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1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb
Autoren: Jason Dark
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Jane Collins versuchte, so unnormal normal zu sein. Sie war nicht locker. Sie gab sich nervös. Sie strich dabei durch ihr blondes Haar, blickte sich auch scheu um. So wie jemand, der plötzlich von Furcht erfasst worden war und sie nicht unter Kontrolle bekam.
    Der Lift hielt. Der dabei entstehende Ruck war für Jane kaum zu spüren. Erst als sich die Türen automatisch öffneten, da merkte sie, dass sie das Ziel erreicht hatte.
    Sie setzte ihren rechten Fuß nach dem Verlassen der Kabine auf einen lindgrünen Teppichboden, mit dem ein Vorzimmer ausgestattet war, von dem die meisten Ärzte wohl nur träumten. Es lag nicht an der Größe, die hielt sich sogar noch in einem normalen Rahmen, es war vielmehr die Aussicht, die Jane faszinierte, denn der Himmel war inzwischen sehr blau und auch hell geworden.
    Nichts wies hier auf die Praxis eines Arztes hin, abgesehen von einer Seitentür, die zu einem Wartezimmer führte, wie auch auf der Tür in einer dezenten Schrift zu lesen war.
    Hinter einer halbrunden hellen Holztheke residierte eine Mitarbeiterin des Arztes. Sie sah auch nicht aus wie eine Krankenschwester, eher wie die Mitarbeiterin eines Industriebosses.
    Zwei Computer standen auf ihrem Pult. Und in der Lücke dazwischen war die Frau zu sehen, die hier das Sagen hatte.
    Auch im Sitzen sah sie groß aus. Sie trug ein modernes Kostüm, brombeerfarben, von der Jacke her eng geschnitten, und mit einem V-Ausschnitt versehen. Sie hatte rotes Haar. Ob die Farbe echt oder gefärbt war, konnte Jane Collins nicht erkennen.
    Auf dem Pult stand ein Namensschild. Schwarze Buchstaben auf einem eisgrauen Untergrund.
    Jennifer Flannigan.
    Jane Collins hatte im Lift bereits etwas geübt. Beim Nähe rkommen versuchte sie wieder, eine gewisse Unsicherheit in ihre Körperhaltung zu legen und verschonte dabei auch das Gesicht nicht, als sie auf das Pult zuschritt.
    Sie wurde genau beobachtet. Auch das geschäftsmäßige Lächeln täuschte sie darüber nicht hinweg. Sie blickte in die graugrünen Augen der Frau, die es nicht für nötig hielt, sich von ihrem Platz zu erheben, sondern einfach nur abwartete.
    Jane fiel zudem auf, dass sie sehr dezent geschminkt war.
    Die Detektivin war auf der Hut. Sie gehörte zu den Personen, die zugleich gut ausgebildet waren, und sie hatte Dank ihres schnellen Blicks auch die kleinen Kameras entdeckt, die in die helle Stuckdecke integriert waren. Sicherlich wurden die Bilder in die Praxisräume des Psychologen übertragen.
    Vor dem Pult blieb sie stehen. Sie schloss für einen Moment die Augen, sorgte auch für ein leichtes Schwanken und hielt sich dabei an der Kante des Pults fest.
    Jennifer Flannigan blieb sehr freundlich und auch cool.
    »Bitte, was kann ich für Sie tun?«
    Dumme Pute!, dachte Jane. Reagierst wie eine Verkäuferin, die mir irgendein Produkt verkaufen will.
    »Ich… ich…« Sie schluckte. Dann holte sie tief Luft. »Ich muss den Doktor sprechen.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht«, erwiderte die Rothaarige.
    »Aber sind Sie angemeldet?«
    »Nein.«
    »Dann tut es mir Leid. Dr. Barker behandelt nur nach vorheriger Anmeldung. Aber ich kann Ihnen gern einen Termin machen, wenn Sie das wünschen, Mrs…«
    »Ja, Sie können mir einen Termin machen«, flüsterte Jane der Frau ins Gesicht. Zugleich schlug sie mit der Faust auf den Tisch. »Dieser Termin wird jetzt sein!«
    Jennifer blieb cool. Sie nickte nur. Dann fragte sie, ohne Jane anzuschauen. »Ihr Name bitte?«
    »Jane Collins.«
    »Danke.« Sie wandte sich dem rechten Computer zu und drehte ihren gepolsterten Stuhl etwas herum. Sehr flink tippte sie den eben gehörten Namen ein, rollte wieder zurück in ihre alte Lage, bediente den zweiten Computer und rückte dann endlich mit einer Antwort heraus.
    »Ich denke, dass es in zehn Tagen klappt, Mrs. Collins. Das ist schon kurz gefasst und…«
    »Zehn Tage?«
    »Ja«, erklärte sie lächelnd, »das sagte ich Ihnen doch.«
    Jane bedachte sie mit einem kalten Blick und flüsterte: »Ich will nicht in zehn Tagen hierher zurückkehren, sondern ich will jetzt zu Dr. Barker. Haben Sie verstanden?«
    »Das habe ich.«
    »Und?«
    Es wirkte schon wieder überheblich, als sich Jennifer Flannigan ihr Kostüm-Oberteil zurechtzupfte. Sie hob die Auge nbrauen an und schüttelte ansatzweise den Kopf. »Nein, Gnädigste, das ist nicht möglich. Und wenn ich das sage, dann bleibt es auch dabei.«
    Jane trat einen Schritt zurück. Sie ärgerte sich, und sie brauchte nicht mehr zu spielen. »Ich
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