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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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mehr möglich, denn erst am späten Nachmittag fuhren wir ab. Da hatte sich der Himmel bereits mit den langen Schatten der Dämmerung bezogen, und auch wir zogen etwas: lange Gesichter.
    »Sieht nicht gut für eine schnelle Reise aus«, meinte Suko, der das Lenkrad übernommen hatte. Er war noch jemand, der gern Auto fuhr.
    »Was willst du machen?«
    »Fahren.«
    Ich nickte. »Eben.«
    »Die ganze Nacht durch?«
    Da hatte er eine gute Frage gestellt. Er würde nicht die ganze Nacht durchfahren, denn wir würden uns abwechseln, aber auch das hätte großen Stress bedeutet, denn schon eine Nacht zuvor waren wir nicht zum Schlafen gekommen. Die Müdigkeit würde uns beide erwischen, das stand fest, denn wir waren keine Maschinen. Einschlafen am Steuer wollten wir beide nicht, Zudem drängte niemand.
    »Wenn es nach mir geht, nicht«, antwortete ich.
    »Super.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Es gab schon bessere Tage«, sagte Suko.
    »Bei mir auch.«
    Da hatte ich nicht gelogen. Obwohl ich im Kopf noch völlig fit war, weil sich die Gedanken noch immer um das Erlebte drehten, hatte ich trotzdem den Eindruck, einen Schwermetalltag erwischt zu haben. Ich fühlte mich wie mit Blei gefüllt.
    Schwere Beine, schwere Arme. Allzu lange würde ich nicht durchhalten können.
    »Du kannst doch jetzt die Augen schließen«, schlug mir Suko vor.
    »Kann ich.«
    »Dann bitte.«
    »Aber ich tue es nicht, weil ich nicht einschlafen kann. Das wird in zwei Stunden möglicherweise anders aussehen, aber…«
    »Dann bin ich auch ziemlich von der Rolle.«
    »Also werden wir beide ein Schläfchen machen.«
    Suko grinste und meinte: »Zwei müde Geisterjäger. Ist mal was Neues, Alter.«
    »Aber rein menschlich.«
    »Das schon.«
    Unser Gespräch versandete. Wir redeten auch nicht mehr über Justine Cavallo oder Dracula II, wir hatten einfach keine Lust dazu und rollten nur durch die schottische Landschaft in Richtung Süden, wobei die Einsamkeit unser ständiger Begleiter war. Bei Tageslicht hätten wir noch etwas von den Hügeln, den Wäldern oder den Seen erkennen können, doch in der Dunkelheit schmolz alles zusammen, und wir kamen uns vor, als würden wir durch einen nicht enden wollenden Tunnel fahren.
    Ab und zu sahen wir ein Hinweisschild, das zu Orten führte, deren Namen mir unbekannt waren und die ich auch rasch wieder vergaß. Dafür merkte ich, dass mir die Augen schwer wurden. Ich hatte auch Durst auf einen Kaffee, aber die Müdigkeit war letztendlich stärker. Ich wäre eingeschlafen, hätte mich Suko nicht plötzlich angesprochen.
    »Ich denke, dass uns eine Pause gut tun würde.«
    »Ja, nicht schlecht.«
    »Nur gibt es hier kein Dorf, kein Haus und so weiter.«
    »Dann suchen wir uns eben ein einsames Plätzchen.«
    »Außerdem habe ich Durst.«
    »Die Brust kann ich dir nicht geben.«
    »Hätte ich auch nicht angenommen. Aber auf dem Rücksitz liegen zwei Flaschen Wasser und Kekse. Ich esse immer zu Abend, bevor ich mich hinlege.«
    »Kannst du auch diesmal«, sagte ich.
    Es war nicht schwer, eine Stelle zu finden, an der wir unseren Wagen einstellen konnten, immer wieder erschienen natürliche Ausbuchtungen an den Straßenrändern, und Suko ließ den Jeep in eine hineinrollen, die sich dort befand, wo ein Waldstück allmählich lichter war.
    Die Fahrzeuge, die uns entgegengekommen waren, hätten wir an einer Hand abzählen können. Diese Ecke Schottlands war durch die Einsamkeit geprägt. Sie schien sogar von Menschen verlassen worden zu sein. In der Tat gab es nur wenige Ansiedlungen.
    Als Suko den Motor abgestellt hatte, griff ich nach hinten und holte die beiden Wasserflaschen. Auf die Kekse bestand Suko.
    Er riss das Paket auf, schaute sie sich an, und ich musste grinsen, weil sich eine kleine Wolke gebildet hatte.
    »Ist das Staub?«, fragte ich.
    »Nein, kleine Krümel.«
    Ich hob die Schultern. »Mir kommen sie eher vor, als stammten sie aus dem letzten Jahrhundert.«
    »Du kannst mir den Appetit nicht verderben.«
    »Das ist bei dir auch schlecht möglich.«
    »Wieso das denn?«
    Ich grinste Suko an. »Es stimmt doch, dass Landsleute von dir Hunde essen - oder?«
    Suko schüttelte den Kopf. »He, was ist los? Hast du heute deinen besonders netten Tag?«
    Ich trank erst mal Wasser aus der Flasche. »Fiel mir nur gerade so ein, Alter.«
    »Klar. Bei deinen Einfällen würdest du als Schriftsteller verhungern. Und für eine gute Comedy reicht es auch nicht.«
    »Danke und guten Appetit.« Ich nickte ihm zu und stellte
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