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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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zu. Die Hügel umgaben den Ort wie Beulen. Auf ihnen wuchsen Strauchwerk und Bäume. Letztere nicht so dicht, dass sie einen Wald bildeten. Zumindest nicht zu dieser Jahreszeit, wo noch kein Baum sein Blätterkleid angezogen hatte.
    »Sie werden die Anstalt sehen können. Sie passt zu den Häusern wie die berühmte Faust aufs Auge. Nämlich gar nicht. Das ist ein Betonklotz mit zwei Schornsteinen.«
    Helen Carver hatte ihre Erklärung kaum beendet, als die beiden Schornsteine in unseren Sichtbereich gerieten und wir feststellen mussten, dass kein Rauch aus den Öffnungen drang. Es wurde also um diese Zeit nicht verbrannt.
    Es war nicht leicht, die Landschaft hier gefühlsmäßig einzuordnen. Sie war nicht romantisch, auch nicht rau. Es gab wirklich nichts Besonderes hier, mit dem man hätte Werbung machen können, sie war einfach normal und dörflich, aber trotzdem passte der Betonklotz des Krematoriums nicht ins Bild.
    Ich konnte mir vorstellen, dass sich die Bewohner mit diesem Bauwerk bestimmt nicht anfreunden würden, auch wenn es dort Jahre stand.
    »Wir brauchen nicht durch den Ort zu fahren«, erklärte Helen Carver. »Es gibt eine direkte Zufahrt. Die wird auch stets von den Bussen benutzt.«
    Suko nickte, während ich fragte: »Sie wollen wirklich nicht aussteigen und nach Hause gehen, Mrs. Carver?«
    »Nein, Mr. Sinclair, ich bleibe. Ich muss einfach bleiben. Das bin ich Henry schuldig. Ich lasse mich von Typen wie diesem Dave Frost nicht an der Nase herumführen.«
    »Gut, wie Sie meinen.«
    Wexham lag schon vor uns, aber vor dem Erreichen der ersten Häuser mussten wir abbiegen. Der Weg war gut asphaltiert und breit genug, um auch Busse aufnehmen zu können.
    Jetzt rollten wir direkt auf das Krematorium zu, und wir hatten eigentlich nur Augen für diesen Betonklotz, der wirklich ein landschaftlicher Schandfleck war.
    An seiner Rückseite ragten die Schornsteine in die Höhe, und als ich mir das Gebäude genauer betrachtete, da merkte ich schon die leichte Gänsehaut auf dem Rücken.
    Solange der Weg noch öffentlich war, breiteten sich rechts und links flache Wiesen aus. Das änderte sich, als er in das Privatgelände mündete, das zum Krematorium gehörte und so etwas wie ein parkähnliches Aussehen bekommen hatte. Nur fehlten die Bäume. Es gab Rasen, kleine Parkbuchten und einen größeren Parkplatz, der den Bussen vorbehalten war.
    Und dort stand tatsächlich ein Bus!
    »Ach, der Meister hat Besuch«, flüsterte Helen Carver. »Nun ja, bei der Werbung.«
    »Fahr mal in seine Nähe«, schlug ich Suko vor. »Da können wir ein paar Worte mit dem Fahrer wechseln.«
    Der Mann, der den Bus lenkte, war nicht mit seinen Besuchern gegangen. Er stand draußen, nahe seiner offenen Fahrertür, hörte Musik aus dem Autoradio, trank Kaffee aus der Warmhaltekanne und rauchte dabei eine Zigarette.
    »Meinst du, dass er etwas weiß?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Schließlich ist er der Fahrer.«
    »Dann mal los.«
    Der noch jüngere Mann verfolgte unsere Fahrt genau. Er trat die Kippe aus, als wir in seiner Nähe anhielten und schaltete auch die Musik ab, während wir ausstiegen.
    Er trug einen Pullover, Jeans und Turnschuhe. Das Haar hatte er unter einer Kappe verdeckt. Ein Elternteil musste aus einem anderen Erdteil stammen, denn die Haut des Mannes schimmerte in einem kaffeebraunen Ton.
    Ich schlenderte als Erster auf ihn zu, blieb stehen und deutete mit dem abgespreizten linken Daumen auf das Krematorium. »Hatten Sie keine Lust, dort hineinzugehen?«
    »Genau.«
    »Warum nicht?«
    Er musterte uns und grinste. »Dazu fühle ich mich einfach noch zu jung, Mister.«
    »Kann ich verstehen!«
    »Dafür haben die Alten ihren Spaß.« Er lachte. »Sie machen sogar Witze über das, was sie gesehen haben. Ich fahre sie ja nicht nur hin, sondern auch zurück. Hätte nicht gedacht, dass sich die Alten so mit dem Tod beschäftigen.«
    »Bei der Werbung«, sagte ich.
    »Klar, die ist schon stark.«
    »Und Sie kommen aus London?«
    »Genau.«
    »Fahren Sie die Route jeden Tag?«
    »Nein, nicht jeden. Aber zwei Mal in der Woche schon. Es gibt auch Kollegen, die noch fahren. Wenn das so bleibt, geht das Unternehmen nie pleite.«
    Suko stellte die nächste Frage. »Was geschieht, wenn die Leute wieder eingestiegen sind? Geht es dann sofort zurück nach London?«
    »Nein, zumeist mit einem Umweg. Wir halten dann noch an einem Lokal an, wo sie an einer Kaufveranstaltung teilnehmen können.« Er musste lachen und schüttelte
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