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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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gleitend voran. Zwar blieb die Tunneldecke über mir nicht gleich hoch - mal war sie höher, dann niedriger -, aber sie veränderte sich nicht zum Positiven für mich, und so musste ich mich weiter bäuchlings bewegen.
    Die Lampe hielt ich mit der rechten Hand fest. Der Strahl tanzte hin und her. Er war das zuckende Etwas, das in die Dunkelheit hineinglitt und sie immer wieder zerstörte. Wer immer den verdammten Stollen hier gegraben hatte, er hatte dafür keine Maschine genommen, sondern wahrscheinlich seine bloßen Hände oder eine Schaufel, denn nichts war hier eben und glatt.
    Sogar der Untergrund nicht, denn er wellte sich voran und glänzte an verschiedenen Stellen feucht, als hätte es hier hineingeregnet.
    Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich den verfluchten Gestank erst bemerkte, als er mich traf, als hätte man mir einen unsichtbaren Lappen ins Gesicht geschlagen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr weiterzukommen und gestoppt zu werden. Erst als Sekunden vergangen waren, merkte ich, dass ich tatsächlich auf dem Boden lag und einfach nur nach vorn leuchtete, den Mund offen und schwer die widerliche Luft einsaugend.
    Es war ein Ghoul!
    Der Gestank hatte mir das bewiesen. Zu oft hatte ich schon mit diesen Wesen zu tun gehabt, und mein Hass auf die verdammten Leichenfresser war nicht geringer geworden.
    Er war in der Nähe, sonst hätte mich der Gestank nicht erreicht, aber er tauchte nicht im Lichtkegel der Lampe auf. Also musste ich noch weiter. In meinem Kopf hatte sich ein dumpfer Druck ausgebreitet. Ich war schmutzig wie ein Erdarbeiter und so nass, als wäre ich unter der Dusche gewesen, aber es war nicht Wasser, das meinen Körper bedeckte, sondern der reine Schweiß.
    Das hier war eine Hölle, eine verdammte Hölle, aber ich musste hindurch.
    Der Gang blieb so eng, aber ich erkannte zu beiden Seiten Querstollen, die das Reich des Ghouls vergrößerten, sodass er mehrere Ausweichmöglichkeiten hatte.
    Ich stoppte nicht, weil ich bezweifelte, dass er sich in einem der Querstollen versteckt hielt. Ich blieb in diesem Hauptstollen, passierte die Abzweigungen, leuchtete zuvor trotzdem hinein, und das Licht der Lampe sorgte für das helle Schimmern, als es über die dort zurückgelassenen Knochen hinwegstrich.
    Abfall für den Ghoul!
    Mir stieg die Galle hoch, als ich daran dachte, dass diese Reststücke mal Menschen gewesen waren, und der bittere Geschmack der Gallensäure breitete sich in meinem Mund aus.
    Ich schlängelte mich weiter.
    Der Boden blieb auch jetzt recht glatt. Ich kam gut voran, obwohl er nicht mehr abschüssig war. Außerdem war ich mir sicher, dass sich der verdammte Ghoul nicht mehr weit von mir entfernt befand.
    Seltsamerweise war die Luft wieder etwas besser geworden, und das bildete ich mir wirklich nicht ein. Irgendwo vor mir musste es eine Stelle geben, durch die sie frischen Nachschub bekam.
    Ich arbeitete mich vor. Die Lampe zerstörte die Finsternis, aber der Strahl verlor sich nicht mehr in der Dunkelheit, denn plötzlich erwischte er ein Ziel.
    Es war kompakt.
    Es war hell und dunkel zugleich.
    Es war massiv, und es bewegte sich, auch weiterhin nach vorn. Es war wesentlich massiger als ich, aber es war auch geschmeidiger, denn der Körper war von einer Schicht aus Schleim überwuchert. Das stinkende Zeug klebte zum Teil an den Gangwänden fest, wo es aussah wie alter Kle ister.
    Vor mir war der Ghoul.
    Er würde mir nicht mehr entwischen.
    Aber dann war er plötzlich weg, und ich hörte den fernen Schrei einer Frau…
    ***
    Jenny Orwell glaubte nicht, was sie sah. Oder wollte es nicht glauben. Sie wünschte sich eine Decke aus Finsternis herbei, die alles verbarg und dafür sorgte, dass dieser schreckliche Anblick nicht mehr als ein Trugbild aus einem Albtraum blieb.
    Es war nicht hell, aber hell genug, um alles zu erkennen.
    Jenny Orwell war so geschockt, dass sie sogar ihre Hände nicht mehr bewegte und erst mal sitzen blieb.
    Suko hatte von einem Ghoul gesprochen. Er hatte ihn allerdings nicht beschrieben. Hätte er das getan, sie hätte ihm wahrscheinlich nicht geglaubt, doch sie hätte sich zumindest auf den Anblick vorbereiten können, so aber traf er sie wie ein Hammerschlag.
    Der Ghoul sah einfach grauenhaft aus.
    Das war kein Mensch, das war eine kompakte und trotzdem geleeartige Masse Unhold, die sich durch einen relativ schmalen Stollen gequetscht hatte. Das war ihm möglich gewesen, weil der Schleim an den Seiten wie ein gutes Schmiermittel
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