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1239 - Bilderbuch des Schreckens

1239 - Bilderbuch des Schreckens

Titel: 1239 - Bilderbuch des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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sie.
    Janet wollte das letztendlich auch nicht, denn sie fürchtete sich vor dem, was sie zu sehen bekam. Sie hörte schon genug, wenn sie im Haus blieb und es sehr still war. Dann vernahm sie die anderen, wobei sie sich unter ihnen nichts vorstellen konnte, und auch Tommy hatte ihr keine große Erklärung abgegeben.
    Für ihn ging es weiter, für sie ebenfalls, aber es gab nicht mehr das innige Verhältnis zwischen ihnen. Tommy hatte sich von seiner Mutter gelöst, und das hatte wirklich nichts mit dem Alter zu tun. Oder doch? Janet kannte die Antwort nicht. Sie fühlte sich nur vom Leben umklammert, ohne diese Umklammerung lösen zu können, und so musste sie sich damit abfinden.
    Tommy ging seinen eigenen Weg, das war es eben. Dem Schoß der Mutter entwischt, aber wo der Weg hinführen würde, das wusste sie nicht. Wahrscheinlich hatte auch Tommy davon keine Ahnung, wenn er das Gartenhaus aufsuchte.
    Er war eben noch der Zauberlehrling und kein Meister.
    Irgendwann, so hatte Janet sich vorgenommen, würde sie Tommy folgen. Okay, sie kannte das Gartenhaus, und sie wusste auch, dass es so etwas wie ein eigenes Leben führte, dass dort die Vergangenheit noch nicht völlig verschwunden war, aber was dort genau lauerte, war ihr unbekannt. Sie hatte versucht, mit Tommy darüber zu reden. Letztendlich war es bei dem Versuch geblieben, denn ihr Sohn hatte nur wissend gelächelt und den Kopf geschüttelt.
    Das Gartenhaus war etwas Besonderes. Ein Zugang zu einer Welt, die ebenfalls etwas Besonderes und mit der, in der Janet lebte, nicht zu vergleichen war.
    Sie fürchtete sich davor, denn ihr war die Vergangenheit näher als Tommy. Schon allein wegen ihres Alters. Sie hatte auch versucht, mit ihrem Sohn darüber zu reden, aber Tommy hatte jedes Mal abgewunken und gemeint, dass er schon wusste, was er zu tun hatte.
    Janet Olden fror, obwohl sie den dicken Bademantel übergestreift hatte. Darunter trug sie nur das Nachthemd, aber auch dieser Stoff gab keine Wärme ab.
    Zudem war es im Bereich des Eingangs recht kalt, und so wollte sie so bald wie möglich wieder zurück in ihr Zimmer gehen, um dort die Wärme zu genießen. Die gebogene Holztreppe lag im weichen Licht der Wandleuchten. Janet wollte sie nicht ausschalten. Sie fühlte sich geborgener, wenn sie wusste, dass im Haus das Licht brannte, und dann stieg sie mit langsamen Schritten die Stufen hoch, den Blick immer auf ihre Füße gerichtet. Er war so leer wie sie sich fühlte.
    Das Haus war alt. Von außen wirkte es größer als es in Wirklichkeit war. Enge Treppen, keine Großzügigkeit innen, es war eben kein großes Herrenhaus, aber es reichte aus, denn wer von den meisten Menschen wohnte schon derart privilegiert?
    In der ersten Etage brannte ebenfalls das Licht. Es fiel auf einen roten Teppich, der den Flur bedeckte. Janet mochte ihn nicht mehr, denn er erinnerte sie immer an einen langen Blutstreifen.
    In ihrem Zimmer, das sehr gemütlich eingerichtet war und anheimelnd wirkte, stand die zweite Tür offen, die ins Schlafzimmer führte. Hier oben war es wärmer. Trotzdem wollte bei ihr die Kälte nicht weichen, und sie zog einige Male die Schultern fröstelnd in die Höhe.
    Wie immer hatte sie sich einen Tee gekocht, bevor sie zu Bett ging. Der Kräutertee ließ sich auch kalt trinken. Sie nahm ihn gern zu sich, wenn sie in der Nacht aufwachte und Durst verspürte.
    Auch jetzt tat er ihr gut. Sie trank ihn in kleinen Schlucken, doch es ging ihr leider nicht besser. Immer wieder kehrten die Gedanken zurück. Sie ließen sich auch durch den Tee nicht wegspülen. Immer wieder musste sie an ihren Sohn denken und daran, wie es ihm jetzt wohl ging. Bestimmt nicht so gut, aber das war ihre Meinung. Tommy konnte ganz anders darüber denken.
    Sie nahm die Teetasse mit und ließ sich auf der Couch nieder.
    Die Kälte steckte noch immer in ihr. Mit der Außentemperatur hatte sie nichts zu tun, denn sie kam von innen.
    Als die Tasse zu zittern begann, weil es sich von der Hand her übertrug, stellte sie sie weg. Ihr war überhaupt nicht gut, und sie stöhnte leise vor sich hin.
    Irgendwann weinte sie. Die Tränen mussten einfach raus.
    Wenig später fing sie dann an, für ihren Sohn zu beten…
    ***
    Vor Tommys Augen lief etwas Unglaubliches ab, denn es öffnete sich ihm die Wand.
    Zumindest sah es für ihn so aus. Die Starre war verschwunden, etwas bewegte sich, und auch die Dunkelheit zog sich vor ihm zurück, denn in diesem Wandausschnitt schimmerte plötzlich Licht, das
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