Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1250 - Absalom

1250 - Absalom

Titel: 1250 - Absalom
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vor und zog wieder die Schlafanzughose an. Jetzt ging es mir schon besser, und ich war gespannt, wie sich die Dinge in der nahen Zukunft entwickeln würden.
    Ja, es passierte etwas. Die Spiegelfläche wurde zwar nicht klar, wie ich es erhofft hatte, aber es gab in ihr eine Bewegung. Nur ist ein Spiegel flach, doch ich hatte den Eindruck, als hätte genau dieser an Tiefe gewonnen und würde tief hineinreichen wie ein Tunnel in einen Berg. Das war schon ungewöhnlich. Inzwischen war ich zu der Überzeugung gelangt, dass eine andere Macht versuchte, mit mir in meinem Badezimmer Kontakt aufzunehmen.
    Das erlebte ich nicht zum ersten Mal, das würde ich auch hoffentlich nicht zum letzten Mal erleben, denn ich hatte vor, noch einige Jahre zu leben.
    Bisher hatte ich mich nicht an den Spiegel »herangetraut«. Es hatte zudem keinen Grund für mich gegeben, ich wollte zunächst mal abwarten, nun aber verspürte ich den Drang, den Spiegel zu berühren, der noch immer die ungewöhnliche Kälte abstrahlte, die ich so leicht in ihren Eigenschaften nicht beschreiben konnte.
    Mit kleinen Schritten ging ich vor. Der Rand des Waschbeckens bremste mich.
    Ich selbst sah mich im Spiegel. Mein Gesicht wirkte nicht mehr ganz so fremde. Die Umrisse sahen nicht unbedingt sehr klar aus, und das hatte nichts mit der Feuchtigkeit auf der Fläche zu tun, sondern musste eine andere Ursache haben.
    Ich wartete ab.
    Es musste etwas passieren, dessen war ich mir sicher. Einige Sekunden verstrichen, in denen sich nichts ereignete, bis zu dem Zeitpunkt, als ich die Bewegung im Glas sah.
    Die Bewegung bezog sich nicht auf mein Gesicht, aber mittelbar wurde es davon getroffen. Ich sah, dass es verschwand und sich immer mehr auflöste.
    Ich streckte den linken Arm vor. Meine Fingerkuppen berührten die Fläche. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass sie nicht kalt war; sondern eine ganz normale Temperatur hatte.
    Der Spiegel war noch immer beschlagen. Allerdings nicht mehr so dicht. Ich hatte mein Gesicht verloren. Es war zu einem fahlen Umriss zusammengeschmolzen, doch das war nicht alles.
    Erst jetzt erlebte ich den Sinn, der hinter dieser unerklärlichen Situation steckte.
    Der Spiegel in meinem Bad War so etwas wie eine Tür, die sich für einen bestimmten Vorgang geöffnet hatte, denn im Spiegel war mein Gesicht von einer anderen Gestalt abgelöst worden.
    Ein Fremder war da!
    ***
    Nein, ich hatte mich nicht geirrt! Auch wenn noch die Reste der durchzechten Nacht in mir steckten und ich damit meine Probleme hatte. Was ich sah, das sah ich. Da spielte man mir nichts vor. Es war nicht nur ein Gesicht, sondern eine gesamte Gestalt, die ich sah. Sie stand im Spiegel, und sie bewegte sich nicht von der Stelle. Sie war da, aber sie war trotzdem nicht richtig zu sehen, denn für mich war sie nichts anderes als eine blasse Erscheinung.
    Nicht nur vom Gesicht her. Alles an ihr war blass. Es war durchscheinend. Das Gesicht, der Körper, die Haare, was auch immer. Bleich und nur halbstofflich. Grau, ein Wesen ohne großes Gesicht.
    Zumindest erkannte ich keines.
    Für einen Moment hielt ich den Atem an, weil mich diese Gestalt faszinierte. Sie war etwas Besonderes. Sie wirkte wie ein fernes Wesen aus einer anderen Dimension. Sie war so weit weg.
    Trotzdem schien sie mir zum Greifen nahe zu sein.
    Ein Rätsel aus einer anderen Dimension. Noch nicht erklärbar, da ich unter einer Spannung stand und mich auf diese Erscheinung konzentrierte, ohne über sie nachdenken zu können.
    Irgendetwas war damit nicht in Ordnung. Damit meinte ich sie und mich. Das war auf ein gewisse Art und Weise schon paradox, denn ich hatte den Eindruck, die Gestalt zu kennen, ohne sie je in meinem Leben mit eigenen Augen gesehen zu haben. Aber so unbekannt war sie mir auch nicht.
    Es gab einen Kopf und einen Körper. Ob die Gestalt bekleidet war und womit, das erkannte ich, ebenfalls nicht. Ich fürchtete mich auch nicht vor ihr, denn ich stand ihr neutral gegenüber, und es war in mir eine gewisse Neugierde erwacht.
    Meine Gedanken bekam ich nicht unter Kontrolle. Sie gingen ihre eigenen Wege. Sie wollten mir etwas mitteilen, mussten sich allerdings noch zusammenfinden.
    Dann hatte ich es!
    Ja, ich wusste jetzt, wer mich besucht hatte, obwohl ich diesen Besucher mit eigenen Augen noch nie zuvor gesehen hatte. Aber man hatte mir von ihm erzählt.
    Er war meinen Freunden Jane Collins und Bill Conolly bekannt.
    Im Spiegel sah ich den geheimnisvollen Absalom!
    ***
    Ich wusste nicht viel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher