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125 - Die Stunde der Wölfe

125 - Die Stunde der Wölfe

Titel: 125 - Die Stunde der Wölfe
Autoren: A.F.Morland
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vernichten. Oft war der Colt Diamondback meine einzige Rettung. Ihn mir wegzunehmen kam einer enormen Unterminierung meiner Verteidigungskraft gleich. Das durfte ich mir nicht gefallen lassen.
    Der Inspektor war keinem noch so vernünftigen Argument zugänglich. Er warf mir Leichtfertigkeit vor Anscheinend sei mir ein Menschenleben nicht allzuviel wert, sagte er.
    »Das ist nicht wahr!« widersprach ich. »Ich schätze das menschliche Leben sogar sehr hoch ein!«
    Widerspruch konnte er nicht vertragen. Er starrte mich mit seinen dunklen Augen streng an, doch ich hielt seinem Blick unerschrocken und trotzig stand.
    »Tut mir leid, aber ich habe nicht diesen Eindruck, Mr. Ballard.«
    »Das ist mir - mit Verlaub gesagt -ziemlich egal!«
    »Sie hätten zuerst denken und dann schießen sollen.«
    »Dann wäre ich jetzt tot.«
    »Aber es war ja nur ein mieser Verbrecher, den Sie vor Ihrem Revolver hatten«, sagte der Inspektor anklagend. »Eine Ratte, die man vertilgen muß. Nennen Sie solche Leute nicht manchmal Ratten, Mr. Ballard?«
    »Nein, das tu ich nicht, aber ich setze diesen Kerlen auch keinen Heiligenschein auf. Ich sehe in ihnen, was sie sind: Verbrecher. Ich wollte nicht, daß dieser Mann sein Leben verliert. Es ist passiert.«
    »Und damit so etwas nicht schon bald wieder passiert, werde ich mich dafür einsetzen, daß man Ihnen die Lizenz entzieht«, sagte der Inspektor eisig.
    »Ich möchte telefonieren«, sagte ich ebenso eisig.
    »Mit wem?«
    »Mit dem General der Heilsarmee,«
    »Ihnen wird das Scherzen noch vergehen, Mr. Ballard. Wenn Sie Ihren Anwalt anrufen wollen… Bitte sehr, ich habe nichts dagegen.«
    »Ich brauche keinen Anwalt, um Sie zur Vernunft zu bringen«, sagte ich, begab mich zum Apparat und wählte Tucker Peckinpahs Geheimnummer.
    Wie meistens meldete sich zuerst Peckinpahs Leibwächter Cruv. Einige Sekunden später hatte ich den reichen Industriellen, meinen Partner, an der Strippe. Er hörte sich an, was ich zu sagen hatte, und meinte dann: »Machen Sie sich keine Sorgen, Tony. Ich führe jetzt ein paar Telefonate. In zehn Minuten ist alles geregelt.«
    »Danke, Partner«, sagte ich und legte auf.
    »Vergeudete Energie«, sagte der Inspektor.
    »Abwarten«, gab ich zurück und schob mir gelassen ein Lakritzenbonbon in den Mund. Der Inspektor wußte nichts von Tucker Peckinpahs sagenhaften Verbindungen.
    Es dauerte nicht zehn, sondern zwölf Minuten, bis das Telefon anschlug. Spencer Cook hob ab und reichte den Hörer an den Inspektor weiter.
    Ich wußte, daß er jetzt von ganz oben eins auf den Deckel bekam, und ich gestehe, daß meine Schadenfreude groß war.
    Der Inspektor wurde zuerst blaß und dann immer kleiner.
    »Jawohl, Sir… Ja, Sir… Ich verstehe, Sir…« sagte er. »Ich konnte nicht wissen… Nein, Sir… Natürlich, Sir… Es tut mir furchtbar leid, Sir… Ja, Sir, wenn Sie es wünschen… Ich hoffe, dieser bedauerliche Irrtum findet nicht in meiner Dienstakte seinen Niederschlag, Sir… Selbstverständlich, Sir, Sie können sich auf mich verlassen.«
    Kreidebleich legte er auf, und er schaffte es nicht, mir in die Augen zu sehen, während er sich murmelnd entschuldigte und mir meine Waffe aushändigte.
    »Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Inspektor«, sagte ich jovial. »Sie haben Glück, ich bin nicht nachtragend.«
    Als er mit seinen Leuten abzog, klopfte ich ihm freundschaftlich auf die Schulter. Ich glaube nicht, daß ihm das sehr gefiel, aber er konnte es nicht verhindern.
    Spencer Cook sah mich verblüfft an. »Sagen Sie mal, Tony, haben Sie einen Onkel im Königshaus?«
    »Sagt Ihnen der Name Tucker Peckinpah etwas?«
    »Er ist einer der reichsten Männer Englands, wenn nicht überhaupt der reichste.«
    »Sehen Sie, und der ist mein Partner.«
    »Tja, dann wundert mich nichts mehr«, sagte Cook.
    Er führte mich ins Wohnzimmer und bat mich, mich zu setzen, »Was möchten Sie trinken? Was ist Ihr Lieblingsgetränk?«
    »Pernod.«
    »Wenn Sie wiederkommen, werde ich einen für Sie haben. Was darfs inzwischen sein?«
    »Ich nehme auch einen Scotch.«
    Cook füllte zwei Gläser und setzte sich zu mir, nachdem er mir mein Glas gegeben hatte.
    »Was waren das für Männer, Spencer?« wollte ich wissen.
    »Darauf kann ich Ihnen nur dieselbe Antwort wie dem Inspektor geben: Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie Feinde?«
    »Jeder Privatdetektiv hat Feinde, das müßten Sie doch eigentlich wissen.«
    »Warum wollten diese Kerle Sie umbringen?«
    »Das kann ich nur vermuten.
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