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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel
Autoren: Jason Dark
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sodass sie auch durch ihn Luft holen konnte. Nur war es für die Mutter kaum zu sehen, auch jetzt nach dieser Ankündigung veränderte sich nichts, und genau das machte Svetlana traurig.
    Im Zimmer war es noch kälter geworden, obwohl das Fenster nicht mehr offen stand. Die Frau wusste auch nicht, woher die Kälte kam, und wieder dachte sie daran, dass möglicherweise der Tod irgendwo im Hintergrund lauerte.
    Die Haut auf ihrem Rücken zog sich zusammen, und sie drehte sich auf dem Stuhl um, ohne sich von ihm zu erheben. Sie suchte nach einem Hinweis auf das, mit dem sich ihre Gedanken beschäftigten.
    Sie dachte auch an das Jenseits und an die Geister, die darin ihre neue Heimat gefunden hatte. Es war der Platz für die Toten, doch manchmal nahmen die Verstorbenen Kontakt zu den Menschen auf.
    Davon hatte sie gehört und auch gelesen.
    Zu sehen war nichts. Nur zu spüren. Etwas sehr Kaltes hatte sich ausgebreitet und war wie mit langen Fingern an sie heran gekommen. Es strich an ihr vorbei. Es berührte sie, und Svetlana merkte, dass die Angst immer stärker in ihr hoch drang. Nur mühsam hielt sie sich auf dem Stuhl.
    Die Überraschung aber erlebte sie nicht aus dem Jenseits, sondern direkt in ihrer Nähe.
    Was seit Tagen nicht mehr geschehen war, passierte jetzt. Jamina sprach. Sehr deutlich hörte sie die Stimme ihrer Tochter, die fragte: »Kommt wirklich der Engel?«
    Nein, sie hatte sich nicht verhört. Es war tatsächlich Jamina gewesen, die diese Frage gestellt hatte.
    Es war das eingetreten, auf das sie so lange gewartet hatte, und jetzt, als es geschehen war, da konnte sie nicht mehr, da hatte sie das Gefühl, keinen Stuhl mehr unter dem Körper zu spüren und in der Luft zu schweben.
    Jamina hatte ihr eine Frage gestellt, und diese Frage hatte sich auf das bezogen, was gesprochen worden war. Es ließ nur den Schluss zu, dass sie alles mitbekommen hatte und auch in der Lage war, zu reagieren.
    Svetlana konnte es kaum fassen. Wie lange hatte sie auf eine derartige Reaktion gewartet. Doch jetzt, als sie geschehen war, da war sie so durcheinander, dass sie darüber kaum noch nachdenken konnte.
    »Kind…«, flüsterte sie nur.
    Jamina bewegte sich nicht. Überhaupt hatte sich ihr Gesichtsausdruck nicht verändert. Vielleicht stand der Mund etwas weiter offen, das war möglich, aber mehr war auch nicht geschehen, bis eben auf die ungewöhnliche Antwort.
    Die hatte sie nur geben können, wenn auch die Frage verstanden worden war.
    Svetlana musste erst schlucken, bevor sie eine Frage stellen konnte. »Bitte, meine Liebe, du hast mich verstanden. Bitte, du musst mich verstanden haben. Ich habe vom Engel gesprochen, der bald hier bei dir sein wird. Ich möchte, dass du noch einmal antwortest. Du brauchst auch nicht zu sprechen, wenn du nicht kannst oder nicht willst, aber ich möchte schon erfahren, ob du mich gehört hast. Ich bin doch deine Mutter. Ich habe dich geboren und dich großgezogen. Bitte, Jamina, tu mir den Gefallen. Sag etwas…«
    Das Kind schwieg. Aber es hatte sein Äußeres schon verändert, das wusste Svetlana sehr genau, denn sie kannte sie am besten. In ihr Gesicht schien wieder mehr Farbe gekommen zu sein. Sie war nicht mehr ganz so blass wie sonst.
    »Denkst du an den Engel?«
    Das Kind zuckte. Svetlana schöpfte Hoffnung. Sie beugte sich zur Seite und umfasste das Kind an den Schultern. »Du musst jetzt etwas sagen, meine Kleine, du musst…«
    »Der Engel…«
    Fast hätte Svetlana gejubelt. Ja, Jamina hatte gesprochen. Schon zum zweiten Mal. Es war Wahnsinn und kaum zu begreifen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, sich im Kreis zu drehen. Das gesamte Zimmer schien in Turbulenzen zu geraten, und die Wände schienen auf sie zufallen zu wollen. So musste sie erst einige Male Atem holen, um sich wieder in der Wirklichkeit zurechtzufinden.
    »Ja, mein Kleine, der Engel kommt. Er wird geholt. Er ist bestimmt schon unterwegs.« Sie lächelte breit. »Du hast bestimmt noch nicht von ihm gehört. Ich aber schon. Er kann heilen. Er sorgt dafür, dass die kranken Menschen, die keine Hoffnung mehr haben, wieder gesund werden. Jetzt will er auch dir helfen. Ist das nicht toll? Du… du… musst nur noch ein wenig warten, dann ist er hier. Die Frau Doktor weiß, wo er sich aufhält. Sie ist gegangen, um ihn zu holen. Es ist ein so wunderbarer Zufall. Und wenn er dann hier im Zimmer ist, wird er dich bestimmt wieder ganz gesund machen.«
    »Nein«, flüsterte die Kleine, »nein…«
    »Was sagst
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