keine Rolle.
    Hier ging es um Unterhaltung, nicht Fairneß. Reginald Bull erinnerte sich an Zirrahs Worte: „... bist du dort drinnen weniger wert als der ärmste Drakker." Die Drakker schienen so etwas wie die Parias des Kriegertrosses zu sein.
    Der Zwerg versuchte zu fliehen.
    Dabei entwickelte er eine bewundernswerte Behendigkeit. Er bewegte sich seitsärts ebenso flink wie voroder rückwärts. Ein paar Augenblikke lang sah es so aus, als könnte ihm die Flucht gelingen. Aber eine solche Entwicklung war nicht im Sinn der erregten Menge. Die Zuschauer drängten nach vorne. Die Gasse, die sie ursprünglich gebildet hatten, schloß sich. Der Drakker sah aus seinen Augenstielen - sechs waren es insgesamt - nur noch Beine und Leiber vor sich. Er irrte mit hastigen Bewegungen am Wall der Schaulustigen entlang und versuchte vergebens, einen Ausweg zu finden.
    Da beugte sich einer der Zuschauer blitzschnell nach vorne. Eine kräftige Hand bekam das kleine, hilflose Wesen an einem der Beine zu fassen.
    Die Menge zollte schreiend Beifall.
    Derjenige, der den Drakker ergriffen hatte, schleuderte ihn mehrmals im Kreis herum. Dann ließ er los, und der kleine, unscheinbare Körper segelte in hohem Bogen in Richtung des Dreibeinigen, der schwankend und mit angewinkelten Armen auf sein Opfer wartete.
    Der schrille Angstschrei, den der Drakker ausstieß, während er durch die Luft flog, drang Reginald Bull bis in die Seele. Es gab einen häßlichen Knall, als die braune Körperschale auf die harte Oberfläche der Straße prallte. Der Dreibeinige warf sich nach vorne. Er stieß einen wütenden Schrei aus, und es gab nicht den geringsten Zweifel, daß er vorhatte, den Drakker zu töten.
    Mit kräftigen Armen teilte Bull die Menge, die ihm im Weg stand. Er trat auf den freien Platz hinaus, an dessen Rand sich die Zuschauer drängten. Murrende Rufe folgten ihm. Der Dreibeinige kauerte auf zwei Knien; das dritte Bein hatte er weit von sich gestreckt. Unmittelbar vor ihm lag der Drakker, offenbar von dem Aufprall betäubt. „Hör auf", sagte Reginald Bull, und obwohl er nicht sonderlich laut gesprochen hatte, reichte seine Stimme bis an die Ohren der am weitesten hinten stehenden Zuschauer. „Es verträgt sich nicht mit der Ehre des Kriegers, wenn der Starke mit dem Schwachen kämpft."
    Der Blumenkohl wuchs in die Breite und fuhr ein paar zusätzliche Blätter aus. Reginald Bull hatte den Eindruck, er werde scharf gemustert. Der Oberkörper des Dreibeinigen schwankte. Der breite Mund öffnete sich, und voller Gehässigkeit zischten daraus die Worte hervor: „Ich... auf die Ehre des Kriegers!"
    Das Wort war Reginald Bull nicht geläufig. Er wollte es sich aber merken. Er würde noch des öfteren dafür Verwendung haben. „Wenn dir die Ehre des Kriegers nichts gilt, dann hast du hier nichts verloren", sagte er scharf. „Scher dich zum Teufel."
    Der Trunkene kam auf die Beine. „Ich bin bestohlen worden!" brüllte er. „Beweise es."
    Ein Arm schnellte nach vorne. Ein Finger so dick wie der Lauf eines Blasters zeigte auf den Drakker, der sich eben erst wieder zu rühren begann. „Er hat mich beraubt", schrie der Dreibeinige. „Ich habe nichts mehr, also bin ich beraubt worden. Und wer anders als ein hinterlistiger Vierscherer würde einem harmlosen Besucher des Jahrmarkts sein Hab und Gut abnehmen?"
     
    *
     
    Der Blumenkohlkopf entfaltete sich weiter. „Kein Quliman schert sich zum Teufel, nur weil ein dahergelaufener Fremder so sagt", stieß er hervor, als wären ihm Bulls letzte Worte jetzt erst ins Bewußtsein gedrungen. „Du selbst bist derjenige, der hier nichts verloren hat. Ich werde dir..."
    Er sprach den Satz nicht zu Ende.
    Drei Arme kamen wie wirbelnde Dreschflegel auf Reginald Bull zu.
    Bull unterlief den Angriff. Er war nicht stolz auf das, was nun geschehen würde. Gewiß, der Dreibeinige war ihm an Größe und Muskelkraft bei weitem überlegen. Aber die Trunkenheit blockierte seine Reaktionsfähigkeit. Die drei Hiebe, die Bull zugedacht waren, fuhren rauschend ins Leere. Bull dagegen hatte sich blitzschnell gebückt. Er ergriff den Steiß des Dreibeinigen mit der einen, eines der Beine mit der anderen Hand. Ein kräftiger Ruck, und der Trunkene verlor endgültig das Gleichgewicht. Mit hektisch kreisenden Armen stürzte er nach hinten.
    Die Schicht aus Formenergie, die das Pflaster der Straße bildete, zitterte, als die gewichtige Masse mit ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher