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1250 - Absalom

1250 - Absalom

Titel: 1250 - Absalom
Autoren: Jason Dark
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Großstadtluft schloss ich das Fenster wieder und dachte daran, dass ich mich duschen wollte.
    Ich trug nur eine kurze Schlafanzughose, die ich schnell abgestreift hatte. Dann warf ich wieder einen Blick in den Spiegel. Meine Mundwinkel verzogen sich trotzdem skeptisch. Zwar sah ich etwas besser aus, aber das Wahre war es trotzdem nicht. Immerhin verspürte ich nicht mehr den Wunsch, mich übergeben zu müssen, und auch die leichten Kopfschmerzen hatten sich noch weiter verflüchtigt.
    Das Fenster stellte ich auf die Kippe, um weiterhin frische Luft ins Bad zu lassen. Danach streifte ich die Hose ab und stellte mich unter die Dusche.
    Ich war noch so im Tran, dass ich sie nicht warm gestellt hatte. So traf mich das Wasser wie ein Schlag. Ich fluchte nur innerlich, hatte das Gefühl, einzufrieren und der Begriff Warmduscher schoss mir durch den Kopf. Der allerdings wollte ich nicht sein. Deshalb ließ ich die kalten Strahlen noch länger auf meinen Körper prasseln und hatte mich komischerweise bald daran gewöhnt.
    Ich hoffte auch, dass mir die Strahlen meine Schwäche aus dem Körper spülten.
    Nach einer Weile stellte ich das Wasser wärmer: Es war ein tolles Gefühl, dem ich mich überließ.
    Anschließend seifte ich mich ein und stellte dabei fest, dass mein Denkapparat wieder einigermaßen funktionierte. Ich konnte mich wieder auf das konzentrieren, was wichtig war, und ich dachte daran, dass ich mir trotz der vergangenen Nacht ein Frühstück machen konnte.
    Der Hunger war da. Ein Paar Rühreier, etwas Speck, dazu Kaffee, das musste reichen. Danach würde ich weitersehen. Allerdings nicht ins Büro fahren, denn dieser Samstag und auch der nächste Tag sollten arbeitsfrei bleiben. Es lag auch nichts an, was so wichtig gewesen wäre.
    Tropfnass und mit feuchten Haaren verließ ich die Duschkabine. Der Griff zum Badetuch, das Abrubbeln, auch das der Haare, das Einwickeln in das Tuch - all das war bei mir Routine. Nur ließ ich mir an diesem Morgen mehr Zeit, und ich war auch mit den Gedanken nicht schon bei der Arbeit, sondern ließ sie einfach frei laufen, wobei ich in Wirklichkeit an nichts dachte und mich nur mechanisch bewegte, was der Abtrockenvorgang erforderte.
    Kühle Luft strich über meinen nackten Rücken hinweg!
    Mir fiel ein, dass ich das Fenster nicht geschlossen hatte. Ich schaute hin und stellte fest, dass die Luft zwar meinen Körper berührte, sie aber nicht unbedingt durch das auf der Kippe stehende Fenster drang. Sie fühlte sich zudem anders an.
    Ich wickelte das Badetuch fester um mich und drehte mich auf der Stelle um. Bisher hatte ich dem Spiegel meinen Rücken zugewandt. Das änderte sich. Ich schaute gegen die Fläche und sah sie leicht beschlagen. Wäre das Fenster nicht geöffnet gewesen, dann wäre der Dunst auf der Fläche dichter, so aber malte er sich nur als ein schwacher Film ab.
    Alles normal - bis auf eine Kleinigkeit!
    Die Kälte, und das glaubte ich zumindest, drang mir nicht aus dem Fenster entgegen, sondern löste sich von der Spiegelfläche, und genau das sorgte bei mir für eine Verkrampfung.
    Wie war das möglich?
    Dass vieles möglich ist, auch das Unwahrscheinliche, hatte ich erst bei meinem letzten Fall erlebt.
    Wer sich mit den Dingen hinter der Normalität beschäftigt und so etwas erlebt hatte wie ich, der war nicht so leicht aus der Bahn zu werfen, auch wenn er mit dem nicht Erklärbaren konfrontiert wird.
    So erging es mir in diesem Fall. Ein Spiegel, der Kälte abgibt, das war nicht normal. Zudem hatte ich mit Spiegeln meine Erfahrungen sammeln können. Oft genug waren sie als Einstieg in eine andere Dimension zweckentfremdet worden. Da konnten sie noch so normal sein. Wenn dämonische Kräfte sie manipulierten, wurden die Gesetze der Physik auf den Kopf gestellt und damit auch die Normalität.
    Ich tat nichts. Es blieb mir zudem nichts anderes übrig. Zwangsläufig schaute ich den Spiegel an, auf dessen Fläche nach wie vor der leichte Film lag. An verschiedenen Stellen hatte er sich zu Tropfen verdichtet, die langsam nach unten rannen und dabei nasse Bahnen hinterließen.
    Die Kälte blieb. Sie nahm nicht ab, und sie verstärkte sich auch nicht. Für mich war sie so etwas wie eine Botschaft, die man mir mitteilte. Allerdings eine, hinter der ich keinen richtigen Sinn sah, aber ich ging davon aus, dass diese Kälte zunächst so etwas wie ein Beginn war und der Höhepunkt noch folgen würde.
    Ich war inzwischen trocken, kam mir im Badetuch eingewickelt komisch
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