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1248 - Das Glaslabyrinth

Titel: 1248 - Das Glaslabyrinth
Autoren: Unbekannt
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keiner Weise von den Robotern bedrängt worden.
    Ich lauschte eine Weile den vielfältigen Geräuschen, dann huschte ich geduckt durch den Torweg, der aus dem Innenhof an die Grenze des Glaslabyrinths führte.
    Aus zusammengekniffenen Augen spähte ich in das farbenprächtige Gefunkel und Geflacker zwischen und über einem ganzen Meer riesiger Kristallgebilde, das sich so weit erstreckte, wie die freie Vitalenergie den Blick auf dieses Gebiet freigegeben hatte.
    Jen Salik kam an meine Seite.
    „Wir werden bald hinein müssen", meinte er über den Helmfunk und nickte in Richtung Glaslabyrinth. „Twirl und Lethos versuchen bereits, telepathisch Kontakt mit den Hütern des Vagenda aufzunehmen."
    „Ich werde es über Funk ebenfalls versuchen", erwiderte ich, denn noch wußten wir nicht, ob eine telepathische Verbindung mit den Lla Ssann überhaupt möglich war.
    „Gut, ich halte inzwischen Wache", erklärte Jen.
    Er lehnte sich mit schußbereiter Waffe ans Gemäuer und hielt die Umgebung des vierstöckigen Bauwerks unter Beobachtung, damit ich ungestört mit meinem TIRUN kommunizieren und alle Möglichkeiten einer Kontaktaufnahme mit den Lla Ssann durchspielen konnte. Der Terraner behielt dabei in erster Linie die Gegend im Auge, aus der wir gekommen waren, denn von dort drohten sowohl die „diensteifrigen" Roboter als auch die Angriffsspitzen der Grauen Heere.
    Zehn Minuten später mußte ich einsehen, daß alle meine Versuche, Funkkontakt mit den Hütern des Vagendas aufzunehmen, gescheitert waren.
    Mit düsteren Blicken musterte ich abermals das wild zerklüftete Land aus farbenprächtigen Kristallen, von dem die freie Vitalenergie immer mehr freigab. Ich wußte, daß wir bald gezwungen sein würden, in dieses Gebiet einzudringen. Wir konnten nicht warten, bis die Feuerwalze der Angreifer über uns hereinbrach.
    Wieder mußte ich an Lordrichter Krart denken. Ich zweifelte nicht daran, daß er ernsthaft interessiert war, Jen, Tengri und mich für die Sache des Graulebens zu gewinnen. Er hatte damals, nach dem Abschuß unserer Gondel, mit wahren Engelszungen argumentiert, um uns von der Graukraft zu überzeugen.
    Natürlich war es ganz undenkbar, daß wir Ritter der Tiefe uns den Grauen Lords anschlossen. Auch wenn es wahr sein sollte, daß die Raum-Zeit-Ingenieure fehlerhaft oder sogar teilweise verbrecherisch handelten, würden wir niemals zum Gegner überlaufen, denn das sogenannte Grausein war alles andere als der natürliche Zustand des Kosmos.
    Etwas anderes war es, die Haltung von Lordrichter Krart zu unseren Gunsten zu nutzen.
    Solange er hoffte, uns „bekehren" zu können, würde er davor zurückschrecken, uns mit allen Mitteln vernichten zu wollen. Wie ich diesen Grauen Lord einschätzte, hatte er starke Widersacher und dementsprechende Schwierigkeiten im eigenen Lager. Das und nicht fromme Selbstlosigkeit durfte der Grund dafür sein, daß er alles daransetzte, um Jen, Tengri und mich in die Graue Kammer, das Führungsgremium der Grauen Lords, zu holen.
    Mit drei Rittern der Tiefe als Verbündeten hoffte er sicherlich, alle Widerstände im eigenen Lager überwinden und den Intriganten das Handwerk legen zu können. Vielleicht sollten wir ihm ein Bonbon zu lutschen geben, d. h. seine Hoffnung, uns für sich zu gewinnen, ein bißchen anfachen.
    Ich überlegte noch, wie sich das am besten bewerkstelligen ließe, da hörte ich ganz in der Nähe das durch Mark und Bein gehende stoßweise Schrillen der Intervallwaffen, wie die Exterminatoren sie benutzten. Es schwoll innerhalb weniger Sekunden zu einem schauerlichen Kreszendo an, das an eine Vertonung von Dantes Inferno erinnerte.
    Ich ließ meinen TIRUN alle Kontaktversuche mit den Lla Ssann abbrechen und dafür die Helmzu-Helm-Verbindung einschalten.
    „Was ist da los?" erkundigte ich mich bei Jen, der sich inzwischen ein Stück um die Mauerkante am Ausgang des Torwegs herumgeschoben hatte.
    „Deckung!" schrie er statt einer Antwort und ließ sich fallen.
    Ich lag den Bruchteil einer Sekunde später auf dem Boden, ohne daß ich das entsprechende Vorhaben gedacht hatte. Aber mein Körper reagierte infolge des harten Trainings durch wahnwitzige Abenteuer längst als ein eigenständiges Wesen und ohne merkliches Zutun des Gehirns.
    Das bedeutete nicht, daß mein Gehirn nutzlos geworden wäre! Es hieß nur, daß mein Körper in gewissen verschärften Situationen die betreffenden Befehle des Gehirns vorwegnahm und dadurch sich selbst und das Gehirn
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