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1252 - Spur in die Vergangenheit

1252 - Spur in die Vergangenheit

Titel: 1252 - Spur in die Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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wenn ich mir ganz sicher war.
    Er glotzte mich an. In seinen Augen entdeckte ich keinen Ausdruck. Er winselte nicht um Gnade. Er war einfach nur böse. Er stand unter Druck, er strömte einen scharfen Geruch ab, der mich an einen lange nicht gesäuberten Tierstall erinnerte. Auch eine Mischung aus Mensch und Dämon litt unter diesen Gefühlen.
    Die Haut an seinem Hals zuckte. Er riss den Mund auf. Die Zeit kam mir so wahnsinnig lang vor, in Wirklichkeit aber wusste ich, dass sie völlig normal ablief.
    Ich hörte ihn keuchen. Oder war es ein Röhren, das mir aus seinem Maul entgegenquoll?
    Das Gesicht glänzte. Die Nasenlöcher zuckten ebenso wie der gesamte Körper. Er bewegte seine Arme fahrig. Ich sah, dass auf den Händen ein Flaum gewachsen war.
    Das böse Tier war da.
    Die Hörner bogen sich leicht, aber mehr geschah nicht. Er verwandelte sich nicht ganz in den Dämon, und genau jetzt war der Augenblick erreicht, an dem ich ihn vernichten wollte.
    Er war nicht das Böse an sich. Er war nicht Luzifer, den es schon zu allen Zeiten gegeben hatte. Er war später hinzugekommen und stand in der Hierarchie eine Stufe tiefer.
    Ich musste mich nicht mal räuspern, um die Kehle frei zu bekommen. Die Worte kamen klar und glatt über meine Lippen, um dem Kreuz diese gewaltige Kraft zu geben.
    »Terra pestem tene…«
    Etwas passierte!
    Etwas Kaltes erwischte mich. Plötzlich erfüllte die Kälte auch meinen Mund, und sie schaffte es, mir die nächsten Worte in die Kehle zu drücken. Etwas war passiert, womit ich nicht gerechnet hatte, aber hatte rechnen müssen.
    Mit ihm hatte es begonnen. Mit ihm sollte es auch enden, denn zwischen uns hatte sich eine feinstoffliche und geisterhafte Gestalt geschoben.
    Absalom war gekommen!
    ***
    Er war da, er war zu sehen, aber er war trotzdem nicht so präsent, wie ich es gern gehabt hätte, denn er war kein Mensch, sondern ein Geist, und er hatte eine Mauer aufgebaut.
    Ich zuckte zurück, als hätte ich einen Schlag erhalten. Das Kreuz hielt ich fest, aber es gelang mir nicht mehr, die Formel auszusprechen, denn Absalom hatte die Regie übernommen.
    »Nein, John, nicht so. Ich habe dir den Weg gezeigt, weil ich eine alte Schuld zu begleichen hatte. Aber ich werde nicht zulassen, dass du ihn zerstörst. Es gibt Regeln, nach denen du dich richten musst. Du wirst sie noch erleben, denn ich bin beiden verpflichtet. Sowohl der einen als auch der anderen Seite. Ich habe damals schon gelebt, als die Religionen der Menschen entstanden. Ich war mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Ich habe mich sterben lassen, als sich mein Haar im Geäst des Baumes verfing. Ich habe mich selbst nicht abgeschnitten, weil ich die Botschaft bekam, es nicht zu tun. Als man mich fand, war ich tot, aber nur mein Leib, nicht die Seele. Sie wanderte durch die Zeiten. Sie gab mal der einen und mal der anderen Seite Schutz. Ich werde meine Ruhe bekommen, die ich brauche, dann werde ich die Qualen der Hölle nicht mehr erleben. Ich muss Luzifer einen letzten Gefallen erweisen, und das werde ich jetzt tun.«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen und wusste nicht, was ich sagen sollte. Zudem kam ich mir vereist vor und fragte dann mit gequälter Stimme:
    »Was hast du vor?«
    »Ich habe schon alles getan!«
    Die Antwort machte mich durcheinander. Für mich hatte er nichts getan oder doch?
    Die Unsicherheit ließ mich zittern.
    Ich schaute auf mein Kreuz, ich sah an ihm vorbei und schaffte es nicht, mich für ein Ziel zu entscheiden. Bluff! Oder nicht? Musste er wirklich die alttestamentarische Schuld abtragen? Der Geschichte nach war er einer von Davids Söhnen, und sein Tod hatte sich laut Altes Testament so abgespielt. Er hatte dem Guten und dem Bösen gedient. Und jetzt musste er seine letzte Aufgabe erfüllen, dann gab es ihn nicht mehr.
    Aber das wollte ich nicht zulassen. Nicht so dicht vor dem Ziel. Und ich war auch nicht irgendwer, denn ich besaß mein Kreuz und hielt es wie einen Rettungsanker in der Hand.
    Dass sich Julie Ritter noch in meiner Nähe befand, hatte ich vergessen. Mein Gedanke galt Baphomet, galt van Akkeren, galt dieser verfluchten Gestalt, die ich nicht entwischen lassen wollte.
    »Nein!«, flüsterte ich. »Nein, so geht das nicht. Das kann ich nicht zulassen!«
    »Du musst es! Es geht um mich, um meine Ruhe bis in alle Ewigkeiten. Einmal die Seite, einmal die andere, John Sinclair. So ist das Leben.«
    Ja, da mochte er Recht haben, aber auch ich wollte mich nicht abwenden und die
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