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1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales
Autoren: Jason Dark
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krabbelnd in den tiefen Wunden. Sie fraßen, sie waren gierig, und sogar die Augen hatten sie aus den Höhlen gefressen.
    Ben Cork stand neben dem Reporter. Von ihm war nur der schnaufende Atem zu hören. Schließlich sagte er mit rauer Stimme: »Das sind mal meine besten Freunde gewesen. Auf sie habe ich mich verlassen können. Aber das ist vorbei. Der alte Fluch hat auch uns getroffen. Wir können nichts tun. Die Spinnenpest wird sich ausbreiten, auch über unseren Landstrich hier hinweg.«
    Es waren düstere Prognosen, und Bill Conolly wusste nicht, wie er sie aufhellen sollte. Ihm fehlten einfach die Argumente, und ihm fiel nur die Frage eines Polizisten ein, die dieser unzählige Male in seiner Laufbahn stellte.
    »Wie ist es passiert, Ben?«
    Der Schäfer überlegte eine Weile. Schließlich hob er die Schultern und sagte mit monoton klingender Stimme, wie jemand, der alles verloren hatte: »Zuerst merkten es die Schafe. Sie wurden plötzlich so ruhig. Ich kannte sie so nicht. Mir lief es eiskalt den Rücken hinab. Ich habe überlegt, was es sein könnte. Ich rief nach meinen Hunden. Sie haben sich auch gemeldet, aber es war kein Bellen mehr, sondern nur noch ein verzweifeltes Jaulen. Sie schrieen, denn die verfluchten Spinnen waren bereits bei ihnen auf den Körpern.« Er schüttelte den Kopf, und seine Stimme wurde noch leiser.
    »Ich konnte sie nicht mehr retten. Ich konnte auch nicht mehr bei ihnen sein und zuschauen, wie diese Spinnenbrut meine beiden Freunde vernichtete. Ich habe mich dann in den Schuppen gesetzt und mich in mein Schicksal ergeben.«
    »Ich kann dich verstehen«, sagte Bill. »Aber es geht weiter, mein Freund.«
    »Sie werden uns alle vernichten. Diese Spinnen sind die Boten der Hölle«, prophezeite er mit schlichten, aber sehr treffenden Worten. »Für das, was hier geschehen ist, gibt es keine normale Erklärung. Das sollte auch dir klar sein.«
    »Ist es auch. Trotzdem muss ich dich noch was fragen.«
    »Egal.«
    »Hast du die Spinnen auch an einem anderen Ort oder an einer anderen Stelle gesehen?«
    »Nein, Bill. Sie waren nur hier im Stall. Aber sie sind von draußen gekommen. Die alte Geschichte ist noch nicht beendet, und auch er mischt wieder mit.«
    »Er, hast du gesagt?« fragte Bill. »Wen meinst du damit?«
    »Alec Potter.«
    »Der alte Pfarrer?«
    »Genau.«
    »Was weißt du über ihn?«
    Der Schäfer wollte das Elend nicht mehr sehen und drehte sich deshalb zur Seite. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen ein halb gefülltes Wasserbecken aus Stein. »Vieles ist Dichtung. Manches ist Wahrheit. Aber manchmal fließt beides zusammen, Bill, und das ist auch hier der Fall. Der Pfarrer war damals dabei. Er hat vieles versucht, aber er muss das Falsche getan haben. Man hört, dass ihn die Menschen ohne Sarg in das Erdreich am hintersten Winkel des Friedhofs gelegt haben. Nicht mal ein Kreuz hat er bekommen. Er muss auf schlimme Art und Weise gestorben sein.«
    »Durch die Spinnen.«
    »Davon geht man aus. Eine Beschreibung der Leiche gibt es ja nicht, Bill. Aber was hält mich davon ab zu glauben, dass sie so ausgesehen hat wie meine Hunde? Oder ähnlich?«
    »Da könntest du Recht haben.«
    Der Schäfer ging weiter. »Ich werde versuchen, die Nacht zu überstehen. Ich werde bei meinen Schafen bleiben und so gut über sie wachen, wie es mir möglich ist.«
    »Da habe ich einen anderen Vorschlag.«
    »Nein, nicht.«
    Bill ließ sich nicht beirren. »Ich denke, wir könnten gemeinsam zum Haus der Cathy Tucker gehen und dort abwarten, was geschieht. Da sind wir geschützter.«
    Ben Cork blieb stehen. Fast mitleidig schaute er Bill ins Gesicht und schüttelte den Kopf. »Glaubst du das wirklich, mein Freund? Glaubst du, dass das zu schaffen ist?«
    »Ich denke schon.«
    »Nein, Bill, nein, die Spinnen kommen überall hin, wohin sie auch wollen. Die werden auch von keinen Hauswänden aufgehalten. Es gibt genügend Ritzen, Lücken, Spalten. Ob unten oder oben, das bleibt sich gleich. Aber ich will dich nicht aufhalten. Geh zu ihr, Cathy braucht jetzt Schutz. Ich bleibe bei meinen Lieblingen und werde hier auch die Nacht über Wache halten.«
    Bill war klar, dass er den Mann nicht umstimmen konnte. »Gut«, erklärte er zum Abschluss, »dann wollen wir darauf hoffen, dass wir den Wahnsinn beenden können und vor allen Dingen auch die Nacht überstehen. Viel Glück.«
    »Danke, ebenfalls.«
    Danach war es für Bill Zeit, sich auf den Rückweg zu machen, und den ging er gedankenschwer und
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