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1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb
Autoren: Jason Dark
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gegeben, sie aber recht allgemein gehalten. Auf das eigentliche Thema kamen wir erst beim Frühstück, zu sprechen.
    Jane war natürlich gespannt. Sie sah schick aus in ihrem maisgelben Pullover und der weichen lindgrünen Wildlederhose.
    Den Namen Barnabas Barker hatte sie ebenfalls noch nie gehört und schüttelte einige Male den Kopf, als ich sie in unseren Verdacht einweihte.
    »Es gibt keine Beweise, Jane, aber genau die könntest du uns besorgen, wenn du willst.«
    Sie tupfte etwas Konfitüre von ihrem linken Mundwinkel weg. »Will ich das denn?«
    »Es wäre wünschenswert.«
    Sarah meldete sich. »Nun tu nicht so, Jane. Keine Ziererei. Wäre ich jünger, würde ich dich sogar unterstützen.«
    »Lieber nicht«, sagte ich schnell. »Wir haben schon genug Ärger mit dir gehabt.«
    »Schäm dich, John, so mit einer Frau umzugehen, die deine Mutter sein könnte.«
    »Gerade deshalb habe ich Angst um dich.«
    Jane Collins kam wieder auf das Thema zu sprechen.
    »Glaubst du denn, dass es so einfach sein wird, einen Termin bei Barker zu bekommen? Ich habe da meine Bedenken. Wenn er ein so bekannter Psychologe ist, dann fürchte ich, dass er ausgebucht ist.«
    »Es gibt Notfälle«, sagte ich.
    »Und welche?«
    »Sag ihm, dass du dicht vor dem Durchdrehen stehst. Oder mach das schon in seinem Vorzimmer klar, das er sicherlich haben wird.«
    Jane wiegte den Kopf, lehnte allerdings nicht ab und fragte:
    »Wo finde ich diesen Wunderknaben denn?«
    »In Chelsea.«
    »Gute Adresse.«
    »Ja, die kann er sich leisten.«
    »Wo genau?«
    »Am Cheyne Walk.«
    Jane überlegte kurz. »Das war doch mal eine berühmte Straße, wenn ich mich nicht irre. Alte Häuser, in denen Künstler lebten und arbeiteten.«
    »Ist sie auch heute noch. Nur führt der Verkehr über sie. Aber die Häuser gibt es. Und die Plaketten ebenfalls an den Häusern. Sie weisen darauf hin, welche Künstler dort gelebt haben.«
    »Ich bin einverstanden.«
    »Das dachten wir uns.«
    Sie blitzte mich an. »Und wann geht es los?«
    »Sofort. Falls du nichts dagegen hast.«
    Jane lehnte sich zurück und reckte sich. »Nein, habe ich nicht. Denn im Moment bin ich arbeitslos.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte ich.
    Sie stand auf. Wir alle erhoben uns, selbst die Horror-Oma machte keine Ausnahme, aber sie schüttelte einige Male den Kopf, und auf ihrem Gesicht malte sich Sorge ab.
    »Hast du was?«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    »Ja, mein Sohn. Ich mache mir Sorgen. Du hast ja einiges erzählt. Wenn ich alles richtig verstanden habe, dann ist dieser Barnabas Barker beileibe nicht zu unterschätzen.«
    »Das weiß auch Jane.«
    »Ich hoffe es für sie…«
    ***
    Wir hatten Cheyne Walk erreicht, der parallel zur Themse führte. Wer in den oberen Etagen der Häuser wohnte und über die Bäume hinwegschauen konnte, hatte einen wunderbaren Blick auf den Fluss, ansonsten versperrte ihm das Grün die Sicht.
    Wir waren mit dem Rover gefahren und beteten, dass wir einen Parkplatz bekamen, wobei wir tatsächlich das Glück hatten, eine leere Fläche zu finden.
    Der Rover passte hinein, obwohl er mit seiner vorderen Stoßstange beinahe einen Laternenpfahl touchierte, der einer Lampe nachgebaut worden war, die man im vorvorletzten Jahrhundert überall in London als Gaslaternen aufgestellt hatte.
    In der Tat konnte man das Gefühl haben, in der Zeit zurückversetzt zu sein. Die alten Häuser waren noch vorhanden, und man hatte sich auch um die Renovierung gekümmert. So unterschiedlich die Fassaden auch waren, so unterschiedlich hatte man sie angestrichen. Manche boten eine weiße, fast blendende Farbe, andere wiederum erstrahlten in einem satten Gelb oder einem weichen Rot.
    Auf manchen Dächern sahen die Kamine wie Kunstwerke aus, und die unterschiedlich hohen Dachgauben hatten ihren eigenen Reiz. Hinzu kamen die Plastiken, die an verschiedenen Stellen wie auf kleinen Inseln standen und an die Künstler erinnerten, die einmal hier gewohnt hatten. Der Verkehr lief trotzdem, und so war es nicht mal leicht, über die Straße zu gelangen.
    Wir parkten jenseits eines Grünstreifens, den es auch noch gab. Auf dieser Fläche war das Denkmal des Thomas More aufgestellt worden, eines englichen Staatsmannes und Humanisten, der allerdings später enthauptet worden war.
    Schräg gegenüber praktizierte Dr. Barnabas Barker. Beim Vorbeifahren hatten wir sein Messingschild an der Hauswand gesehen, in dem sich die Sonne gespiegelt hatte, die in den letzten Minuten eine Wolkenlücke für sich
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