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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Das hatte sich ebenfalls nicht geändert.
    Schon darüber freute er sich. Es war keine Freude wie er sie bei seinem Geburtstag erlebte, sondern mehr eine darüber, dass die Gestalt ihn akzeptierte. Für sie war es etwas völlig Normales, dass sie von einem vierzehnjährigen Jungen Besuch bekam und mit ihm reden konnte, auch wenn sie auf Tommys Bemerkungen keine Antworten gab. Oder so gut wie nie. Es hatte schon eine Weile gedauert, bis Tommy sich zum ersten Mal getraut hatte, die Gestalt anzusprechen, und auch jetzt fühlte er sich noch etwas neben sich stehend und merkte, dass sich auf seinen Handflächen Schweiß gesammelt hatte.
    Es war bei Tommy kein Zeichen der Angst, sondern der Aufregung.
    Unverwandt richtete er seinen Blick auf das Knochengesicht mit den so leeren Augen. Er sah diese tiefe Schwärze und dachte immer daran, dass es auch im Weltall nicht anders war.
    Das hatte er in seinen Büchern gelesen.
    »Hast du dich gefreut, Tommy?«
    »Ja.«
    »Ist dir die Wartezeit nicht zu lange vorgekommen?«
    Tommy wusste genau, was die Gestalt hören wollte. »Ich habe es kaum erwarten können.«
    »Das ist gut. Ich hoffe auch, dass du dich an dein Versprechen gehalten hast. Oder hast du deiner Mutter etwas erzählt von mir?«
    »Nein, das habe ich nicht. Aber sie ist nicht dumm. Sie ahnt etwas, das glaube ich schon…«
    »Ja, sie wird es sicherlich bald auch wissen. Oder weiß es schon. Aber sie will es nicht wahrhaben, doch ich mache weiter. Zusammen mit dir, denn du sollst aus der Familie sehen, was wir alles zu bieten haben. Vieles hast du schon erlebt. Du hast gesehen, wie Totes lebendig wurde und dass Wahrheiten oft ein anderes Gesicht haben können. Das alles ist ungemein wichtig, wenn ich das Tor öffne, um gewisse Welten miteinander zu verbinden.«
    Tommy hatte zugehört. Er stand da, ohne sich zu bewegen.
    Als das Skelett schwieg, traute er sich ein Nicken zu. Der andere sollte sehen, dass er mit allem einverstanden war.
    Das Buch wurde von den knochigen Händen ein wenig angehoben. Es geriet jetzt mehr in das fremde Licht hinein, und Tommy konnte die Farbe des Einbands besser erkennen. Sie war rot, als hätte sie die Farbe von Menschenblut angenommen.
    Tommy staunte immer wieder, wenn er das Buch sah, das die Gestalt als so ungemein wichtig einstufte. Menschen sprachen hin und wieder von einem lebendigen Buch, und genau das war hier zu einer kaum erklärbaren Wahrheit geworden.
    Die Knochenhände hielten ein lebendiges Bilderbuch umklammert. Ein anderer Vergleich war Tommy dazu nicht eingefallen. Er wusste auch nicht, warum gerade er dazu ausersehen war, dies präsentiert zu bekommen, aber es gab einen Grund.
    Es konnte auch sein, dass seine Mutter ihn kannte, aber sie würde nicht darüber sprechen, denn sie war manchmal sehr verschlossen. Und Tommy hatte sich auch nicht getraut, ihr etwas von dem zu sagen, was sich unterhalb des Gartenhauses befand. Aber er war immer überzeugter, dass sie es wusste und nur nicht darüber sprach. Sie behielt die Geheimnisse gern für sich. Das hatte sie schon immer getan, wenn ein Geburtstag oder das Weihnachtsfest bevorgestanden hatte.
    »Bist du bereit, Tommy?«
    »Ja.«
    »Soll ich das Bilderbuch aufschlagen?«
    »Bitte.«
    »Willst du die nächsten Seiten sehen und erleben?«
    »Ich warte darauf.«
    Auch jetzt wusste Tommy sehr gut, was er sagen musste. Er kannte die Regeln. Es war immer das gleiche Spiel. Hätte er andere Worte gewählt, wäre der Knöcherne ärgerlich geworden, und das wollte Tommy auf keinen Fall herausfordern.
    »Dann bin ich sehr zufrieden«, erklärte die Gestalt mit dem schwarzen Hut.
    Tommy wartete. Die Spannung in ihm stieg an. Er glaubte sogar, dass dies hier eine besondere Nacht war, die er erlebte.
    Ähnlich wie der Schüler bei einer Prüfung.
    Die rechte Knochenklaue bewegte sich. Dabei wurde der Finger nach vorn gestreckt und leicht gekrümmt, damit er über das Blatt rutschen konnte.
    Tommy hörte ein knisterndes Geräusch, als das alte Blatt umgeschlagen wurde. Das ging nicht schnell, es lief sehr langsam ab. Das Blatt bewegte sich zeitlupenhaft auf die andere Seite, schien in der Mitte stehen bleiben zu wollen und kippte dann doch.
    »Kennst du den Glasma nn, Tommy?«
    »Nein.«
    »Er ist in diesem Bilderbuch und will frei kommen…«
    »Das… das würde mich freuen.«
    »Er will mit dir spielen. Er will bei dir sein. Er will dir etwas zeigen und dich sogar beschützen. Er ist im Buch, er ist so wunderbar, verstehst du?«
    »Ich
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