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1255 - Böser schöner Engel

1255 - Böser schöner Engel

Titel: 1255 - Böser schöner Engel
Autoren: Jason Dark
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du?«
    »Er ist böse.«
    Svetlana hatte die Antwort genau verstanden, doch sie wollte sie nicht akzeptieren. Sie schob es auf das Fieber, das ihre Tochter in den Klauen hielt.
    »Nein, das kannst du so nicht sagen. Der Engel ist nicht böse. Engel sind gute Geister.«
    »Er ist böse, Mutter!«
    Svetlana verdrehte die Augen. Sie wollte nicht zu heftig reagieren und fragte deshalb mit leiser Stimme: »Woher weißt du das? Wer hat dir das gesagt?«
    »Ich weiß sehr genau, dass er böse ist. So etwas kann man genau spüren.«
    »Engel sind gut.«
    »Nicht er!«
    Svetlana gab nicht auf. »Aber wie willst du ihn gespürt haben, Kind? Kannst du mir das sagen?«
    »Ja, das kann ich. Ich weiß es eben. Es war wie eine Botschaft. Er soll nicht kommen.«
    Die Frau begriff die Welt nicht mehr. »Und was ist mit dir, Kind? Bitte, du kannst so etwas nicht einfach sagen. Das darfst du nicht. Du versündigst dich.«
    »Lass ihn weg, Mutter!«
    »Nein, meine Kleine, das tue ich nicht. Ich will, dass du wieder gesund wirst. Und nur er kann das machen. Nur er! Es ist genug über ihn geschrieben worden. Manche sagen, dass uns der liebe Gott ein Wunder auf die Erde geschickt hat. Er will nicht mehr, dass so viele Menschen leiden, und deshalb ist er gekommen. Ich bin voller Hoffnung, dass du bald wieder mit deinen Freundinnen zusammen sein kannst. Dann wirst du auch in die Schule gehen können. Dein Leben läuft so weiter wie es vor der Krankheit gewesen ist.«
    Jamina öffnete jetzt die Augen weit. Der klare Blick überraschte die Mutter. So war sie in der letzten Zeit selten angeschaut worden. Jamina sah aus wie jemand, der sich auf dem Weg zur Gesundung befindet. Aber daran konnte sie einfach nicht glauben. Das war mehr als ein Wunder. Ohne dass jemand eingegriffen hätte. So etwas wollte ihr nicht in den Kopf.
    »Was ist mit dir, Kind?«
    Jamina hüstelte leise. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich den Engel nicht will. Er ist nicht gut. Er ist so schlecht. Das… das… kann ich alles nicht glauben.«
    »Ich denke, so etwas musst du mir und der Frau Doktor überlassen. Wir wissen, was gut für dich ist, meine Kleine.«
    »Nein, das wisst ihr nicht. Ihr wisst gar nichts. Bitte, ich möchte nicht…«
    Svetlana war geschockt. Sie verstand ihre Tochter einfach nicht mehr. Alles kam ihr vor wie ein Schlag ins Gesicht. Sie merkte wieder, dass ihr Herz schneller schlug, aber es hatte nichts mehr mit der Angst um ihre Tochter zu tun. Sie war jetzt völlig verändert. Wie konnte jemand so plötzlich gesund werden?
    Oder war sie nicht gesund? Hatte ihre Krankheit nun eine andere Stufe erreicht? Svetlana konnte es drehen und wenden wie sie wollte, die Antwort gelang ihr nicht.
    Trotz allem war Svetlana besorgt. Sie holte ein Tuch aus der rechten Tasche ihrer grauen Strickjacke und wischte damit über die Stirn der Kleinen hinweg. Dort hatte sich wieder Schweiß angesammelt, denn sie war innerlich erregt. Da musste es wirklich eine Kehrtwendung gegeben haben. Den Grund kannte die Mutter nicht. Es war ihr auch nicht möglich, das nachzuvollziehen.
    Fest stand nur, dass Jamina Angst vor dem Engel hatte. Vor einer Frau, die heilende Hände oder Wunderkräfte besaß. Die ihr vom Himmel gegeben worden waren, und auch deshalb wurde sie nur der Engel genannt. Sie war eine Wohltäterin der Menschen. Ihre Kräfte hatten sich herumgesprochen, sie hatte vielen Hoffnung gegeben. Die Medien hatten über sie berichtet. Sie war im Fernsehen aufgetreten und hatte aufgrund ihrer Zurückhaltung und Bescheidenheit einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, denn sie bildete sich auf ihre überstarken Kräfte nichts ein und nahm sie als Geschenk hin, das verpflichtete.
    Wie konnte Jamina nur so von ihr reden? Es musste der Fieberwahn sein. Für Svetlana kam keine andere Möglichkeit in Betracht.
    Sie schaute in das Gesicht. Es war wieder blasser geworden, auch irgendwie eingefallener, und diese Anzeichen wiesen darauf hin, dass Jamina wieder in den anderen Zustand zurückglitt, was sie mit großer Sorge betrachtete.
    Sie sorgte sich, und sie fühlte nach dem Puls ihrer Tochter. Er war vorhanden, doch er gefiel ihr nicht, weil er einfach zu schwach war. Svetlana bekam Angst. Sie legte die Hände zusammen, sie betete, sie zitterte und flüsterte: »Bitte, lieber Gott, bitte, lass sie nicht sterben. Sie ist doch noch so jung. Sie hat ihr Leben noch vor sich. Sie soll nicht sterben…«
    Es wurde still. Svetlana rann die Zeit durch die Finger. Sie wünschte sich
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