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126 - Hinter der Grenze

126 - Hinter der Grenze

Titel: 126 - Hinter der Grenze
Autoren: Stephanie Seidel
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sie ihn immer noch vor den Gefahren, die darin lauerten, schützen zu wollen.
    Oder vor sich selbst, dachte Jed. Matt war wesentlich leichtsinniger als Aruula
    »Okee«, sagte sie zögernd. »Aber seid vorsichtig. Diese Äxte sehen gefährlich aus.«
    Draußen kamen die Männer langsam auf den EWAT zu. Sie waren zu viert. Die Felle, die sie trugen, wurden mit Stricken zusammengehalten, ihre Füße waren nackt. Sie hatten Federn in ihre Haare und Bärte gebunden. Nur einer von ihnen trug einen Lederriemen um den Hals, an dem Knochen befestigt worden waren. Er war größer als die anderen und ging breitbeinig und stolz Jed zeigte auf ihn. »Das ist ihr, hm, Anführer«, sagte er.
    »Wir werden nur mit ihm reden. Die anderen, äh, beachten wir nicht, egal was sie tun.«
    »Alles klar.« Matt berührte den Öffnungsmechanismus der Einstiegsluke. Zischend wich sie zurück.
    Klare, kalte Luft schlug Jed entgegen. Es roch nach Schnee und nasser Erde. Vor ihm griff Matt kurz nach dem Driller an seiner Hüfte, dann spreizte er die Arme vom Körper ab und verließ den EWAT.
    Jed trat hinter ihm in die fremde Landschaft hinaus. Er war unbewaffnet, folgte aber trotzdem seinem Beispiel. Bei dem ersten Kontakt mit einer fremden Kultur musste man vorsichtig sein.
    Die vier Männer blieben stehen. Der Anführer drehte seine Axt zwischen den Händen. Seine blassen blauen Augen musterten zuerst Jed, dann Matt, bevor sie ins Innere des EWATs blickten.
    Versteht er, dass es ein Fahrzeug ist?, fragte sich Jed. Oder hält er es für ein Wesen aus seiner Mythologie?
    Er liebte diese Momente. Vor ihm standen Menschen, die die Welt auf eine ganz andere Art wahrnahmen als er selbst.
    Noch wusste er nicht, was sie in ihm sahen, welche Schlüsse sie aus seinem Verhalten, seinem Aussehen, seiner Kleidung zogen. Er wusste nicht, ob es Dämonen in dieser Welt gab oder Götter, ob die Toten mit den Lebenden sprachen oder das Jenseits ein dunkler, leerer Ort war. Gab es Musik in dieser Welt und Geschichten? Hatte ein Komet die Vergangenheit hinweggefegt oder war es ein wütender Gott gewesen, der sich für einen Frevel rächte?
    Die Menschen vor ihm waren ein geschlossenes Buch.
    Kommunikation würde es öffnen.
    »Und was jetzt?«, fragte Matt leise. »Die überschlagen sich nicht gerade vor Begeisterung.«
    »Lass ihnen, hm, noch etwas Zeit.« Jed nahm den Blick nicht von dem Mann, den er für den Anführer hielt. »Wir gehen einfach langsam weiter.«
    Schritt für Schritt entfernten sie sich vom EWAT und näherten sich den Männern. Die vier Fremden wirkten angespannt, aber nicht ängstlich. Es waren Krieger, das verriet allein ihre Körperhaltung.
    Die Mundwinkel des Anführers zuckten. Die Bewegung war kaum wahrnehmbar, aber Jed blieb sofort stehen. Er wollte Matt warnen, bemerkte jedoch, dass der ebenfalls angehalten hatte. Seine Hand neigte sich nach unten, dem Driller entgegen.
    »Irgendwas geht hier vor«, flüsterte er.
    Im gleichen Moment begannen die Männer wie Tiere zu brüllen. Sie rissen ihre Äxte und Schaufeln hoch. Erde spritzte unter ihren Füßen hoch, als sie losrannten.
    »In den EWAT!«, schrie Matt. Er schoss in die Luft. Die Männer wichen nicht zurück, brüllten nur noch lauter, feuerten sich gegenseitig an.
    Das Schilf geriet in Bewegung. Gestalten, die Speere und Knüppel trugen, brachen daraus hervor. Jed zählte sieben, acht, dann drehte er sich um und lief auf den EWAT zu, der plötzlich viel weiter entfernt zu sein schien.
    Die Laserkanone am Bug drehte sich, schwenkte auf die brüllenden Männer zu. Vor seinem geistigen Auge sah Jed, wie Lansdale sich über die Konsole beugte und auf freies Schussfeld hoffte.
    »Nicht schie-«
    Das Fauchen des Laserstrahls mischte sich in Matts Ruf.
    Einer der Verfolger wurde zu Boden gerissen. Rauch stieg aus seiner Brust auf. Ein zweiter Mann stürzte über den Sterbenden. Der Laserstrahl schnitt durch sein Gesicht, riss es von einer Wange zur anderen auf. Grotesk grinsend brach der Mann zusammen.
    Die anderen liefen brüllend weiter. Eine Axt bohrte sich neben Jed ins Gras. Er schlug einen Haken. Der Griff einer Schaufel schlug gegen sein Bein und ließ ihn straucheln.
    Mühsam fing er sich. Vor ihm sprang Matt in den EWAT, drehte sich um und hob den Driller.
    Jed starrte auf die Mündung. Sein Herzschlag setzte aus, als Matt den Finger krümmte und ein Lichtblitz an ihm vorbei schoss. Jemand schrie so dicht hinter ihm, dass Jed feuchten Atem in seinem Nacken spürte. Ein Arm
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